idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
25.09.2012 15:42

Saubere Fassaden ganz von selbst

Jörg Walz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA

    Fassadenfarben schützen das Mauerwerk gegen Feuchteinwirkung und sind dekorativ. Allerdings verschmutzen sie mit der Zeit durch Ablagerungen und Bewuchs. Selbstreinigende Beschichtungen sollen die Fassaden sauber halten. Ein jetzt abgeschlossenes, insgesamt dreijähriges Forschungsprojekt des Fraunhofer IPA hat diese Beschichtungen untersucht.

    Bisherige Fassadenfarben basieren hauptsächlich auf wasserverdünnbaren Polymerdispersionen, Silikonharz- und Dispersions-Silikatfarben. Sie sind gegen Ablagerungen von Flugstäuben und den Bewuchs durch Pilze, Algen und Flechten nur unzureichend geschützt. Das Fraunhofer IPA beschäftigt sich deshalb mit Beschichtungen, die sich den Effekt der fotokatalytischen Selbstreinigung zunutze machen.

    Diese Beschichtungen enthalten als fotokatalytisch wirksame Bestandteile Titandioxid, das bei Sonneneinstrahlung und Feuchtigkeit organisches Material auf der Oberfläche zersetzt. Außerdem wird die Fassade dabei hydrophil, was die Selbstreinigung bei Regen begünstigt.

    Allerdings verliert die Beschichtung langfristig an Substanz. Der Abbau äußert sich als leicht entfernbare, »kreidende« Schicht auf der Oberfläche und verkürzt die Lebensdauer der Beschichtung. Hier setzte ein im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen gefördertes Projekt des Fraunhofer IPA an. Fotokatalytisch aktive Fassadenbeschichtungen aus Kombinationen verschiedener Bindemittel wurden untersucht, um ein optimales Verhältnis zwischen wirkungsvollen Selbstreinigungseigenschaften und ausreichender Abbaubeständigkeit zu finden.

    Zu diesem Zweck wurden an zwei Standorten (Stadtklima mit hoher Verkehrsverschmutzung, südliche Ausrichtung sowie ländliches Klima, nördliche Ausrichtung) sowohl mit fotokatalytisch aktiven Titandioxidpigmenten formulierte Beschichtungen als auch mit inaktiven konventionellen Pigmenten ausgestattete Beschichtungen zwei Jahre lang unter verschiedenen Winkeln (90 bzw. 45°) ausgelagert. Durch verschiedene Testverfahren wurden hierbei laufend die Eigenschaften, der Verschmutzungsgrad und der Abbau der Beschichtung verfolgt. Dabei zeigte sich vor allem bei den bei 45° gelagerten und da durch leichter verschmutzbaren Beschichtungen ein deutlicher Einfluss der fotokatalytisch aktiven Pigmente. Die aktiven Beschichtungen waren deutlich weniger verschmutzt als die inaktiven, allerdings zeigte sich auch ein höherer Abbau durch Kreidung. Dass die Kreidung einen großen Anteil am Selbstreinigungseffekt der fotokatalytisch aktiven Oberflächen hat, wurde im Rahmen der Bewitterung ebenso nachgewiesen wie die hydrophilen Eigenschaften der Beschichtung. Auch durch den Abbau von Schadgasen wurde im Laborreaktor die fotokatalytische Wirksamkeit der Fassadenbeschichtungen nachgewiesen.

    Diese Forschungsergebnisse tragen dazu bei, die bei der Bewitterung ablaufenden Prozesse bei fotokatalytischen Farben besser zu verstehen. Darauf aufbauend können neuartige Fassadenfarben mit einem optimalen Verhältnis zwischen den Bindemittelkomponenten und einer kontrollierten Kreidung entwickelt werden, um den Selbstreinigungseffekt bei akzeptablem Abbau zu erhalten. Nicht nur die Selbstreinigung, sondern auch das Abbaupotenzial von Schadstoffen aus der Luft durch fotokatalytisch aktive Fassadenfarben wird in weiteren geplanten Forschungsprojekten des Fraunhofer IPA untersucht werden.

    Weitere Ansprechpartner
    Dipl.-Ing. (FH) Karin Gaszner | Telefon +49 711 970-3860 | karin.gaszner@ipa.fraunhofer.de
    Dr. Ulrich Christ | Telefon +49 711 970-3861 | ulrich.christ@ipa.fraunhofer.de
    Ingo Riegert | Telefon +49 711 970-3862 | ingo.riegert@ipa.fraunhofer.de


    Bilder

    Helligkeitsabnahme durch Verschmutzung (-S0 = inaktiv, -S1 und -S2 = fotokatalytisch aktiv).
    Helligkeitsabnahme durch Verschmutzung (-S0 = inaktiv, -S1 und -S2 = fotokatalytisch aktiv).
    Quelle: Fraunhofer IPA
    None

    Kreidungsverhalten (-S0 = inaktiv, -S1 und -S2 = fotokatalytisch aktiv).
    Kreidungsverhalten (-S0 = inaktiv, -S1 und -S2 = fotokatalytisch aktiv).
    Quelle: Fraunhofer IPA
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Bauwesen / Architektur, Chemie, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Helligkeitsabnahme durch Verschmutzung (-S0 = inaktiv, -S1 und -S2 = fotokatalytisch aktiv).


    Zum Download

    x

    Kreidungsverhalten (-S0 = inaktiv, -S1 und -S2 = fotokatalytisch aktiv).


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).