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17.05.2002 16:01

Rektorenkonferenz verabschiedet Leitbild für Alpen-Adria-Universitäten

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Für Autonomie und gegen verengte erwerbswirtschaftliche Sichtweisen / Habilitation soll als Qualifikationskriterium beibehalten werden -

    Auf Vorschlag ihres wissenschaftlichen Beirates hat die Alpen-Adria-Rektorenkonferenz auf ihrer diesjährigen Sitzung, die heute in Augsburg zu Ende gegangen ist (siehe UPD 58A/02 vom 16.5.02), ein Leitbild für die Mitgliedshochschulen verabschiedet.

    Das Papier (Wortlaut im Anhang) betont insbesondere die Freiheit von Forschung und Lehre sowie die Autonomie, die die Universitäten brauchen, um ihre gesellschaftliche Aufgabe erfüllen zu können. Komplementär dazu wendet sich die Rektorenkonferenz gegen die Etablierung von Strukturen, die eine Abkehr von Kollegialentscheidungen darstellen. Im selben Kontext fordert sie, dem Prinzip des "New Public Management" dort Grenzen zu ziehen, wo unter entsprechend verengten Sichtweisen weite Bereiche der Wissenschaft zum Absterben verurteilt wären. Konkret bekräftigt die Alpen-Adria-Rektorenkonferenz u. a. ihr Festhalten an einer bereits vor fünf Jahren formulierten Resolution, die besagt, dass die Habilitation als ein Qualifikationskriterium für den wissenschaftlichen Nachwuchs beibehalten oder - wo bereits abgeschafft - wieder eingeführt werden soll.

    Auf der Augsburger Tagung waren die Rektoren bzw. Präsidenten von insgesamt 19 norditalienischen, österreichischen, ungarischen, slovenischen, kroatischen und bayerischen Universitäten vertreten. Zu ihrer nächsten Tagung werden sich die Alpen-Adria-Rektoren voraussichtlich im Mai 2003 an der Universität Maribor treffen; deren Rektor, Prof. Dr. Ludvik Toplak, hat für das Studienjahr 2002/03 den Vorsitz in der Alpen-Adria-Rektorenkonferenz vom Augsburger Rektor Prof. Dr. Wilfried Bottke übernommen.
    ______________________________________

    Anhang:

    LEITBILD DER ALPEN-ADRIA-UNIVERSITÄTEN

    Präambel

    Die Präsidenten und Rektoren der in der Alpen-Adria-Rektorenkonferenz zusammengeschlossenen Universitäten, die zu der Konferenz am 16./17. Mai 2002 in Augsburg versammelt sind, bekennen sich,

    im Bewusstsein, dass die Alpen-Adria-Region einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Entwicklung eines sich vereinigenden Europa leistet,

    übereinstimmend zu folgenden Grundsätzen:

    1. Universitäten dienen der Gesellschaft und den Völkern, indem sie Wissen mehren. In der Einheit von Forschung, Lehre und Studium ermöglichen sie den Studierenden, sich wissenschaftlich fundiert zu bilden. Sie bieten eine berufliche Ausbildung an, die die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden voraussetzt. Zugleich offerieren sie Ausgebildeten lebenslange Fort- und Weiterbildung. So sichern sie zukunftsgewinnige Methoden-, Fach- und Sozialkompetenz.

    2. Die Freiheit der Forschung, der Lehre und des Studiums ist für die Entwicklung demokratischer Gesellschaften unverzichtbar. Sie garantiert den Universitäten die Autonomie, die sie brauchen, um ihre gesellschaftliche Aufgabe erfüllen zu können.

    3. Universitäten verwalten ihre eigenen Angelegenheiten. Sie brauchen, um der Gesellschaft und den Völkern ihren Dienst effizient erbringen zu können, Autonomie und real hinreichende Freiheit. Da ihre reale Freiheit auch von wirtschaftlichen Gegebenheiten abhängt, sind die nationalen und lokalen Regierungen aufgefordert, geeignete Rahmenbedingungen für die Universitäten zu schaffen. Diese Freiheit darf nicht gemindert werden durch staatliche Maßnahmen der Einflussnahme und Etablierung von Strukturen, die eine Abkehr von Kollegialentscheidungen darstellen.

    4. Der Absicht, Universitäten wie Unternehmen der Erwerbswirtschaft aufzubauen und ihnen die Struktur privater Konzerne zu geben ("New Public Management"), sind dort Grenzen zu setzen, wo es um geistige Werte geht, die nicht sofort als Ort gewinnbringender Armortisation gesehen werden können. Weite Bereiche der Wissenschaft und Kunst wären unter diesen verengten Sichtweisen zum Absterben verurteilt.

    5. Durch die Forschung, durch Lehre, durch Wissens- und Technologietransfer und durch die Bildung des wissenschaftlichen Nachwuchses tragen die Universitäten zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung bei. Die Grenzen der Forschung dürfen nicht durch politische Programme und Vorgaben gesetzt werden, sondern in rechtlichen und ethischen Grundsätzen.

    6. Die Universitäten der Alpen-Adria-Rektorenkonferenz fördern ihre Zusammenarbeit im wissenschaftlichen Bereich und die Mobilität von Lehrenden und Lernenden.

    7. Es ist Teil der Freiheit von Universitäten, dass sie die Qualifikation ihres wissenschaftlichen Nachwuchses und der an ihnen Lehrenden bestimmen. In den Mitgliedstaaten der Alpen-Adria-Rektorenkonferenz soll, gemäß der Resolution vom 25. und 26. April 1997, die Habilitation als ein Qualifikationskriterium entweder beibehalten oder wieder eingeführt werden. Daneben sind andere Qualifikationskriterien möglich. Die Alpen-Adria-Rektorenkonferenz hält an dieser Resolution fest. Die Habilitation gewährt einen internationalen Standard.

    8. Die Universitäten der Alpen-Adria-Rektorenkonferenz schaffen bei Studienabschlüssen und wissenschaftlichen Qualifikationen international transparente und wechselseitig anerkennungsfähige Standards. Diese Standards - wie European Credit Transfer System (ECTS) und Diploma Supplements (DS) - sollen eine Konvergenz der akademischen Grade sicherstellen.


    Weitere Informationen:

    http://idw-online.de/public/zeige_pm.html?pmid=48003
    http://elisa.uni-mb.si/


    Bilder

    Die Verabschiedung eines Leitbilds stand im Mittelpunkt der Beratungen der RepräsentantInnen von 19 Universitäten der Alpen-Adria-Region, die am 16. und 17. Mai 2002 in Augsburg tagten.
    Die Verabschiedung eines Leitbilds stand im Mittelpunkt der Beratungen der RepräsentantInnen von 19 ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Die Verabschiedung eines Leitbilds stand im Mittelpunkt der Beratungen der RepräsentantInnen von 19 Universitäten der Alpen-Adria-Region, die am 16. und 17. Mai 2002 in Augsburg tagten.


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