idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
08.11.2012 12:53

Cellulose für Medizin und Analytik

Axel Burchardt Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Universität Jena auf der Messe „Medica“ in Düsseldorf vom 14.-17. November mit zwei Exponaten vertreten

    Der aus dem Holz bekannte Grundstoff Cellulose wird längst nicht mehr nur aus natürlichen Rohstoffen isoliert und weiterverarbeitet, sondern auch chemisch produziert. Denn Cellulose wird außer als Papier auch in Chemiefasern, Lacken, Klebstoffen, in Nahrungsmitteln und Pharmaka sowie in der Analytik und der Medizin verwendet. Ihr großer Vorteil: Cellulose ist bioverträglich und inzwischen gut zu modifizieren.

    Wie Cellulose passgenau verändert und wie sie spezifisch eingesetzt werden kann, das präsentiert die Friedrich-Schiller-Universität Jena in diesem Jahr auf der Fachmesse „Medica“, die vom 14.-17. November in Düsseldorf stattfindet. Das Kompetenzzentrum Polysaccharidforschung und das Ausgründungsprojekt JeNaCell sind auf dem Gemeinschaftsstand „Forschung für die Zukunft“ (F 94) der Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in Halle 3 zu finden.

    „Thüringer Applikationsplattform für homogene Polysaccharidchemie“

    Wenn Getreide von Schimmelpilzen befallen ist, machen die sog. Mykotoxine seinen Verzehr gefährlich. Die Untersuchung dieses Befalls ist bislang ziemlich aufwendig. Wie eine solche Analyse von Getreide oder Mehl durch den Einsatz spezieller Cellulosearten besser und einfacher möglich ist, das präsentieren Chemiker der Jenaer Universität auf der Messe.

    Das Team um Prof. Dr. Thomas Heinze stellt die „Thüringer Applikationsplattform für homogene Polysaccharidchemie“ (TAP) vor. Sie ist das erste Ergebnis eines Projekts, das vom Bundesforschungsministerium (BMBF) gefördert wird und drei regionale Forschungs- und zwei Anwendungspartner vereint, um die Grundlagen zur homogenen Synthese von Aminocellulosen zu legen und für die Praxis umzusetzen. Im Rahmen des Verbundprojektes werden spezielle Zellulosearten erstellt mit einer Funktionalität, die es in der Natur zum Teil nicht gibt. So lassen sich Oberflächeneigenschaften durch diese Cellulosen beeinflussen, z. B. Eiweiße binden zur Analytik von Lebensmitteln.

    „Cellulose wird in der industriellen Nutzung bislang vor allem in Suspensionen hergestellt“, erläutert Heinzes Mitarbeiter Dr. Tim Liebert. Ein anderes Verfahren, bei dem der Grundstoff aufgelöst und später zu Celluloseabkömmlingen wie Aminocellulose weiterverarbeitet wird, existiere ebenfalls, sei aber für die Großserienproduktion bisher zu teuer. Mit der „Thüringer Applikationsplattform“ werde ein Modell vorgeführt, das diesen Prozess günstiger und industrietauglich gestaltet.

    „Wichtige Bestandteile der Forschung sind das Upscaling der einzelnen Syntheseschritte, die detaillierte Produktanalyse und das Lösungsmittelrecycling“, sagt Liebert. Die Bestimmung der Biokompatibilität und -funktionalität durch entsprechende Tests hätten ergeben, dass Anwendungen im Bereich der Kosmetik möglich sind. „Die Oberflächenaffinität und das Strukturbildungspotenzial der Cellulosederivate ermöglichen den Einsatz zur Beschichtung von Formkörpern für die Biotechnologie“, ergänzt Prof. Heinze. Die Synthese der Aminozellulosen wird vorgeführt als Ausgangspunkt für unterschiedliche Synthesen, denn die Jenaer Chemiker sind sich sicher, dass die Plattform übertragbar sein wird – für die Gewinnung weiterer innovativer Produkte und für unterschiedliche Aufgaben in der Analytik und vielen weiteren Applikationsfeldern.

    Innovative Medizinprodukte auf Basis des Hightech-Biopolymers BNC

    Das Ausgründungsprojekt der Jenaer Universität „JeNaCell“ will bakteriell synthetisierte Nanocellulose (BNC) in einem kontinuierlichen Produktionsverfahren mit gleichbleibend hoher Qualität zu marktfähigen Preisen produzieren. „BNC bietet als hochleistungsfähiges Hightech-Biopolymer aufgrund seiner einzigartigen Materialeigenschaften und eines während der Biosynthese steuerbaren Struktur- und Formdesigns innovative und zukunftsweisende Lösungen für Anwendungen in der Medizin, z. B. als moderne Wundauflage“, erläutert Gründungsgesellschafterin Dr. Dana Kralisch. „Der Vorteil unserer BNC-basierten Wundauflagen liegt insbesondere in einer Verkürzung der Behandlungsdauer, einer Reduzierung der Behandlungskosten, einem schmerz-freien Verbandswechsel und in besseren Heilungsergebnissen“, ergänzt Geschäftsführerin Dr. Nadine Heßler. Welches Potenzial BNC hat und welche Einsatzmöglichkeiten es gibt, wird JeNaCell auf der Medica vorstellen.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Thomas Heinze / Dr. Tim Liebert
    Institut für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie der Universität Jena
    Kompetenzzentrum Polysaccharidforschung
    Humboldtstr. 10, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 948270
    E-Mail: Thomas.Heinze[at]uni-jena.de

    Dr. Nadine Heßler / Dr. Dana Kralisch
    Gründungsprojekt JeNaCell
    Gründerzentrum der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Kahlaische Str. 1, 07745 Jena
    Tel.: 03641 / 930859
    E-Mail: hessler[at]jenacell.de


    Weitere Informationen:

    http://www.chemie.uni-jena.de/institute/oc/heinze/
    http://www.jenacell.de


    Bilder

    Wie Honig fließt in einem Labor des Instituts für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie der Universität Jena zähflüssige Cellulose in ein kleines Becherglas. Gemeinsam mit Praxispartnern haben Wissenschaftler des Kompetenzzentrums Polysaccaridforschung in einem Verbundvorhaben Möglichkeiten entwickelt, gelöste Cellulose kostengünstig und nachhaltig industriell produzieren zu können.
    Wie Honig fließt in einem Labor des Instituts für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie der U ...
    Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
    None

    Laborgefäße in einem Labor des Instituts für Technische Chemie und Umweltchemie der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit bakteriell synthetisierter Nanocellulose (BNC), wie sie JeNaCell als innovative Wundauflage weiterentwickelt hat.
    Laborgefäße in einem Labor des Instituts für Technische Chemie und Umweltchemie der Friedrich-Schill ...
    Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Chemie, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    Wie Honig fließt in einem Labor des Instituts für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie der Universität Jena zähflüssige Cellulose in ein kleines Becherglas. Gemeinsam mit Praxispartnern haben Wissenschaftler des Kompetenzzentrums Polysaccaridforschung in einem Verbundvorhaben Möglichkeiten entwickelt, gelöste Cellulose kostengünstig und nachhaltig industriell produzieren zu können.


    Zum Download

    x

    Laborgefäße in einem Labor des Instituts für Technische Chemie und Umweltchemie der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit bakteriell synthetisierter Nanocellulose (BNC), wie sie JeNaCell als innovative Wundauflage weiterentwickelt hat.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).