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23.05.2002 10:30

Pflegekinder Kamerun kompensieren Macht des Mannes

Msc Michel Philippens Communication
Niederländische Organisation für wissenschaftliche Forschung - NWO

    Eines von drei Kindern in Ostkamerun wohnt nicht bei der eigenen Mutter, sondern bei einer Pflegetante. Die Pflegetante erwirbt damit eine stärkere Position ihrem Mann und einer Familie gegenüber. Das entdeckte die Anthropologin Dr. Catrien Notermans der Katholischen Universität Nimwegen.

    In der Altersgruppe von zehn bis vierzehn Jahren lebt sogar eines von drei Kindern in Ostkamerun nicht bei der eigenen Mutter. Meistens zieht ein Kind zu Onkel oder Tante. Das kann eine Tür weiter sein, aber auch an der anderen Seite des Landes.

    Die Anthropologin untersuchte mit Subvention der niederländischen Organisation für wissenschaftliche Forschung (NWO) verschiedene Familien in dem Städtchen Batouri, um herauszufinden, weshalb so viele Kinder bei Verwandten untergebracht werden. Die Pflegefamilie erwies sich als größte Interessentin. Eine Frau, die das Kind ihres Bruders adoptiert, bezieht ihre Verwandten in ihre Familie. Indem das Kind zu ihr zieht, erwirbt die Frau eine bessere Verhandlungsposition zu ihrem Mann und ihren Verwandten.

    Frauen haben in der Regel wenig Schwierigkeiten, ihr Herz an die Kinder ihrer Brüder zu hängen. Im Gegensatz zu ihren biologischen Kindern kann sie die Pflegekinder nicht bei einer Ehescheidung verlieren. Bei einer Scheidung gehen ihre biologischen Kinder automatisch mit zur Familie des Vaters. Die Kinder ihres Bruders, die bei ihr wohnen, bleiben bei ihr. Ehen haben einen zeitweiligen Charakter in Kamerun. Im Durchschnitt hat eine Frau zwei bis drei Ehen in ihrem Leben.

    Es kommt auch oft vor, dass ein Mann Kinder seiner Schwester adoptiert. Vor allem, wenn die Schwester in dem Moment in ihrem Leben nicht verheiratet ist. Der biologische Vater kann dann keinen Anspruch auf diese Kinder erheben. Später, wenn sie verheiratet ist, kann eine Frau im Tausch um die Pflegekinder des Bruders bitten.

    Catrien Notermans sprach auch mit den Pflegekindern selbst. Diese fühlen sich oft Opfer der Rivalität zwischen den Familien. Ein Kind vertritt die Interessen nur einer Hälfte der Familie. Für die Kinder, die mit ihrem Pflegeonkel verwandt sind, ist es nicht angenehm, ihre Pflegetante gegen sich zu haben. Sie leitet immerhin des Haushalt. Kinder, die mit der Pflegetante verwandt sind, fühlten sich benachteiligt. Außerdem verwendet der Pflegeonkel oft mehr Geld auf seinen eigenen Kindern. Übrigens hat ein Pflegekind immer die Möglichkeit, zurück zu den Eltern zu gehen, wenn es dies wirklich will.

    Nähere Informationen bei Dr. Catrien Notermans (Katholische Universität Nimwegen, Fakultät der Sozialen Wissenschaften), Tel. +31 (0) 24 3616255 (Büro) oder +31 (0) 24 3555707 (privat), Email: c.notermans@maw.kun.nl. Catrien Notermans bereitet momentan einige Publikationen vor.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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