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22.05.1998 00:00

Sportvereine in der Zwickmühle

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Dipl.-Sozialwiss. Frank Beicht (Fakultät für Sozialwissenschaft der RUB) hat für seine Diplomarbeit "Der Sportverein im Kontext des sozialen Wandels - Perspektiven und Modernisierungsstrategien am Beispiel der Stadt Bottrop". kürzlich den mit 2.000,-DM dotierten Sonderpreis "Freizeit und Spiel in der Gesellschaft" der Löwen-Club Stiftung erhalten.

    Bochum, 22.05.1998
    Nr. 104

    Freizeitmarkt für Vereine noch nicht ausgeschöpft
    Sportvereine müssen auf Zeitströmugen besser reagieren
    RUB-Wissenschaftler erhielt Sonderpreis von Löwen-Club Stiftung

    Der Freizeitmarkt für Vereine ist noch längst nicht ausgeschöpft, allerdings müssen sie die Konkurrenz gegen kommerzielle Anbieter der Freizeitindustrie aktiv annehmen und alte und neue Zielgruppen individueller ansprechen. Zu diesem Ergebnis kommt Dipl.-Sozialwiss. Frank Beicht (Fakultät für Sozialwissenschaft der RUB) in seiner Diplomarbeit "Der Sportverein im Kontext des sozialen Wandels - Perspektiven und Modernisierungsstrategien am Beispiel der Stadt Bottrop". Für seine Studie bekam der Bochumer Wissenschaftler kürzlich den mit 2.000,-DM dotierten Sonderpreis "Freizeit und Spiel in der Gesellschaft" der Löwen-Club Stiftung.

    Deutsche vereinsmüde

    Der Sportverein ist ins Gerede gekommen. Statements wie "Westdeutsche werden vereinsmüde" oder "Nur jedes zweite Vereinsmitglied in Westdeutschland treibt wirklich Sport" dokumentieren die Zweifel an den Befunden des Deutschen Sportbundes, der nach wie vor grenzenlose Wachstumsraten bezüglich der Mitgliederzahlen und Anzahl von Sportvereinen proklamiert. Zwar wuchs von 1960 bis 1989 die Zahl der Vereinsmitglieder von 5,3 Mio. in 29.500 Sportvereinen auf 21 Mio. in 66.500 Sportvereinen. Aber den 13,9 Mio. über 14jährigen Mitgliedern in Sportvereinen stehen mittlerweile 11,4 Mio. nicht organisierte Sportler gegenüber.

    Vereine im Abseits

    Wie steht es nun wirklich um die Vereine? Einige Fragen dazu beantwortet Frank Beicht in seiner sozialwissenschaftlichen Untersuchung. Neben einer Bestandsaufnahme der Sportvereinslandschaft in Bottrop diskutiert er darin, ob die Organisationsform "Verein" auch zukünftig geeignet ist, dem modernen Freizeitsport in all seinen Ausprägungen gerecht zu werden, oder ob der Verein von alternativen Organisationsformen des Sports wie z.B. kommerziellen Anbietern wie Fitness Centern abgelöst wird.

    Auf Mitglieder oder Profis setzen

    Vereine stecken in der Zwickmühle: Einerseits wächst die Konkurrenz durch kommerzielle Dienstleister, andererseits nimmt das soziale Engagement der Mitglieder ab. So erschallt häufig der Ruf nach professioneller Sportvereinsarbeit sowie kommerzieller Ausrichtung des eigenen Angebotes. Dennoch: Vereine funktionieren, weil sie noch immer Mitglieder haben, die bereit sind, freiwillig und solidarisch Vereinsarbeit zu leisten. Diese Bereitschaft ginge verloren, so der Bochumer Wissenschaftler, wenn sie sich einseitig in Richtung Dienstleistungsunternehmen und Professionalität modernisierten. Gerade der lokal orientierte Einsparten-Traditionsverein kann sich nach wie vor auf emotionale Integration verlassen. Anders sieht es aus bei großen Mehrspartenvereinen: Diese sollten sich durch Professionalität, differenziertes Angebot, flexible Strukturen, kommerzielle Ausrichtung und kompetente Mitarbeiter auszeichnen.

    Auf die Zielgruppe kommt es an

    "Wer sind wir, wer sind die anderen und worin sind wir anders als jene?" Darauf muß nach Beicht jeder Sportverein seine individuelle Antwort finden und sie in eine gewisse Zielgruppenstrategie umsetzen. Ziel muß es für die Vereine sein, ihre spezielle Situation als Chance zu begreifen, neue Ideen und Adressaten zuzulassen und gegebenenfalls neue Felder zu erschließen. In diesem Selbstverständnis darf nicht Zersetzung das Schicksal der Sportvereine sein, sondern die vermehrte Ausdifferenzierung dieser Form der freiwilligen Vereinigung - z.B. in lokalen Gesinnungsgemeinschaften, kommerziell ausgerichteten Mehrspartenvereine usw. - und des von ihr angebotenen Sports.

    Löwe-Preis für innovative Beiträge zu Freizeit und Spiel

    Mit dem Studienpreis "Freizeit und Spiel in der Gesellschaft" zeichnet die Löwen-Club Stiftung seit Oktober 1997 Akademiker aus, die innovative Beiträge zu diesem Themenkreis erarbeitet haben. Bis zu drei wissenschaftliche Arbeiten von hervorragender wissenschaftlicher Leistung werden jährlich mit prämiert. Darüber hinaus werden mehrere Sonderpreise vergeben. Mit insgesamt 20.000,- DM gehört er zu den höchstdotierten Preisen für Nachwuchswissenschaftler in Deutschland.

    Weitere Informationen

    Dipl.-Sozialwis. Frank Beicht, zu erreichen über das InWIS, Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung an der Ruhr-Universität Bochum, Springorumalle 20, 44795 Bochum, 0234/9447-726
    Löwen-Club Stiftung, Ingeborg Barker & Reinhold Ahrendt, Saarlandstraße 240, 55411 Bingen, Tel: 06721-407447, Fax 407449,
    Internet: http://www.loewenclub-stiftung.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Psychologie, Sportwissenschaft, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte, Personalia
    Deutsch


     

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