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15.06.2012 09:37

Zweite Algenart mit rätselhaften Chloroplasten-Komplexen entdeckt

Lisa Dittrich Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

    Veröffentlichung Gießener Biologen in Zeitschrift „Protist“

    Biologen aus Gießen und Leipzig haben zum zweiten Mal seit 2007 eine Algenart mit bis dahin unbekannten Chloroplasten-Komplexen in ihren Zellen entdeckt. Nach der vor fünf Jahren entdeckten Alge Synchroma grande stellten die Forscherinnen und Forscher, unter anderem vom Institut für Botanik der Justus-Liebig-Universität Gießen, jetzt eine weitere Art der gleichen Gattung, Synchroma pusillum, vor. Bei allen zuvor bekannten Pflanzen mit mehreren Chloroplasten je Zelle sind diese voneinander unabhängig. Beide Arten wurden an mehreren Stellen im wärmeren Atlantik gefunden, sie sind offenbar nicht selten. Es handelt sich dabei um Amöben, die einzeln leben oder zu mehreren durch Plasmastränge miteinander verbunden sein können.

    Es gibt kriechende, im Wasser schwebende und festsitzende Stadien. Die Zellen letzterer sind von einer farblosen Hülle (Lorica) bedeckt, die eine Pore hat. Aus der Pore tritt ein verzweigter Plasmastrang, ein Scheinfüßchen oder Pseudopodium, aus, der mit entsprechenden Strukturen benachbarter Zellen verschmelzen kann. Auf diese Weise entsteht ein netzartiges Plasmodium, welches eine Einrichtung zum Fang und Verdauen anderer Organismen, wie etwa Kieselalgen oder Bakterien, darstellt. Beide Synchroma-Arten sind mixotroph, das heißt, sie ernähren sich sowohl durch die für Pflanzen durch ihre Chloroplasten mögliche Fotosynthese als auch durch für Tiere charakteristische Aufnahme kompletter anderer Organismen oder Teilen von ihnen. Genetische Untersuchungen ergaben, dass beide sich durch ihre Zellgröße voneinander unterscheidenden Arten parallelen Entwicklungslinien angehören. Verschiedene Herkünfte beider Species zeigen jeweils genetische, jedoch keine großen morphologischen Unterschiede.

    Publikation
    M. Schmidt, S. Horn, K. Flieger, K. Ehlers, C. Wilhelm & R. Schnetter (2012): Synchroma pusillum sp. nov. and other new algal isolates with chloroplast complexes confirm the Synchromophyceae (Ochrophyta) as a widely distributed group of amoeboid algae. Protist 163(4), Juli 2012: 544-559.
    DOI: 10.1016/j.protis.2011.11.009

    Kontakt:
    Prof. Dr. Reinhard Schnetter, Institut für Botanik
    Senckenbergstraße 17, 35390 Gießen
    Telefon: 0641 99-35260, Fax: 0641 99-352119


    Bilder

    Plasmodium mit rundlichen Zellen von Synchroma pusillum. Aus der Zellansammlung gehen nach allen Seiten farblose Plasmastränge ab, die aus miteinander verschmolzenen Pseudopodien der Zellen bestehen.
    Plasmodium mit rundlichen Zellen von Synchroma pusillum. Aus der Zellansammlung gehen nach allen Sei ...
    Foto: Reinhard Schnetter
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Plasmodium mit rundlichen Zellen von Synchroma pusillum. Aus der Zellansammlung gehen nach allen Seiten farblose Plasmastränge ab, die aus miteinander verschmolzenen Pseudopodien der Zellen bestehen.


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