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13.06.2002 22:57

Abschied von der Mediengewalt-Debatte

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Interdisziplinäres Handbuch empfiehlt eine Neuorientierung im Umgang mit Mediengewalt -

    Gibt es "Gewaltfilme"? Ist es legitim, wenn auch Filme, die nicht unter 18 Jahren freigegeben werden, von der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) mit Schnittauflagen versehen werden? Oder sollten solche Filme überhaupt verboten werden? Thomas Hausmanninger, Professor für Sozialethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Augsburg, und Thomas Bohrmann, wissenschaftlicher Assistent im Fach Sozialethik an der Universität München, beantworten diese Fragen mit Nein. Mitten in die gegenwärtig wieder aufbrandende Gewaltdebatte trifft das von ihnen herausgegebene Buch "Mediale Gewalt. Interdisziplinäre und ethische Perspektiven" (München: W. Fink, UTB 8216). Es empfiehlt jedoch keine schrankenlose Produktion, Verbreitung und Rezeption von Mediengewalt. Worum es den Herausgebern und ihren Autoren geht, ist vielmehr ein abgewogener Umgang. Dazu allerdings ? das ist die zentrale Stoßrichtung des Buches ? muss der gegenwärtigen Debatte und ihren kurzschlüssigen Thesen ein Ende gesetzt werden.

    TRAGFÄHIGE WISSENSCHAFTLICHE FUNDAMENTE UND INTERDISZIPLINÄRE VERNETZUNG

    Die Bearbeitung und Lösung der Mediengewaltfrage bedarf tragfähiger wissenschaftlicher Fundamente und einer interdisziplinären Vernetzung der wissenschaftlichen Bemühungen. Diese Leistungen werden von diesem Buch erstmals erbracht: Es versammelt in einem ersten Teil zunächst die historischen, juristischen, institutionellen, kommunikationswissenschaftlichen, filmphilologischen und pädagogischen Diskurse mit originaler Stimme. Im zweiten Teil, der vor allem von Hausmanninger geschrieben ist, werden diese Diskurse dann in einen systematischen Entwurf integriert. Kultur- und gesellschaftstheoretisch wird die Frage nach dem Verhältnis von Gesellschaft und Gewalt generell bearbeitet, um dann soziologisch, rezeptionsästhetisch und -psychologisch die Bedeutung von Mediengewalt aufzuschlüsseln. Geklärt wird, worin das Vergnügen an gewalthaltigen Filmen besteht und welche soziale Funktion es besitzt. Auch Gefährdungspotentiale werden umrissen, die jedoch in engem Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Verfasstheit stehen.

    PRODUKTION, DISTRIBUTION UND REZEPTION GEWALTHALTIGER FILME

    Auf eine medienethische Grundlegung folgt dann die Auseinandersetzung mit der Produktion, Distribution und Rezeption gewalthaltiger Filme, die wiederholt den Gegenstand der Gewaltdebatte(n) bilden. Auf der Basis ethischer Maßgaben entwickeln die Autoren dabei auch Richtlinien für die strukturelle Organisation gesellschaftlicher Kommunikationskontrolle, Vorschläge zur Neufassung von Gesetzestexten und Prüfkriterien sowie eine pädagogische Programmatik.

    HINTERFRAGUNG DER DEBATTE-BESTIMMENDEN SCHLAGWORTE

    Anders, als gewohnt, sind dies keine Vorschläge zu einer Intensivierung zensurierender Maßnahmen. Den Autoren kommt es vielmehr darauf an, den Umgang mit Mediengewalt - endlich - an den aktuellen wissenschaftlichen Befunden und tragfähigen normativen Fundamenten zu orientieren. Vor diesen aber haben die üblichen Schlagworte wie "Verrohung", "Gewaltfilme", "selbstzweckhafte Gewaltdarstellung" etc. keinen Bestand - obschon sie bislang noch in den institutionellen Prüfkriterien und in Kommentaren zur Gesetzesauslegung erscheinen.

    VIELZAHL VON BEISPIELEN UND KONKRETEN ANWENDUNGEN

    Das Buch spiegelt den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Diskussion und integriert diese erstmals in einen umfassenden systematischen Entwurf. Es bietet eine Vielzahl von Beispielen und konkreten Anwendungen. Es richtet sich an ein fachwissenschaftliches wie wissenschaftlich gebildetes Publikum, ebenso jedoch an Lehrkräfte, Prüferinnen und Prüfer der medienkontrollierenden Institutionen, politisch Verantwortliche und interessierte Eltern.

    __________________

    KONTAKT:

    o Prof. Dr. Thomas Hausmanninger, Professur für Christliche Sozialethik, Universität Augsburg, Universitätsstr. 10, 86135 Augsburg, E-Mail: thomas.hausmanninger@kthf.uni-augsburg.de

    o Dr. Thomas Bohrmann, Lehrstuhl für Christliche Sozialethik, Universität München. Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München, E-Mail: thomas.bohrmann@kaththeol.uni-muenchen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.kthf.uni-augsburg.de/lehrstuehle/sozethik/aktuell/MedGewalt.html
    http://www.presse.uni-augsburg.de/unipressedienst/2002/pm2002_052.html


    Bilder

    Mit wissenschaftlicher Fundamentierung und interdisziplinärer Vernetzung will der von Hausmanninger/Bohrmann herausgegebene Band kurzschlüssigen Thesen den Garaus machen.
    Mit wissenschaftlicher Fundamentierung und interdisziplinärer Vernetzung will der von Hausmanninger/ ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Mit wissenschaftlicher Fundamentierung und interdisziplinärer Vernetzung will der von Hausmanninger/Bohrmann herausgegebene Band kurzschlüssigen Thesen den Garaus machen.


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