Neue Affenart auf Madagaskar entdeckt
Ein Forschungsteam des Instituts für Zoologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover und des Instituts für Anthropologie der Universität Antananarivo, Madagaskar, unter der Leitung von Prof. Dr. Elke Zimmermann hat im regengrünen Trockenwald Nordwest-Madagaskars eine bislang nicht bekannte, neue Affenart entdeckt, den goldbraunen Mausmaki (Microcebus ravelobensis). Der mausgroße, nachtaktive Affenzwerg gehört mit seinen nur 60 Gramm zu den kleinsten Äffchen der Welt (Folia Primatol., Bd. 69, S. 106, 1998)
Mausmakis bewohnen die dichte Gebüsch- und Strauchregion der madagassischen Waldgebiete und ernähren sich vielseitig von Insekten, Früchten und kleineren Wirbeltieren. Aufgrund ihrer Anpassung an die verschiedensten Klima- und Vegetationszonen stellen sie ein besonders interessantes Modell in der Evolutionsforschung dar, das faszinierende Einblicke in die außergewöhnliche adaptive Radiation madagassischer Primaten ermöglicht. Bisher waren drei verschiedene Mausmaki-Arten bekannt, der Zwergmausmaki (M. myoxinus), der erst 1992 in West-Madagaskar wiederentdeckt worden ist, der graue Mausmaki (M. murinus), der ebenfalls die Trockenwaldgebiete im Westen der Insel bewohnt und der rote Mausmaki (M. rufus), der in den Regenwaldgebieten Ost-Madagaskars vorkommt. Der neu entdeckte goldbraune Mausmaki ist seiner Zwillingsart, dem syntop mit ihm lebenden grauen Mausmaki, bei Nacht zum Verwechseln ähnlich und äußerlich nur durch seine goldbraune Färbung, seinen grazileren Körperbau und seinen extrem langen Schwanz von ihr zu unterscheiden.
Die nicht-menschlichen Primaten (Halbaffen, Affen, Menschenaffen) sind die nächsten Verwandten des Menschen. Alle auf Madagaskar lebenden Primaten sind Lemuren, eine ursprüngliche Primatengruppe, die heute insbesondere durch die Zerstörung ihres Lebensraums von der Ausrottung bedroht ist. Vergleichende Untersuchungen ihrer Biologie bieten deshalb nicht nur die einzigartige Möglichkeit, die Evolution dieser erdgeschichtlich alten Primatengruppe zu rekonstruieren. Die dabei erzielten Ergebnisse dienen zudem der Konzeption von Arterhaltungs- und Naturschutzprogrammen und helfen dadurch, ihr Überleben auch in Zukunft zu sichern.
Weitere Informationen erteilen:
Prof. Dr. Elke Zimmermann Tel (0511) 953-8740
Ute Radespiel Tel (0511) 953 8430
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Informationstechnik
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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