Vom legendenumwobenen Edelstein über die praktische Alchemie bis zur Chemie der Neuzeit reicht eine umfangreiche Materialsammlung zum Diamanten, die jetzt an der RUB interdisziplinär überarbeitet wird.
Bochum, 24.06.2002
Nr. 180
Faszination Diamant
Von der Bocksblutlegende zur Chemie unechter Diamanten
Becke-Stiftung vergibt Förderpreis für interdisziplinäres RUB-Projekt
Er entkräftet den Magnet und widersteht selbst Hammer und Amboss - nur das Blut des Ziegenbockes kann den Diamant durchdringen. Vom legendenumwobenen Edelstein über die praktische Alchemie bis zur Chemie der Neuzeit reicht eine umfangreiche Materialsammlung, die jetzt interdisziplinär überarbeitet wird. Dr. Horst Schneider (Institut Fontes Christiani, Katholisch-Theologische Fakultät der RUB) erhielt dafür den mit 6000 Euro dotierten Förderpreis der Margot- und- Friedrich- Becke-Stiftung. Ganz im Sinne der Stiftung dient das Projekt "Faszination Diamant, Zauber und Geschichte eines Geschenks der Natur" dem Diskurs zwischen Geistes- und Naturwissenschaften.
Verschüttete Wege wieder betreten
Die Heidelberger Stiftung möchte dazu beitragen, die oft als schmerzlich empfundene Sprachlosigkeit zwischen Natur- und Geisteswissenschaften zu überwinden und damit im Laufe der Jahrhunderte verschüttete Wege der Erkenntnis wieder zu öffnen. Indem die Texte über den Diamanten in ihrem literarhistorischen Kontext von geisteswissenschaftlicher Seite gedeutet wie auch vom naturwissenschaftlichen Standpunkt aus beleuchtet werden, erhoffen sich die Forscher z.B. neue Interpretationen antiker Texte. Von Bochumer Seite sind an dem Projekt unter der Gesamtredaktion von Dr. Horst Schneider die Professoren Alois Haas (Chemie), Ludwig Hödl (Mittelalterliche Theologie) und Wilhelm Geerlings (Alte Kirchengeschichte) sowie von der Heidelberger Max Planck Gesellschaft Prof. Dr. Dres. h.c. Ekkehard Fluck (Chemie) beteiligt.
Diamant: vom Altertum bis in die Neuzeit
Dem Chemiker Dr. Karl Rumpf verdanken die Forscher die umfangreiche Materialsammlung, die dem Forschungsprojekt zugrunde liegt. Rumpf hatte über rund zehn Jahre hinweg als Mitarbeiter des damaligen Gmelin-Instituts der Max Planck Gesellschaft alles zusammengetragen, was er nur über den Diamanten finden konnte - von Altertum über das Mittelalter bis in die Neuzeit. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sollen nach etwa einem Jahr in eine gleichnamige Publikation münden, die allgemeinverständlich die facettenreiche Geschichte des Diamanten präsentiert.
Der Diamant im "Physiologus"
Dr. Horst Schneider erhielt den Preis aufgrund seiner Forschungen auf dem Gebiet der christlichen Naturkunde im Umfeld des Physiologus. Dieses ins 2. Jh. n. Chr. datierte Buch beschreibt die Eigenschaften von mehr als 40 Tieren, aber auch die von Pflanzen, Steinen sowie die der Perle. Dabei geht es weniger um naturwissenschaftliche Erkenntnisse, als um die christliche Deutung der dargestellten Eigenschaften: "...Der Diamantstein (Adamas, Unbezwinglicher, genannt) bezwingt alles, wird selbst aber durch nichts bezwungen. (...) Indem sie nämlich gegen Christus wie gegen einen Diamanten anstürmten, wurden sie sämtlich als machtlos erfunden...". Die Nachwirkung des Physiologus auf die bildende Kunst und Literatur ist groß und noch immer nicht systematisch untersucht.
Weitere Informationen
Dr. Horst Schneider, Institut Fontes Christiani, Katholisch-Theologische Fakultät, Tel.: 0234/32-24706, Email: Horst.Schneider@ruhr-uni-bochum.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Geschichte / Archäologie, Philosophie / Ethik, Religion
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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