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18.06.2002 12:56

Zum Jubiläum von Stift und Stadt: Historikerin beschreibt 1 000 Jahre Frauenherrschaft in Essen

Monika Roegge Pressestelle Standort Essen
Universität Essen (bis 31.12.2002)

    Die Geschichte der Stadt Essen scheint vom Ruf als "Waffenschmiede des Reiches", als Ruhrmetropole, als Zentrum von Kohle, Eisen und Stahl dominiert zu sein. Von dieser bekannten Essener Geschichte ist in dem Buch "Macht in Frauenhand" von Ute Küppers-Braun nicht die Rede. Die Historikerin beschreibt in dem im Essener Klartext-Verlag erschienenen Band vielmehr den Teil der Geschichte, der aus den unterschiedlichsten Gründen oft verdrängt, beiseite gelassen und ignoriert wird: Lange vor Essens Aufstieg als Industriestadt bestimmten Frauen die Geschicke der Stadt. In einer patriarchalischen Umgebung regierten fast 1 000 Jahre Frauen des Hochadels. Sie kamen oft von weit her, aus der Schweiz, aus Thüringen und Sachsen nach Essen.

    Wenn Essen in diesem Jahr sein 1 150-jähriges Bestehen feiert, bezieht sich dieses Jubiläum auf das Frauenstift, nicht auf die Stadt, die erst 400 Jahre später als Bürgergemeinde - erstmals im Jahre 1244 - in Erscheinung tritt. Dieses Stift (coenobium Astnide) ist um die Mitte des 9. Jahrhunderts für Mädchen und Frauen des sächsischen Adels gegründet worden. Diese Einrichtung, von Kaisern und Königen mit Grundbesitz und Privilegien reich beschenkt, entwickelte sich zu einem der wichtigsten Zentren religiös fundierter Frauengemeinschaften des Mittelalters im deutschen Sprachraum.

    Frauen hatten im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation selten Herrschaftsrechte inne. Unter den mehr als 300 Territorien, aus denen das Reich bis zu seinem Ende 1806 bestand, lassen sich die von Regentinnen regierten Fürstentümer beinahe an einer Hand abzählen.

    Dr. Ute Küppers-Braun, Historikerin an der Universität Essen, stellt in ihrem neuen Buch das Leben und die Herrschaft der adeligen Frauen erstmalig in den Vordergrund der Geschichtsschreibung. Sie fragt danach, wie diese Gräfinnen und Prinzessinnen lebten, schildert die Erziehung im Stift, religiöse und weltliche Pflichten, den Lebensstandard, Freizeit und Spiele, Festlichkeiten, Kleidung und Ernährung. Das Buch zeigt darüber hinaus, wie die hohen Damen regierten, wie sie sich gegen die Begehrlichkeiten benachbarter Mächte zur Wehr setzten und wie sie die Konflikte mit der Stadt Essen und innerhalb des Stifts meisterten.

    Ein Datum, darauf weist die Autorin in ihrem Buch ebenfalls hin, droht im hektischen Trubel der 1 150-Jahr-Feierlichkeiten unterzugehen. 2002 jährt sich zum 200. Mal die Säkularisierung, die Aufhebung des Stifts, in deren Gefolge auch die Stadt den von ihr beanspruchten Status als freie Reichsstadt verlor. Stift Essen, Stadt Essen und das bis dahin ebenfalls eigenständige Werden (Abtei und Stadt) fielen an Preußen. Durch Patente, ausgestellt in Königsberg am 6. Juni 1802, nahm der preußische König Essen und Werden in Besitz. Am 3. August rückten preußische Truppen ein und beendeten damit die 1000-jährige Geschichte dieser kleinen geistlichen Fürstentümer.

    Ute Küppers-Braun: Macht in Frauenhand - 1000 Jahre Herrschaft adeliger Frauen in Essen. Essen 2002. 224 S., zahlr. teils farb. Abb., Festeinband, 17,90 Euro, überall im Buchhandel erhältlich.

    Redaktion: Monika Rögge, Telefon (02 01) 1 83 - 20 85
    Weitere Informationen: Dr. Ludger Claßen, Telefon (02 01) 8 62 06 - 0


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie
    regional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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