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15.07.2002 16:59

Brisant: Wagner Seminar für 20 israelische Studenten und Dozenten

Jürgen Abel M. A. Pressestelle
Universität Bayreuth

    Eine außergewöhnliche wie brisante Veranstaltung findet vom 17. bis 25. Juli in Bayreuth statt: Zum ersten Mal werden nämlich israelische Dozenten und Studenten vom Department of Theatre Studies und von der Academy of Music der Universität Tel Aviv zu einem Seminar über Richard Wagner nach Bayreuth kommen.

    Brisant, ungewöhnlich und während der Festspielzeit
    Wagner-Seminar" für 20 israelische Theater- und Musik-Studenten
    Israelische Initiative - Festspielleiter Wofgang Wagner lädt israelische Gäste zu Generalprobe und Führung - Organisation durch die Bayreuther Theaterwissenschaftlerin Prof. Dr. Susanne Vill

    Bayreuth (UBT). Eine außergewöhnliche wie brisante Veranstaltung findet vom 17. bis 25. Juli in Bayreuth statt: Zum ersten Mal werden nämlich israelische Dozenten und Studenten vom Department of Theatre Studies und von der Academy of Music der Universität Tel Aviv zu einem Seminar über Richard Wagner nach Bayreuth kommen. Organisatorin ist die Bayreuther Theaterwissenschaftlerin Professorin Dr. Susanne Vill.
    Die Initiative ging von Dr. Gad Kaynar aus, dem Leiter des Fachbereichs Regie, Dramatik und Dramaturgie am Department of Theatre Studies der Universität Tel Aviv, dessen Forschungsbereich das deutsche Drama und seine Übersetzung ist. Beim ersten Wagner-Symposion in Israel, "Wagner im Kontext - Kunst, Ideologie, Politik", das im November 2001 an der Universität Tel Aviv stattfand, bat er die Bayreuther Theaterwissenschaftlerin ein Wagner-Seminar für israelische Studenten anzubieten und zu organisieren.
    Beide bedauerten die Tatsache, dass wegen des Aufführungsverbots der Werke Richard Wagners in Israel, das aufgrund der antisemitischen Einstellungen des Komponisten wie auch aufgrund der kultischen Verehrung Wagners durch die Nationalsozialisten besteht, auch die Bedeutung der Wagnerschen Musikdramen, Ästhetik und Theorie für die moderne Musik- und Theatergeschichte aus dem akademischen und künstlerischen Diskurs in Israel verdrängt wurde. Der weitgehende Einfluss von Wagners Ästhetik auf die gegenwärtige israelische Bühnenkunst und Musik wurde indes gerade auch beim Tel Aviver Wagner-Symposion mehrmals betont. Dieses Symposion kam im Anschluss an den Bayreuther Kongress "Wagner und die Juden" zustande, zu dem der erste israelische Wagner-Biograph und Leiter der Israel Academy of Music, Prof. Dr. Ami Maayani angeregt und gemeinsam mit Prof. Dr. Susanne Vill und Prof. Dr. Dieter Borchmeyer 1998 organisiert hatte.
    Dr. Kaynar und Prof. Dr. Vill entschlossen sich zu dem Versuch, in Bayreuth während der Festspiele 2002 ein Wagner-Seminar zu veranstalten für israelische Studenten, unter denen auch Musiker sind, die beim Festkonzert mit Werken von Richard Wagner in der Israel Academy of Music anlässlich des Wagner-Symposions in Tel Aviv mitgewirkt hatten.
    Dieses Vorhaben wurde vom Leiter der Bayreuther Festspiele, Dr. h.c. Wolfgang Wagner, begrüßt, der die zwanzig Gäste aus Israel zu den Generalproben und zu einer Führung im Festspielhaus einlud.
    Mit Unterstützung der Regierung von Oberfranken und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) wurde der Plan realisierbar. Trotz der traditionell negativen Wagner-Rezeption in Israel haben sich etwa 40 Kandidaten um die Teilnahme an dem Seminar beworben - junge Musiker, Regisseure, Dramatiker, Forscher und Bühnenbildner. Einer der Dozenten ist der renommierte israelische Bühnenbildner Roni Toren, der auch schon an Wagner-Inszenierungen in Deutschland beteiligt war.
    Die Auswahl der Kandidaten, denen die Teilnahme zugesagt werden konnte, war nach Angaben der Bayreuther Professorin "entgegen aller Erwartungen, gar nicht so leicht". Schon in Tel Aviv bereiteten sich die Teilnehmer in einem kurzen Einleitungsseminar vor. In Bayreuth wird sich das Seminar mit den Werken Richard Wagners "Der Ring des Nibelungen", "Lohengrin" und "Tannhäuser" beschäftigen, mit ihrer Musikdramaturgie, Inszenierungsvergleichen und mit der Geschichte der Bayreuther Festspiele.
    Der Besuch aller Generalproben wird der Höhepunkt der Veranstaltung sein. Darüber hinaus erwartet die israelischen Gäste noch eine Reihe von Einladungen: die Stadt Bayreuth lädt sie ein zu einer Führung im Wagner-Museum Villa Wahnfried; der Oberbürgermeister Dr. Dieter Mronz wird bei der Eröffnung der dortigen Ausstellung "Die Wartburg und Eisenach" die Gäste persönlich willkommen heißen.
    Die Veranstalter Dr. Kaynar und Prof Dr. Vill äußerten sich zuversichtlich, dass sich trotz der verständlichen und berechtigten Ablehnung Wagners durch die Betroffenen des Holocaust dennoch Wege finden lassen, das künstlerische Erbe von Richard Wagners Werk den kommenden Generationen israelischer Musik- und Theaterstudenten in lebendiger und eindringlicher Weise zu vermitteln.

    Achtung!
    Die Führung für die israelischen Gäste durch das Festspielhaus durch Wolfgang Wagner wird am kommenden Samstag, 20. Juli, 11:30 - 13:00 Uhr stattfinden. Teilnahme-Interessenten aus den Medien werden gebeten, sich mit Prof. Susanne Vill in Verbindung zu setzen
    susanne.vill@uni-bayreuth.de
    Tel. 09 21/ 55 35 61


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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