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14.06.2002 11:42

Rektorat und FDP kamen zu Gespräch über Hochschulpolitik zusammen

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Bundestagsabgeordnete Ulrike Flach und Dirk Niebel sowie Landesfachausschuss-Vorsitzender Eckhard Behrens im Rektorat - Hochschulrahmengesetz, Studiengebühren und Drittmittel standen im Vordergrund

    Zu einem Gespräch über die Probleme in der aktuellen hochschulpolitischen Diskussion kamen das Rektorat der Universität Heidelberg und die FDP-Bundestags-abgeordneten Ulrike Flach (Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung des Bundestages) und Dirk Niebel sowie der Vorsitzende des FDP-Landesfachausschusses Bildung und Wissenschaft, Eckhard Behrens, in Heidelberg zusammen. Dabei standen das Hochschulrahmengesetz, Studiengebühren und Drittmittel im Vordergrund.

    Rektor Prof. Dr. Peter Hommelhoff begrüßte die Delegation "in dieser nicht unwichtigen Situation vor den Wahlen am 22. September" im Rektorat der ältesten Universität Deutschlands. Im Beisein von Prorektor Prof. Dr. Jochen Tröger und Kanzlerin Romana Gräfin vom Hagen skizzierte Hommelhoff die Position der Universität Heidelberg zu den aktuellen Novellen des Hochschulrahmengesetzes, vor allem zu Professorenbesoldung und Juniorprofessur.

    "Mit der Besoldung unserer Professoren nach Leistungskriterien haben wir im Grundsatz keine Probleme, jedoch bei der konkreten Umsetzung", sagte der Rektor. Besondere Leistungsträger wie Prorektoren oder Dekane müssen auch besonders vergütet werden, dies könne nicht ohne zusätzliche finanzielle Mittel geschehen. Hommelhoff: "Die verheißungsvollen Versprechungen der Bundesregierung sind darauf angelegt, dass es finanziell ein Flop wird."

    Juniorprofessur: Universität Heidelberg ambitioniert

    Der Juniorprofessur steht die Universität Heidelberg, so Hommelhoff, positiv gegenüber. Im Gegensatz zu anderen Universitäten, die mit großen Zahlen solcher Professuren "dem neuen Instrument einen Bärendienst erweisen", habe die Ruprecht-Karls-Universität einen gehaltvolleren Weg gewählt. Hier sei ein sehr ambitioniertes Verfahren entwickelt worden. Die Juniorprofessur "ist bei uns ähnlich dem amerikanischen tenure track angelegt", bei dem die Juniorprofessuren im Falle des Erfolgs später in reguläre Professuren (W3) überführt werden.

    Dabei achtet die Universität auf Spitzenqualität. Die Juniorprofessur wird international ausgeschrieben, der erfolgreiche Bewerber erhält in Heidelberg die Chance, sich wissenschaftlich auszuweisen - zum Beispiel durch ein "2. Buch" -, Forschungsfreisemester und zusätzliche Ausstattung werden ihm garantiert. Nach der zweiten positiven Begutachtung wird er (oder sie) in eine reguläre Professur übernommen. "Wir werden die Habilitation mit Klauen und Zähnen verteidigen", sagte Hommelhoff. "Wir müssen Erfahrungen mit der neuen Juniorprofessur und mit ihren Auswirkungen auf die Habilitation sammeln." Die Universität Heidelberg richtet deshalb in einer ersten Phase zehn und in einer zweiten Phase "bis zu zehn" weitere Juniorprofessuren ein. Jetzt müsse nur das Finanzministerium mitspielen. Parallel dazu seien die Leistungen zu verbessern, die Habilitanden im Wettbewerb um Professuren vorweisen können. Für die Medizin - das machte auch Prorektor Tröger gegenüber der FDP-Delegation deutlich - tauge das neue Instrument nicht.

    Ulrike Flach: "Wir wollen den Mitarbeitern auf Zeitstellen nicht ihre Lebensentwürfe vorschreiben"

    Weitgehende Übereinstimmung bestand zwischen Rektorat und FDP über die so genannten "Drittmittelkarrieren" und die "lost generation", also die gravierenden Probleme für Mitarbeiter auf Zeitstellen als Folge der Novellierung des Hochschulrahmengesetzes mit seiner Befristung solcher Stellen. Rektor Hommelhoff berichtete von "durchweg guten Erfahrungen der Universität Heidelberg mit Drittmittelkarrieren". Jedoch sei hier der Gesetzgeber gefordert, diese Laufbahnen abzusichern. Hommelhoff richtete diese Forderung gezielt an die beiden anwesenden FDP-Bundestagsabgeord-neten, unabhängig davon, ob sie der nächsten Bundesregierung angehören oder die Opposition bilden. Bei MdB Ulrike Flach rannte er damit offene Türen ein: "Wir wollen den Mitarbeitern auf Zeitstellen nicht ihre Lebensentwürfe vorschreiben", sagte sie.

    Studiengebühren: Heidelberger Vorschlag soll aus der starren Konfrontation herausführen

    Beim Thema "Studiengebühren" kamen sich Rektorat und FDP-Abgeordnete während der Gespräche näher. "Wir sind uns im Klaren, dass die ausschließliche Staatsfinanzierung in Zukunft nicht ausreichend sein wird", sagte Hommelhoff. Im Rektorat bestehe jedoch Übereinstimmung, dass die Universität Heidelberg in dieser Diskussion nicht an der Spitze stehen wolle.

    Die Grundausbildung müsse gebührenfrei bleiben. Wenn man jedoch den neuen "Master"-Studiengang ernst nehme und der "Bachelor" schon die Chance eröffne, in den Beruf zu gehen - wenn also der "Master" wie in Heidelberg als Exzellenzstudiengang konzipiert sei - könnten hierfür Studiengebühren erhoben werden. Denn wer später mehr verdiene, müsse sich die Voraussetzungen hierfür etwas kosten lassen. Denkbar sei, so Hommelhoff, dass sich die Master-Studenten "amerikanische Bedingungen", also kleinere Klassen und bessere Laborausstattung, "hinzukaufen". Während der Staat den Normalstandard finanziere, könnten Sponsoren bei diesem Modell in Vorlage für das zusätzliche Angebot treten. Wenn der Absolvent dann erfolgreich im Beruf stehe, zahle er im Nachgang die Vorfinanzierung zurück. Dieses Modell könnte "aus der starren Konfrontation", die zurzeit die Diskussion beherrsche, herausführen.

    Bildungspolitikerin Ulrike Flach erklärte, Autonomie der Hochschule bedeute für die FDP, den Hochschulen auch finanziell Spielraum zu geben. "Wir wollen Studiengebühren nicht vorschreiben, aber auch nicht verbieten. Freilich muss sichergestellt sein, dass das Geld bei der Hochschule ankommt und gleichzeitig mehr Stipendien bereitgestellt werden. Wer die Begabung für ein Studium besitzt, darf nicht aus finanziellen Gründen abgeschreckt werden."

    Gesetzgeber muss Rechtssicherheit bei Drittmitteln schaffen

    Breiten Raum nahm in den Gesprächen zwischen Rektorat und FDP das Thema "Drittmittel" vor dem Hintergrund des Bundesgerichtshof-Urteils vom 23. Mai gegen den Heidelberger Herzchirurgen Prof. Hagl ein. Privatdozentin Dr. Brigitte Tag aus der Juristischen Fakultät, die das Verfahren als Prozessbeobachterin der Universität Heidelberg verfolgt hatte, schilderte der FDP-Delegation die Rechtslage.

    "Die nun entstandene Situation ist schlicht unzumutbar", fasste Rektor Hommelhoff im Anschluss zusammen, und formulierte sogleich seine Bitte an die FDP für die Zeit nach der Bundestagswahl im September: "Hier muss etwas unternommen werden." Die Unsicherheit für Hochschulforscher müsse aus der Welt geschafft werden. Es gehe nicht an, dass der Gesetzgeber die Forscher einerseits zur Einwerbung von Drittmitteln auffordere und sie dann andererseits in die Nähe der Kriminalität bringe. Rechtliche Klarheit sei im Interesse des Forschungsstandortes Deutschland ebenso geboten wie im Interesse persönlicher Integrität der Forscherinnen und Forscher.

    "Die Forscher", so Niebel, "dürfen bei der Drittmittelakquise nicht mit einem Bein im Gefängnis stehen." Hier bestehe dringender gesetzgeberischer Handlungsbedarf.

    Rückfragen bitte an:
    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
    http://www.uni-heidelberg.de/presse/index.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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