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21.05.2002 11:42

Autonomie und Lebensqualität für Krebskranke

Dr. med. Eva M. Kalbheim Pressestelle
Deutsche Krebshilfe e. V.

    Krefeld (ct) - Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen - und fast ein Drittel der Betroffenen ist jünger als 60 Jahre. Die qualitätsgesicherte medizinische Behandlung von Brustkrebspatientinnen hat erste Priorität. Doch genauso von Bedeutung ist es, die Frauen psychosomatisch und psychosozial zu be-treuen. Diese psychische Unterstützung muss bereits während des Krankenhaus-Aufenthaltes beginnen. Mit rund 88.000 Euro unterstützt die Deutsche Krebshilfe daher am Klinikum Krefeld ein "Patienten-Lernzentrum", in dem sich Frauen mit Brustkrebs informieren und beraten lassen können. Die Angehörigen werden mit einbezogen, denn sie stehen der Erkrankung ihrer Frau oder Mutter meist hilflos gegenüber. Dieses Angebot für Krebspatienten ist in Deutschland einmalig.

    "Die Diagnose Brustkrebs konfrontiert und belastet eine Patientin abrupt und unausweichlich in zweifacher Hinsicht: körperlich und psychosomatisch." Professor Dr. Jörg Baltzer, Direktor der Frauenklinik des Klinikums Krefeld, bezeichnet eine Frau, die an Brustkrebs erkrankt ist, als "besondere Patientin": Sie sei ihrer Erkrankung anfangs vollkommen ausgeliefert und kenne oft keine bereits erprobten Bewältigungsstrategien. Professor Baltzer und sein Team glauben aber, dass man die Frauen bereits frühzeitig bei der Verarbeitung der Diagnose unterstützen kann. Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigt das Pilotprojekt "Patienten-Lernzentrum für Frauen mit Mammakarzinom" an der Frauenklinik des Klinikums Krefeld.

    "Bisher hat die Hälfte aller Frauen, die seit Oktober 2000 im Klinikum Krefeld operiert wurden, an einer Schulungswoche teilgenommen", sagte Marlene Nelißen, Lehrerin für Pflegeberufe und Leiterin des Projektes. Die Patientinnen werden bereits wenige Tage nach der Operation vom behandelnden Arzt oder von der Projektleiterin über die Möglichkeit der Teilnahme an einer Informationswoche informiert. "Wir gehen so früh auf die Patientinnen zu, weil ihre Verweildauer im Krankenhaus zumeist recht kurz ist. Dadurch steht nicht mehr ausreichend Zeit für eine ausführliche Beratung über die vielfältigen Aspekte der Rehabilitation nach einer Krebsoperation zur Verfügung", so Professor Baltzer.
    Jeweils bis zu zwölf Frauen mit Brustkrebs und ihre Angehörigen können direkt im Anschluss an den stationären Aufenthalt an einer solchen Lernwoche teilnehmen. Dabei werden sie von Montag bis Donnerstag jeweils eineinhalb Stunden lang über verschiedene Möglichkeiten der Krankheits- und Stressbewältigung beraten. Am Ende der Woche geben die Teilnehmer einen Bewertungsbogen ab. "Die bisherige Auswertung dieser Bögen zeigt eine außerordentlich hohe Zustimmung der Patientinnen und ihrer Angehörigen, sowohl was die Lerninhalte als auch die Art der Gesprächsführung betrifft," resümiert Projektleiterin Nelißen. Darüber hinaus werde immer wieder deutlich, wie groß der Bedarf für derartige Informationen nicht nur bei den Betroffenen, sondern auch bei den Angehörigen sei. Insbesondere von den Informationen zu den Themen "Nachsorge", "Selbstuntersuchung der Brust", und "Möglichkeiten der Früherkennung" hätten die Schulungsteilnehmer enorm profitiert. Bisher nahmen 262 Patienten und Angehörige an 29 Informationswochen teil.

    Sollten die Lernwochen für Brustkrebskranke weiterhin so erfolgreich sein, plant man weitere Schulungen etwa für Lungenkrebspatienten oder für Patienten mit Magenkrebs. Professor Baltzer: "Wir wollen damit dem berechtigten Interesse der Betroffenen und ihrer Angehörigen begegnen, durch Kenntnisse über die eigene Erkrankung aktiv an der Krankheitsbewältigung und Gesundung mitwirken zu können". Es sei nicht zuletzt auch die gesetzliche Pflicht der Ärzte und des Pflegedienstes, Kranke zu einem gesundheitsfördernden Verhalten anzuregen und durch Informationen Komplikationen und das mögliche Fortschreiten der Erkrankung rechtzeitig zu erkennen. Die Krankenkassen zeigen mittlerweile Interesse an diesem Projekt, das in Deutschland für Krebspatienten einmalig ist.

    Die gute Zusammenarbeit zwischen dem Betroffenen, seinen Ärzten und Pflegern sowie den Angehörigen ist aus der Sicht der Deutschen Krebshilfe wichtigste Voraussetzung dafür, dass ein Krebspatient bald wieder gesund wird. Die Realität sieht jedoch oft anders aus: Patienten und Ärzte verstehen einander nicht, der Kranke fühlt sich als "Fall". Die Ärzte sind überlastet und haben wenig Zeit. Um Betroffenen in einer solchen Situation zu helfen, hat die Deutsche Krebshilfe im Rahmen ihrer Reihe "Die blauen Ratgeber" eine Informationsschrift herausgegeben: "Teamwork - Krebspatienten und Ärzte als Partner". Diese Broschüre kann kostenfrei angefordert werden bei: Deutsche Krebshilfe, Thomas-Mann-Straße 40, 53111 Bonn. Außerdem kann sie im Internet unter www.krebshilfe.de im Volltext abgerufen werden.

    61 Zeilen je 70 Anschläge
    Abdruck honorarfrei, Beleg erbeten

    Projekt-Nr. 70-2916


    Weitere Informationen:

    http://www.krebshilfe.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    regional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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