619 Tage musste Tobias (6) im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, auf ein Spenderherz warten. Dank doppelter Medizintechnik, einer Kunstherzpumpe und einer künstlichen Herzklappe, die ihm Herzspezialist Dr. Eugen Sandica einsetzte, hat er so lange überlebt wie kein zweites Kind mit einer vergleichbaren Therapie weltweit.
Aufatmen bei Familie Rojer aus Meppen: Tobias hat die Herztransplantation gut überstanden. In wenigen Wochen schon wird er die Bad Oeynhausener Universitätsklinik verlassen können, die fast zwei Jahre lang sein zweites Zuhause war. Für seine Eltern Doris und Thomas Rojer und die beiden älteren Brüder Simon und Marlon haben sich damit alle Hoffnungen erfüllt, bald wieder ein normales Familienleben führen zu können.
Tobias kam am 16. September 2006 mit zwei Löchern im Herzen und fehlgebildeten Herzklappen zur Welt. Im Alter von 13 Monaten wurde er erstmals operiert. Als er drei Jahre alt ist, stellen die Kinderkardiologen unter der Leitung von Prof. Dr. Deniz Kececioglu im Herz- und Diabeteszentrum NRW ein fortschreitendes Herzmuskelversagen fest. Tobias erhält einen Herzschrittmacher. Im Dezember 2010 muss sein Herz mit einer künstlichen Herzpumpe, dem Berlin Heart, unterstützt werden. Die Wartezeit auf ein lebensrettendes Spenderherz beginnt.
„Das Kunstherzsystem ist keine Dauerlösung“, erläutert Dr. Eugen Sandica, Herzchirurgischer Direktor im Zentrum für Angeborene Herzfehler des HDZ NRW. „Tatsächlich birgt die lebenswichtige Überbrückung eine Reihe von Risiken.“ Im Pumpenkopf können sich kleine Thromben bilden, die zum Schlaganfall führen. Über die Kanüle, die die innenliegende Verbindung zum Herzen herstellt, können Keime in den Körper dringen und zu Infektionen führen.
Tobias profitiert von der großen Erfahrung der Spezialisten im Herz- und Diabeteszentrum NRW. Seit 1992 wurde hier über 60 Kindern und Jugendlichen ein Kunstherzsystem implantiert. 147 Patienten vom Neugeborenen- bis zum Erwachsenenalter sind erfolgreich transplantiert worden. Das Bad Oeynhausener Zentrum für Angeborene Herzfehler hält damit eines der weltweit größten Kunstherz- und Transplantationsprogramme für Kinder und Jugendliche vor. Viele der hier tätigen Herzspezialisten und Pflegekräfte sind seit Jahren in Bad Oeynhausen tätig. „Wir sind auf jegliche Erkrankungsformen und Komplikationen vorbereitet“, beschreibt Dr. Sandica sein erfahrenes Team.
Während der langen Wartezeit war Doris Rojer täglich an Tobias´ Seite in Bad Oeynhausen. Möglich war dies durch eine Unterkunft im Elternhaus der Ronald-McDonald-Kinderstiftung. „Ein schwer herzkrankes Kind ist eine enorme Belastung für die ganze Familie“, weiss Dr. Sandica, der Tobias am 25.08.2012 transplantiert hat. Seinen fünften Geburtstag hat Tobias vor einem Jahr in der Klinik gefeiert. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens besuchte ihn. Tobias´ größter Wunsch damals: Ein neues Herz.
Seinen sechsten Geburtstag feiert Tobias wiederum im Herz- und Diabeteszentrum NRW. Aber schon bald darf er nach Hause. Seit drei Wochen schlägt sein neues Herz in seiner Brust. „Wir sind unendlich dankbar“, sagt Doris Rojer.
Weitere Informationen:
Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
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