idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
30.08.2012 12:17

DGKN gibt Tipps für Epilepsiepatientinnen mit Kinderwunsch

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Darmstadt – Epilepsie ist eine der häufigsten Erkrankungen des zentralen Nervensystems, etwa 800 000 Menschen in Deutschland leiden darunter. Bei Frauen greift die neurologische Störung auch in den Hormonhaushalt ein – sie sind daher weniger fruchtbar als gesunde Frauen. Vor allem aber können Epilepsie-Medikamente den Stoffwechsel von Mutter und ungeborenem Kind beeinflussen. Worauf Epileptikerinnen mit Kinderwunsch achten sollten, um das Risiko von Fehlbildungen zu mindern, erklärt Professor Dr. med. Soheyl Noachtar, Experte der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN).

    Heftige epileptische Krampfanfälle können während der Schwangerschaft das Kindeswohl gefährden. Umso wichtiger ist es, die Anfälle bei werdenden Müttern durch die Behandlung mit speziellen Medikamente zu verhindern. Allerdings können Epilepsiemedikamente dem ungeborenen Leben auch schaden: Neugeborene können ein geringeres Geburtsgewicht haben und das Risiko für Fehlbildungen verdoppelt sich im Vergleich zu Kindern gesunder Mütter. Nahmen die Mütter das Antiepileptikum Valproinsäure, so hatte ihr Kind im Alter von drei Jahren einen um neun Punkte niedrigeren IQ als Kinder, die dem nicht ausgesetzt waren. „Vorsichtsmaßnahmen vor und während der Schwangerschaft können diese Risiken minimieren“, betont Professor Noachtar. Der Neurologe vom Münchener Universitätsklinikum Großhadern erklärt, wie Epilepsiepatientinnen bei einer geplanten Schwangerschaft auf Nummer sicher gehen können.

    Zuverlässige Verhütungsmethoden wählen
    Manche Epilepsiemedikamente beeinträchtigen die Wirksamkeit der Anti-Baby-Pille. So steigt die Zahl der ungewollten Schwangerschaften bei Epilepsiepatientinnen, die mit der Pille verhüten, auf das Doppelte. „Auch hormonhaltige Vaginalringe oder Hormonpflaster wirken nicht zuverlässig “, berichtet Noachtar. Unproblematisch hingegen seien Kupferspiralen, weil sie nicht mit den Medikamenten wechselwirken. Einige Epilepsiepräparate nehmen keinen Einfluss auf orale Verhütungsmittel (Infokasten). „Epilepsiepatientinnen mit Kinderwunsch sollten ihren Arzt ansprechen, ob sie die Medikation umstellen können“, rät der DGKN-Experte.

    Bei Kinderwunsch täglich Folsäure nehmen
    Vor einer Schwangerschaft sollten Epilepsiepatientinnen täglich fünf Milligramm Folsäure einnehmen, um Neuralrohrdefekte wie einen offenen Rücken beim Kind zu verhindern. „Wir empfehlen, diese Einnahme während des gesamten ersten Schwangerschaftsdrittels beizubehalten“, so Noachtar.

    Epilepsie-Medikamente vor der Schwangerschaft umstellen
    Vor allem die Kombination von zwei oder mehr Antiepileptika erhöht das Risiko einer Fehlbildung. Ärzte sollten werdende Mütter daher auf die niedrigste wirksame Dosis möglichst nur eines Medikaments einstellen. „Dafür ist es wichtig, frühzeitig den Medikamentenspiegel zu bestimmen“, erklärt der DGKN-Experte. Entscheidend ist, bei Kinderwunsch rechtzeitig auf geeignete Medikamente umzustellen. Eine Valproinsäure-Therapie sollte, wenn möglich, vermieden werden.

    Im Schwerpunkt-Krankenhaus entbinden
    Zur Entbindung sucht die werdende Mutter am besten ein Krankenhaus mit Kliniken für Geburtshilfe, Neurologie und Kinderheilkunde auf. „Von einer Hausgeburt raten wir ab“, sagt Noachtar. Gegen eine natürliche Entbindung ist nichts einzuwenden. Jedoch empfehlen Experten der DGKN bei häufig auftretenden heftigen Anfällen zu einem Kaiserschnitt.

    Infokasten "Epilepsie-Medikamente, die Vehütungsmittel nicht beeinflussen"
    http://www.dgkn.de/Epilepsie

    Quellen:
    Pirker S. „Frauen mit Epilepsie: 7 wichtige Aspekte“, Klinische Neurophysiol 2012; 43: 138–143
    Sabine Weil, Charlotte Deppe, Soheyl Noachtar: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 107, Heft 45, 12. November 2010

    Kontakt für Journalisten:
    Pressestelle DGKN
    Kathrin Gießelmann
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-981
    Fax: 0711 8931-656-981
    giesselmann@medizinkommunikation.org
    http://www.dgkn.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).