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03.09.2012 11:08

UDE: Kollektiv verwundete Generation 9/11

Beate Kostka M.A. Pressestelle
Universität Duisburg-Essen

    Der 11. September 2001 war ein Tag, der die Welt veränderte. Politik, Wirtschaft oder auch die Kunst wandelten sich radikal. Aber was bewegten die Geschehnisse in jedem einzelnen von uns? Und welche Bedeutung haben die Anschläge auf das World Trade Center für die deutsche Gesellschaft? Soziologen der Universität Duisburg-Essen (UDE) haben gefragt: „Gibt es eine ‚Generation 9/11‘?“ Durch ein Internetforum kamen sie zu dem Ergebnis: Ja, es gibt sie – wir sind kollektiv verwundet.

    „Ich habe mich nie wieder hundertprozentig sicher gefühlt“, schreibt ein Studienteilnehmer anonym ins Forum. „Ich habe gelernt, mit meinen Ängsten umzugehen, aber meine Unbeschwertheit, die ich vielleicht mit 20 hatte, die fehlt mir.“ Unzählige Kommentare dieser Art folgen. Was sie eint, ist Verunsicherung und Angst. Im März startete die Studie von Prof. Dr. Carsten Ullrich und Dr. Daniela Schiek von der Fakultät für Bildungswissenschaften. Ihre Ergebnisse zeigen: Die Terroranschläge in New York werden als schlimmes und lebenslang prägendes Ereignis beurteilt.

    Kann man deshalb von einer „Generation 9/11“ sprechen? „Wir gehen weiter davon aus“, erklärt Dr. Daniela Schiek. „In unserer Befragung ist der 11. September für die 30- bis 40-Jährigen zweifelsohne ein gemeinsamer empfindlicher Punkt.“ Von „einer Generation“ sprechen die Forscher, wenn sich Mitglieder einer Altersgruppe an derselben historisch-politischen Sache orientieren, ein gemeinsames Bild ihrer Zeit haben und dieses artikulieren. „Wann immer also die Frage im Raum steht, wie schlimm der 11. September war, müsste sich die relevante Altersgruppe provoziert fühlen und zusammenfinden“, sagt Dr. Daniela Schiek.

    Trotz aller Verunsicherung – überraschend einig waren sich viele Teilnehmer bei der Bewertung der Sicherheitspolitik Deutschlands: Die Maßnahmen der Antiterrorgesetzgebung wurden nahezu einhellig abgelehnt. Sie würden als Eingriff in die Grundrechte aufgefasst, so die Forscher.

    Unter www.nach911.de konnte jeder seit dem 15. März 2012 seine ganz persönlichen Gedanken zu den Anschlägen äußern. Es wurde untersucht, wie die Erlebnisse vom „Tag des Terrors“ gemeinsam erzählt, gegenseitig ergänzt und beurteilt werden. Im Fokus des Interesses standen jene, die zwischen 1971 und 1981 in Deutschland geboren sind.

    Die Ergebnisse werden am 11. September 2012 um 19 Uhr öffentlich in der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz in Mainz präsentiert. Außerdem soll die Untersuchung offline weiter gehen: „Wir sind noch nicht am Ende unseres Forschungsinteresses und werden versuchen, die Entwicklung einer „Generation 9/11“ empirisch einzufangen.“ Finanziert wird die Studie vom UDE-Profilschwerpunkt „Wandel von Gegenwartsgesellschaften“, in dem unter anderem Umbrüche in kulturellen oder politischen Mustern analysiert werden.

    Publikationshinweis:
    Schiek, Daniela und Ullrich, Carsten G. (2011): „Generation 9/11“? Zur Frage der gesellschaftlichen Verarbeitung der Terroranschläge in Deutschland. In: Die Friedens-Warte. Journal of International Peace and Organization. Bd. 86, H. 3-4: 10 Jahre Krieg gegen den Terror, S. 165-184.

    Weitere Informationen:
    Dr. Daniela Schiek, Tel. 0201/183-2659, daniela.schiek@uni-due.de

    Redaktion: Carmen Tomlik, Tel. 0203/379-1489


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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