Vom 5. bis zum 6. November 2012 findet im Hanse-Wissenschaftskolleg (HWK) in Delmenhorst das Symposium „Wahrnehmen und Verstehen von Musik. Philosophische Perspektiven“ statt.
Mit Blick auf eine längerfristig zu etablierende Zusammenarbeit von Philosophen, Kognitionswissenschaftlern, Musikern und Musiktheoretikern soll das Symposium zunächst verschiedene philosophische Zugangsweisen zur Interpretation dessen, was das Wahrnehmen und Verstehen von Musik ausmacht, ins Gespräch bringen.
Der immense Einfluss von Musik auf das Denken und die Gefühlswelt des Menschen, ja auf seine gesamte kognitive und emotionale Entwicklung, ist unbestritten. Viele Forschungszweige widmen sich der Frage, wie dieser Einfluss von Musik für Pädagogik und Psychologie möglichst positiv und effektiv genutzt werden und auf welche Weise beispielsweise die Minderung von Verhaltensauffälligkeiten und Heilung von Krankheiten durch Musik begünstigt werden könne. Hochsubventionierte Forschungen reichen vom Einsatz verschiedener Musiken im Zusammenhang mit der Trauma- und Aggressionsbewältigung bei Soldaten bis hin zur Lenkung des Kaufverhaltens von Konsumenten.
Diese Forschungszweige widmen sich jedoch ausschließlich den Effekten, die durch Musik erzielt werden können. Dahinterstehende Fragen, WARUM überhaupt eine so starke menschliche Affinität zu Musik besteht, WIE sich die Wahrnehmung von Musik von anderen Schallphänomenen unterscheidet und WAS die strukturellen kognitiven und emotionalen Grundlagen dafür sind, werden selten gestellt. Solche Fragen sind Gegenstand der Philosophie der Musik.
Wie sehen die Bedingungen für eine mögliche musikalische Sinnkonstitution aus, die nie vollständig durch das Aufdecken semantischer Bezüge oder durch das Vorhandensein lautlicher Suggestion erklärt werden können? Die intramentale Konstruktion zeitlicher, räumlicher und logischer Strukturen soll ebenso untersucht werden wie die innere Bewegung des Geistes als kreative Handlung und das Entstehen von Emotionen in der Wahrnehmung von Musik.
Gefragt wird auch, wie die Konstitution eines musikalischen Sinns als Repräsentation des Geistes in einem genuin kreativen Akt realisiert wird, gleichzeitig aber auch immer als Reproduktion bzw. Rekognition eines oft vorherbestimmbaren oder auch vorbewussten Sinns verstanden werden muss.
Für diese anspruchsvollen Fragestellungen verspricht ein interdisziplinärer Austausch zwischen den oben aufgeführten Wissenschaftsdisziplinen, wie er am HWK konzeptionell gefördert wird, einen bedeutenden Erkenntnisgewinn.
Die Vorträge, nach denen jeweils viel Raum für kritische Anmerkungen und konstruktiven Dialog gegeben wird, widmen sich folgenden Themen:
Dr. Guido Kreis von der Universität Bonn wird zu Beginn des Symposions die Frage stellen, was musikalische Subjekte sind. Hierbei rückt er in den Fokus, wie ästhetische Ordnung und ästhetische Erfahrung musikalischer Werke entsteht und wie sich diese von "normalen" d.h. nicht-ästhetischen Erfahrungen – z.B. von einer beliebigen Anordnung von Geräuschen – unterscheiden.
Ausgehend von der Beobachtung, dass unterschiedliche Interpretationen eines musikalischen Werkes – in diesem Falle das Vorspiel zu Wagners Rheingold mit Blick auf Solti und Karajan – zu völlig verschiedenen Wahrnehmungen des erzeugten musikalischen Raumes führen können, stellt Dr. Richard Klein aus Freiburg i. Br. die These auf, dass Musik nicht nur als Zeitkunst verstanden werden kann, sondern vielmehr auch Raumkonstruktionen eine eigene Kategorie in der Wahrnehmung von Musik zugestanden werden müsse.
Der zweite Tag der Veranstaltung beginnt mit Überlegungen zur Intensionalität musikalischer Gedanken, die Prof. Dr. Matthias Vogel von der Universität Gießen vorstellen wird. Wie kommt es, dass wir Etwas als etwas hören – und nicht bloß vom Tönen kontinuierlich auf uns einströmender musikalischer Reize überflutet werden? Warum hat Musik für uns einen Sinn? Warum kann sie uns etwas mitteilen, etwas bedeuten?
Prof. Dr. Wolfgang Detel von der Universität Frankfurt a. M. diskutiert neuere Modelle der Beschreibung und Erklärung des "sich Hineinfühlens in Musik". Hierbei wird u.a. gefragt, inwiefern der Begriff der Empathie beim Wahrnehmen von Musik eine wichtige Rolle spielen könnte.
Das Symposium ist eine Kooperationsveranstaltung der Arbeitsgruppe „Musikphilosophie“ (Institut für Philosophie, Universität Bremen) und der Forschungsstelle “Die Präsenz des Vergangenen“ (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg).
Veranstalter des Symposiums sind Prof. Dr. Georg Mohr, Prof. Dr. Johann Kreuzer und Dr. des. Silke Wulf.
Bei Interesse an weiteren Informationen zum Symposium oder an der Teilnahme, bitte eine Anfrage senden an silke.wulf@uni-bremen.de.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Kulturwissenschaften, Musik / Theater, Philosophie / Ethik, Psychologie, Sprache / Literatur
überregional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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