idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
03.09.2012 11:38

Zielgenau gegen den Prostatakrebs

Johannes Seiler Abteilung Presse und Kommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Nachteil vieler Tumortherapien ist, dass sie nicht nur die Krebszellen angreifen, sondern auch gesundes Gewebe in Mitleidenschaft ziehen. Wissenschaftler suchen deshalb fieberhaft nach Wegen, Krebszellen selektiv zu bekämpfen. Das Verbundprojekt „META“ beschreitet hier neue Wege zur Diagnose und Therapie von Prostatakarzinomen. Unter Federführung der Universität Bonn beteiligen sich fünf internationale Partner. Die Europäische Union fördert das Projekt in den nächsten drei Jahren mit rund 1,2 Millionen Euro.

    Prostatakrebs gehört nach Lungen- und Darmkrebs zu den häufigsten Krebserkrankungen des Mannes. An dem bösartigen Tumor der Vorsteherdrüse sterben in Deutschland etwa drei von 100 Männern. Das Ziel von „META“ (Metastases targeting aptamers) ist, neue Diagnose- und Behandlungsansätze für Prostatakarzinome zu erforschen. „Wir nutzen so genannte Aptamere, die im Körper speziell an diese Krebszellen binden“, sagt Prof. Dr. Günter Mayer vom Life and Medical Science Institute (LIMES) der Universität Bonn, der für die Gesamtkoordination des Projektes zuständig ist. „Mit ihrer Hilfe wollen wir die Tumor- und Metastasenzellen markieren und abtöten.“

    Suche nach dem Schrotschussprinzip

    Aptamere sind Abwandlungen der Erbgutsubstanzen DNA oder RNA, die wie ein Schlüssel ins Schloss passen und exakt an die selektiven Oberflächen von lebenden Zellen andocken können. „Das funktioniert ähnlich wie ein genetischer Fingerabdruck bei der Fahndung der Kriminalisten“, berichtet Prof. Mayer. Aptamere lassen sich in vielen verschiedenen Varianten synthetisch im Labor erzeugen. Deshalb gehen die Wissenschaftler nach dem Schrotschussprinzip vor: Sie stellen Trillionen unterschiedlicher Aptamere her und bringen sie in die Blutbahn von Mäusen ein, die unter metastasierenden Prostatakarzinomen leiden.

    Ein molekularer Profiler spürt die Krebszellen auf

    „Ein winziger Teil dieser Trillionen verschiedenen Aptameren passt genau zu den Oberflächen der Metastasen- und Tumorzellen in den Mäusen und bindet daran“, berichtet der Koordinator. Die Forscher isolieren diese Zellen und analysieren dann, um welche Aptamersorte es sich genau handelt. „Wir haben dann ein Molekül, das wie ein molekularer Profiler zielgenau die Primärtumoren und Metastasen aufspürt“, erläutert der Bonner Biochemiker. Diese Substanzen haben dann ein großes Potenzial für die Prostatakarzinomdiagnose und –behandlung. Mit biochemischen Kopiervorgängen lassen sie sich beliebig vermehren.

    Passgenaue Moleküle entfalten ihre tödliche Wirkung

    Wenn die passgenauen Aptamere etwa mit Farbstoffen verbunden werden, lassen sich damit die Prostatakrebszellen zum Leuchten bringen und für die Diagnostik darstellen. Darüber hinaus taugt die ungewöhnlich variantenreiche Stoffgruppe für neuartige Therapien: Ist das passende Aptamer gefunden, wollen es die Forscher mit winzigen Chemotherapeutika beladen. Docken die Moleküle dann an die Tumor- und Metastasezellen, entfalten sie ihre tödliche Wirkung, ohne das angrenzende Gewebe zu schädigen.

    Rasche Überführung der Ergebnisse in Anwendungen geplant

    An dem internationalen Verbundprojekt sind neben der Universität Bonn Wissenschaftler des Forschungsbereichs ProQinase der Freiburger Klinik für Tumorbiologie, der Uniklinik Würzburg sowie aus Frankreich und Polen beteiligt. Rund 1,2 Millionen Euro werden für das Projekt insgesamt bereit gestellt. Davon fließen rund 270.000 Euro an die Universität Bonn. Die Gelder stammen von der Europäischen Union. Was noch wie Science-Fiction klingt, soll möglichst rasch in Anwendungen überführt werden: „Wenn nach drei Jahren das Projekt von Erfolg gekrönt ist, planen die Verbundpartner eine Ausgründung“, sagt Prof. Mayer.

    Kontakt:

    Prof. Dr. Günter Mayer
    LIMES-Institut der Universität Bonn
    Tel. 0228/734808
    E-Mail: gmayer@uni-bonn.de


    Weitere Informationen:

    http://www.euronanomed.net Informationen zum Projekt


    Bilder

    Prof. Dr. Günter Mayer an der Tafel, an der er seine Projekte entwickelt. In der Hand hält der Forscher das Modell eines Dinukleotids, aus welchem Aptamere aufgebaut sind.
    Prof. Dr. Günter Mayer an der Tafel, an der er seine Projekte entwickelt. In der Hand hält der Forsc ...
    (c) Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Biologie, Chemie, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Günter Mayer an der Tafel, an der er seine Projekte entwickelt. In der Hand hält der Forscher das Modell eines Dinukleotids, aus welchem Aptamere aufgebaut sind.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).