Göttingen - Männer und Frauen unterscheiden sich deutlich, wenn es an den Autokauf geht. Diese Schlussfolgerung zog Prof. Doris Kortus-Schultes, Direktorin des Kompetenzzentrums Frau und Auto in Mönchengladbach, aus ihren zahlreichen Studien über die Anforderungen von Frauen an den fahrbaren Untersatz am Samstag bei der Tagung der GDNÄ – Die Wissensgesellschaft (Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte) in Göttingen.
Die Wirtschaftswissenschaftlerin berichtete, dass beide Geschlechter schon zur Wahl des richtigen Modells unterschiedlich vorgehen: Während Frauen sich vor allem auf den Rat von Familien und Freunden verlassen, arbeiten sich Männer bis zu zwei Jahre lang durch Automagazine und fachspezifische Internetseiten, bis sie genauso viel wissen wie der Verkäufer im Autohaus.
Auch die Anforderungen an das Auto unterscheiden sich. Da Frauen sehr viel für unbezahlte Arbeiten unterwegs sind, wie die Versorgung der Familie oder den Transport der Kinder, seien ihnen ganz andere Dinge wichtig als den Männern. An dritter Stelle der Auswahlkriterien stehe beispielsweise bei ihnen – nach geringem Verbrauch und guter Sicherheit – der ergonomische Sitz oder die Höhenverstellung von Gurt und Lenkrad, während die Männer auf die Klimaanlage Wert legten. „Frauen halten häufiger als Männer für sehr wichtig: eine großzügige Ablagefläche im Innenraum, ein Ordnungssystem im Kofferraum, eine körpernahe Sitzform, eine Einparkhilfe sowie unlackierte Stoßstangen“, berichtete Frau Kortus-Schultes bei der Tagung der GDNÄ in Göttingen. Männer dagegen kümmern sich mehr um Klima- und Freisprechanlage, MP3-Player und die Elektronik-Sonderausstattung.Und wenn es an die Pflege des Autos geht, so die Automobilforscherin, „gibt es viel Leidenschaft bei den Männern.“
Als Herausforderung für die Automobilkonstrukteure bezeichnete Prof. Kortus-Schultes die Sicherheit für autofahrende Frauen. Es sei eine Tatsache, dass Frauen mehr im Auto telefonierten als Männer, Navigation nutzen, ja selbst E-Mails und SMS-Botschaften verschicken und empfangen. Alle Lösungen für die Bedienung dieser Systeme seien bisher jedoch mit einem erheblichen Sicherheitsrisiko verbunden. Sie forderte die Autoindustrie auf, durch neue technische Lösungen, wie effiziente Sprachsteuerung und –ausgabe mehr Sicherheit für autofahrende Frauen zu schaffen. Schließlich seien Frauen als Käuferinnen eine rasch wachsende Zielgruppe dieser Industrie.
In den letzten drei Jahrzehnten ist der Anteil von Frauen an den PKW-Haltern in Deutschland rapide gewachsen, berichtete die Direktorin des Kompetenzzentrums Frau und Auto. Waren 1984 nur 16 Prozent der PKW-Halter weiblich, ist der Anteil bis 2011 auf 35,6 Prozent angewachsen. Die tatsächliche Nutzung des Autos dürfte sogar noch deutlich höher liegen, schätzte Frau Kortus-Schultes: „Immerhin haben 95 Prozent von ihnen den Führerschein.“ Ihr Kompetenzzentrum ist die einzige firmen-unabhängige Institution weltweit, die sich mit den Unterschieden der Geschlechter beim Thema Auto beschäftigt. Dazu veröffentlicht das Institut, das der Hochschule Niederrhein angegliedert ist, seine Forschungsergebnisse in einer regelmäßigen Schriftenreihe.
Die Tagung der GDNÄ – Die Wissensgesellschaft in Göttingen steht unter dem Motto „Gesellschaft braucht Wissenschaft – Wissenschaft braucht Gesellschaft“. Bis Dienstag sprechen rund 50 Forscher und Experten aus anderen Bereichen über Wechselwirkungen von Wissenschaft und Gesellschaft an den Beispielen Mobilität, Kommunikation und Interaktion.
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Prof. Doris Kortus-Schultes, Direktorin des Kompetenzzentrums Frau und Auto
Foto:privat
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
fachunabhängig
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
Deutsch
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