Wissenschaftler des Julius Kühn-Instituts versammelt als Herausgeber und Autor interdisziplinären Expertenkanon. Buchvorstellung am 13.9. in Braunschweig.
Braunschweig (10.09.2012) Die Agrarwirtschaft „handelt“ global. Weltweit wird um Absatzmärkte für die Produkte konkurriert. Der Preis und die Kosten, die sich einem Produkt direkt zuordnen lassen, haben in der ökonomisierten Welt die größte Relevanz. Andere Kosten, z. B. diejenigen, die der Gesellschaft durch Auswirkungen auf die Umwelt oder die biologische Vielfalt oder gar durch Verlust an gesellschaftlichen Werten entstehen, werden in weitaus geringerem Maße berücksichtigt. Diese Situation ruft ein neues agrar-wissenschaftliches Handlungsfeld auf den Plan, die Ethik in der Landwirtschaft oder Agrarethik. Agrarethisches Forschen und Handeln sind gefordert. Aber was versteht man darunter? Was genau wird verlangt? Wer ist gefordert, was zu tun? Diesem Fragenkomplex widmet sich das neue Buch „Agrarethik – Landwirtschaft mit Zukunft“, das jetzt im Agrimedia Verlag, Clenze, erschienen ist. Der Herausgeber Dr. Uwe Meier lässt darin Geistes- und Agrarwissenschaftler sowie gesellschaftliche und politische Akteure zu Wort kommen. Dr. Meier arbeitete viele Jahre als Wissenschaftler am Julius Kühn-Institut (JKI) in Braunschweig bzw. an dessen Vorgängereinrichtung der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft. Der Herausgeber stellt die Neuerscheinung am 13.9. ab 19 Uhr in der Reihe der Abt Jerusalem Akademie vor. Veranstaltungsort ist die Evangelische Studierendengemeinde (esg), Pockelsstraße 21 in Braunschweig.
Die wissenschaftlichen Beiträge dieses Buches kritisieren die derzeitige Agrarwirtschaft als nicht zukunftsfähig. Die Autoren beschreiben grundlegende Widersprüche zwischen Nachhaltigkeit und agrarwirtschaftlicher Praxis. Sie plädieren für ein Innehalten, für ein gemeinsames interdisziplinäres Nachdenken über den besten Weg für die zukünftige Entwicklung. Dabei berücksichtigen sie moralische, religiöse oder kulturelle Werte und betrachten sie vor allem außerhalb so genannter ökonomischer Sachzwänge. Die Gesellschaft spürt zunächst keinen unmittelbaren Werteverlust, wenn etwa der biologischen Vielfalt oder dem Respekt vor dem Leben kein Wert zugesprochen wird. „Das erklärt, warum sich seit der Konferenz in Rio (1992) in der Agrarwirtschaft viel zu wenig im Sinne des Leitbildes der Agenda 21 verändert hat. Die vorgeschlagenen Maßnahmen, die zu mehr Nachhaltigkeit in der Agrarwirtschaft auffordern, sind weitestgehend Papiertiger“, merkt Meier kritisch an. Damit schließt er sich den Thesen der Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ an.
Für ihn wird im Buch deutlich, dass die Gesellschaft die Problemlösungen nicht allein den Agrarwissenschaften geschweige denn den „Märkten“ überlassen darf. „Die Agrarwirtschaft trägt eine besondere Verantwortung. Sie dient primär der Ernährung und sekundär der Produktion nachwachsender Rohstoffe. Darüber hinaus ist sie jedoch auch Kulturträger und ein wichtiger sozio-ökonomischer Faktor in ländlichen Räumen. Da sie die Umwelt als Produktionsfaktor nutzt, muss sie sich diese unbedingt erhalten. Sonst entzieht sie sich ihre Existenz-Grundlage“, macht Meier deutlich. Dieses sprichwörtliche Sägen am eigenen Ast war für den Wissenschaftler die treibende Kraft, das Buch zusammenzustellen. Zudem geht es den Autoren auch darum, die Facetten der sehr jungen Disziplin „Agrarethik“ für die Leser erfahrbar zu machen.
Publikation: Agrarethik – Landwirtschaft mit Zukunft, Hrsg.: Dr. Uwe Meier, Agrimedia Verlag, Clenze,
344 Seiten gebunden, 39,95 Euro,
ISBN 978-3-86263-078-3
Um den Herausgeber Dr. Uwe Meier zu kontaktieren, wenden Sie sich bitte an die JKI Pressestelle.
Zum Begriff der Agrarethik:
Agrarethik bezeichnet das Handeln in allen Bereichen der Agrarwirtschaft nach dem Grundsatz der Folgenverantwortung. Das schließt die Verantwortung für die Erhaltung der natürlichen Kreisläufe, die Wahrung der Menschenwürde, das Leben der künftigen Generationen und partizipative Entscheidungsprozesse im Rahmen der Diskursethik ein.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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