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07.06.2002 13:03

Professor Broelsch vom Uniklinikum Essen wünscht gesellschaftliche Diskussion über Lebendorganspende

Monika Roegge Pressestelle Standort Essen
Universität Essen (bis 31.12.2002)

    Die Klinik für Allgemein- und Transplantationschirurgie des Universitätsklini-kums Essen unter der Leitung von Professor Dr. Dr. h.c. mult. Christoph E. Broelsch hat am 6. und 7. Juni zu einem international besetzten Symposium zum Thema Lebendorganspende in der Messe Essen eingeladen. Das "International Symposium on Living Donor Organ Transplantation" mit etwa 200 Gästen und mehr als 40 internationalen Referenten wurde eröffnet von Christina Rau, Schirm-herrin des Bundesverbandes der Organtransplantierten.

    Auf der Pressekonferenz, an der neben Professor Dr. Christoph Broelsch auch Professor Dr. Gary S. Becker, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften aus dem Jahre 1992, und Christina Rau teilnahmen, betonte Broelsch, dass Lebendorgantransplantationen möglich seien, sich jedoch noch Forschungsfelder auftun. Bei Lebendorganspenden werden - im Gegensatz zu postmortalen Organspenden, bei denen Verstorbenen Organe zur Transplantation entnommen werden - Organe von lebenden Personen gespendet. Broelsch forderte eine gesellschaftliche Diskussion über Lebendorganspende in Deutschland. In den USA seien bereits mehr als 50% der Nierentransplantationen Lebendorganspenden. Laut Broelsch könnten mit Lebendorganspenden enorme Kosten im Gesundheitswesen eingespart werden, da die Behandlung von chronisch erkrankten Patienten, die auf Wartelisten für Transplantationen stehen, finanziell sehr aufwändig sei. Zudem sterben viele dieser Patienten, bevor sie transplantiert werden können, denn die Zahl der Organspenden von hirntoten Spendern geht in Deutschland stetig zurück. Die Lebendorganspende ist somit eine wichtige Möglichkeit, die Zahl der für Transplantationen zur Verfügung stehenden Organe zu erhöhen.

    Professor Dr. Christoph E. Broelsch befürwortet einen neuen Ansatz der Stiftung Eurotransplant, einem Zusammenschluss der Benelux-Länder mit Österreich, Slowenien und Deutschland, der für die Verteilung von Spenderorganen in diesem Raum zuständig ist. Eurotransplant plant einen Organpool für Fälle, in denen die Bereitschaft zur Lebendspende innerhalb einer Familie - beispielsweise von der Mutter auf die Tochter - besteht, diese Lebendspende aber nicht in Frage kommt, weil die Blutgruppen nicht übereinstimmen oder eine Abstoßung des Organs wahrscheinlich wäre. Die Mutter würde in diesem Fall ihre Organspende nicht direkt ihrer Tochter zur Verfügung stellen, die wegen der Unverträglichkeit nicht als Empfängerin in Frage käme, sondern ihre Organspende dem Eurotransplant-Organpool überlassen. Im Gegenzug würde Eurotransplant ihrer Tochter das nächste passende Organ aus dem Pool für eine Transplantation zur Verfügung stellen. Diese sogenannte "Cross-over-Spende" ist bei der bestehenden Rechtsprechung in Deutschland bisher nicht möglich.

    Der Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften von 1992, Professor Dr. Gary S. Becker, berichtete auf der Pressekonferenz über die ökonomische Situation in der Transplantationsmedizin. Da Nachfrage nach Organen bestehe und das Angebot nicht entsprechend groß sei, entstünden Schwarzmärkte und Grauzonen. Es stelle sich hier die Frage, ob solche Auswüchse nicht in gesetzlich geregelte Bahnen geführt werden können. In den USA gibt es bereits eine Diskussion über Organspenden zwischen nicht verwandten Spendern, verbunden mit der Aussicht auf finanzielle Aufwandsentschädigungen für die Spender. Dadurch erhofft man sich eine größere Anzahl von Organen, die zur Transplantation zur Verfügung stehen.

    Da in Deutschland eine Lebendorganspende nach dem gültigen Transplantationsgesetz nur zwischen direkten Verwandten und Verheirateten, sowie zwischen Personen mit besonderer emotionaler Bindung zulässig ist, müsste laut Professor Dr. Christoph E. Broelsch in Deutschland eine gesellschaftliche Diskussion über die Erweiterung der Lebendorganspendemöglichkeit einsetzen, ohne jedoch das gesamte Transplantationsgesetz in Frage zu stellen.

    Redaktion: Maren Beuscher, Telefon (02 01) 1 83 - 45 18
    Weitere Informationen: Professorin Dr. Andrea Frilling, Telefon (02 01) 7 23 - 11 11


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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