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25.05.1998 00:00

Ein optimaler Schlupf muß sein: ABS und ASR auf der Schiene

Sabine Gerbaulet Science Communication Centre - Abteilung Kommunikation
Technische Universität Darmstadt

    Welcher Straßenbahnfahrer oder Lokführer kennt das nicht: Kaum regnet es, drohen erhebliche Verspätungen. Die neuen Niederflurwagen der Darmstädter HEAG sind da einen Schritt weiter: Ein neuartiges System erlaubt auch bei Nässe ein zügiges Anfahren und schnelles Bremsen.
    Dieses "ABS-System" für Schienenfahrzeuge wurde am Institut für Elektrische Energiewandlung der Technischen Universität Darmstadt entwickelt. In seiner Doktorarbeit erarbeitete Hans Jürgen Schwartz das neue Regelungskonzept für Schienenfahrzeuge, das er nach seinem Wechsel zum Schienenfahrzeughersteller Adtranz zur Serienreife weiterentwickelte.
    Mit der Radschlupfregelung können elektrische Triebfahrzeuge auch auf nassen und schmierigen Schienen noch beachtliche Zug- und Bremskräfte entwickeln, ohne daß die Räder durchdrehen oder blockieren. Nach einem ersten Einsatz bei den Duisburger Verkehrsbetrieben wird diese Regelung jetzt auch auf den zwanzig neuen Niederflurtriebwagen der Darmstädter HEAG eingesetzt. Helsinki und Chemnitz zeigen großes Interesse an der Regelung.
    Stahlräder rollen auf Stahlschienen sehr viel leichter als Gummiräder auf der Straße. Leider rutschen sie aber auch mindestens dreimal leichter auf nassen Schienen als Gummiräder auf Beton oder Asphalt. Dadurch kann das Einhalten des Fahrplans vor allem im Herbst bei Nieselregen und Laubfall zu einem ernsten Problem für die Fahrer von Straßenbahnen und Eisenbahnzügen werden. Nicht nur die Anfahrt nach einem Halt wird schwierig, vor allem die Bremswege werden sehr viel länger. Ähnlich wie die moderne Technik den Autofahrer auf vereister oder nasser Straße durch ein Antiblockiersystem (ABS) oder eine Antriebsschlupfregelung (ASR) unterstützt, hilft die Radschlupfregelung dem Straßenbahnfahrer oder Lokomotivführer, bei jedem Wetter seinen Zug pünktlich und sicher über die Strecke zu bringen.
    Bei schlechtem Wetter war man bisher weitgehend auf das Geschick und die Erfahrung des Fahrpersonals angewiesen. Die Lösung von Schwartz verzichtet auf aufwendige Zusatzgeräte: Sie besteht aus einem ausgefeilten Computerprogramm, das in der Programmiersprache "C" geschrieben wurde und in den ohnehin auf jedem modernen Fahrzeug vorhandenen Antriebsrechner geladen wird. Die Radschlupfregelung überwacht die Drehzahlen der Fahrmotoren und stellt über die Motorleistung den für eine möglichst große Anfahr- oder Bremskraft jeweils optimalen Schlupf zwischen Rad und Schiene ein. So kann der Fahrer den Fahrhebel ("Sollwertgeber") bei jedem Wetter bedenkenlos auf volle Anfahr- oder Bremskraft stellen, ohne das gefürchtete "Schleudern" oder "Gleiten" der Räder zu riskieren. Da der von der Darmstädter Radschlupfregelung eingestellte Schlupf in der Regel klein ist, wird unnötiger Verschleiß an Rädern und Schienen vermieden. Auch das Sanden beim Anfahren und Bremsen kann wirksam reduziert werden, wodurch die Wartungs- und Unterhaltungskosten gesenkt werden.
    Mit dieser neuen Radschlupfregelung ist Hans Jürgen Schwartz in Zusammenarbeit mit dem Institut für Elektrische Energiewandlung der TUD eine richtungsweisende Entwicklung gelungen, die den schienengebundenen Verkehr effizienter und zuverlässiger macht.

    Kontakt: Marina Pabst, TU Darmstadt, Pressestelle, Telefon: 06151/16-2750, Fax: 06151/16-4128, e-mail: pabst@pvw.tu-darmstadt.de

    25.5.98


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Elektrotechnik, Energie, Maschinenbau
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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