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27.05.2002 10:49

Knock-out den Krankheitsgenen

Charlotte Brückner-Ihl Presse, Kommunikation und Marketing
Justus-Liebig-Universität Gießen

    Pressegespräch anlässlich der Konferenz "Transgenic Mouse Models in Pharmacology: Advances in Generation and Phenotyping" am 31. Mai 2002 im Schloss Rauischholzhausen

    Das Rudolf-Buchheim-Institut für Pharmakologie der Justus-Liebig-Universität Gießen lädt anlässlich der Konferenz "Transgenic Mouse Models in Pharmacology: Advances in Generation and Phenotyping" zur einer Pressekonferenz am 31.5.2002 um 13.00 Uhr auf Schloss Rauischholzhausen ein.

    Wie beweist man, welche Funktionen ein Gen im Körper ausübt oder für welche Krankheiten es verantwortlich ist? Wie kann man neue auf bestimmte Krankheitsgene des Menschen abzielende Arzneimittel in genetisch definierten Tiermodellen testen? Knock-out Mäuse sind aus der modernen biomedizinische Forschung nicht mehr wegzudenken.

    Dabei steht Knock-out nicht etwa für besonders schlagfertige Mäuse, sondern für eine revolutionäre Technik, bei der durch gezielte Löschung oder Einbringung von Erbsubstanz die Generierung genetisch veränderter, sogenannter transgener Mäuse möglich geworden ist. Zurück gehen diese bahnbrechenden Methoden auf Mario Capecchi, Martin Evans und Oliver Smithies, die hierfür 2001 den US-amerikanischen Lasker-Preis erhielten. Dieser Preis gilt als die "Ehrenrunde" vor der Verleihung des Nobel-Preises. Sehr oft waren Lasker-Preis-träger kurze Zeit später Nobelpreisträger.

    Die Entwicklung transgener Tiermodelle und deren Charakterisierung geht unter anderem Hand in Hand mit dem Humangenomprojekt, mit Hilfe dessen einmal neue Krankheits-relevante Gene entdeckt werden sollen. Doch für solche identifizierten Kandidaten-Gene muss anschließend gezeigt werden, dass sie tatsächlich die Krankheit auslösen oder durch ihr Fehlen eine Krankheit bewirken.

    In den letzten Jahren haben die hierbei eingesetzten Techniken rasante Fortschritte gemacht. Mittlerweile ist es möglich, Tiere sich ganz normal entwickeln zu lassen und erst im erwachsenen Tier Gene zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem bestimmten Organ zu deletieren ("auszuknocken"). Besonders Pharmakologen interessieren sich für diese Technik, da sie so die Wirkung eines gezielt und spezifisch wirkenden Arzneimittel vorwegnehmen können. Bewahrheitet sich die Hypothese auch im Knockout-Modell, das heißt wird ein Target (Ziel) für ein neues Arzneimittel validiert und treten kaum unerwünschte Effekte auf, so kann anschließend die Entwicklung chemisch definierter Arzneimittel mit hoher Aussicht auf klinischen Erfolg forciert werden. Früher wären leicht zehn bis 15 Jahre Entwicklungsarbeit verloren gewesen.

    Es war notwendig für die Untersuchung (Charakterisierung) dieser transgenen Mäuse eine Vielzahl neuer Untersuchungsmethoden und Standards zu schaffen. "Wir planen, die in Gießen in den nächsten Jahren generierten Knockout-Mäuse durch eine regelrechte kleine Maus-Klinik zu schleusen", berichtet Prof. Harald Schmidt, Geschäftsführender Direktor des Rudolf-Buchheim-Instituts für Pharmakologie. Hierbei werden verschiedene Fachbereiche bzw. -gebiete der Medizin, Veterinärmedizin und Biologie zusammenarbeiten.

    Am Vortag des Kongresses wird in Gießen im neu geschaffenen Zentralen Tierlabor die erste so genannte SPF-Anlage eröffnet werden. Diese stellt quasi einen Hochsicherheitstrakt für Mäuse dar, denn die Tiere sind für die Wissenschaft und medizinische Erkenntnis extrem wertvoll. So sollen die Tiere vor Infektionen maximal geschützt werden. Teilweise entstehen sogar extrem Infektionsanfällige Mäuse bei den geplanten Untersuchungen.

    Diese hochaktuelle Thematik wird vom 30. Mai bis zum 1. Juni 2002 auf einer hochkarätig besetzten Konferenz auf Schloss Rauischholzhausen mit internationalen Rednern und Diskussionsleiter aus Hochschule und Industrie diskutiert. Organisatoren der Konferenz sind, neben Prof. Dr. Harald Schmidt von der Justus-Liebig-Universität Gießen, drei deutsche Knock-out-Experten: Privatdozent Dr. Lutz Hein (Universität Würzburg), Prof. Dr. Stefan Offermanns (Universität Heidelberg) und Prof. Dr. Uwe Rudolph (Universität Zürich).

    Die Rauischholzhausener Konferenz-Serie hat eine über 20-jährige Tradition, und ist fester Bestandteil der wissenschaftlichen Aktivitäten des Rudolf-Buchheim-Instituts für Pharmakologie der Justus-Liebig-Universität Gießen sowie der Deutschen Gesellschaft für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie e.V. Die Konferenz steht jedes Jahr unter einem Thema, das als international richtungsweisend für das Gebiet der Arzneimittelentwicklung, Pharmakologie und Toxikologie angesehen wird.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Harald Schmidt
    Geschäftsführender Direktor
    Rudolf-Buchheim-Institut für Pharmakologie
    Frankfurter Str. 107
    35392 Gießen
    Tel.: 0641/99-4 76 00/1
    Fax. 0641/99-4 76 19
    E-Mail harald.schmidt@pharma.med.uni-giessen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.med.uni-giessen.de/rbi/transgenic


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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