Berlin – Jedes Jahr bedürfen in Deutschland etwa 30 000 brandverletzte Kinder unter 15 Jahren ärztlicher Versorgung. Rund 6000 von ihnen sind so schwer verletzt, dass sie ins Krankenhaus müssen. Auch wenn Dank der Fortschritte in der Medizin immer weniger Kinder an Brandverletzungen sterben, so bleibt doch die Zahl der verbrannten und verbrühten Kinder konstant hoch. Besonders im Winter bergen Kerzen, Lagerfeuer und Kamine, Böller und Raketen oder auch heiße Getränke für Kinder die Gefahr, sich an Hitze oder Flammen zu verbrennen.
Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) nimmt den „Tag des brandverletzten Kindes“ zum Anlass, auf diese Risiken und unterschätzte und neue Gefahren für Babys und Kinder hinzuweisen und über Erste Hilfe und Nachsorge von Brandverletzungen zu informieren. Im Rahmen einer Pressekonferenz am 6. Dezember 2012 in Berlin berichten Forscher außerdem über Narbenpflege und Hautersatz aus dem Labor.
Ausmaß und Tiefe von Brandverletzungen häufig unterschätzt
Der Winter birgt heiße Gefahren für zarte Kinderhaut: Knisternde Kaminöfen, dampfender Kinderpunsch, brennende Kerzen oder eine Wärmflasche im Bett können schwere Verbrennungen und Verbrühungen verursachen. „Sind bei Kindern etwa zehn Prozent der Körperoberfläche verbrannt, kann sie dies bereits in Lebensgefahr bringen“, weiß Dr. med. Joachim Suß, Chefarzt der Kinderchirurgischen Abteilung für Kinderchirurgie am Wilhelmsstift, Hamburg. Angehörige unterschätzten Ausmaß und Tiefe der Verletzung ihres Kindes jedoch mitunter. „Doch selbst für den Erfahrenen sind einige Formen von Brandverletzungen schwierig einzuordnen“ meint Suß. Deshalb sollten Eltern bei großflächigen oder tiefen Verbrennungen aber auch im Zweifelsfall immer den Haus- oder Notarzt rufen, oder eine Rettungsstelle im Krankenhaus aufsuchen. Der Arzt schätzt den Umfang der Verletzung ein und fällt die Entscheidung über die weitere Behandlung, beispielsweise, ob der Transport in ein Verbrennungszentrum notwendig ist.
Cool-Packs und Eis sind zum Kühlen ungeeignet – Nachbrennen vermeiden
Doch Angehörige und Betroffene könnten auch selbst schon etwas tun, bevor der Arzt eintrifft, meint der Experte. Zunächst sollten sie die verbrannte Stelle für etwa zehn Minuten mit Wasser kühlen. „Das ist sehr wichtig, um das sogenannte Nachbrennen zu verhindern“, so Suß. Das Wasser dürfe jedoch nicht eiskalt sein, sondern sollte etwa 15 Grad haben. Denn durch den Kältereiz ziehen sich die feinen Gefäße im verletzten Hautareal zusammen. Dadurch kommt die Durchblutung zum Erliegen, was weitere Schäden an der Haut zur Folge habe. Aus diesem Grund seien Cool-Packs oder gar Eis entgegen landläufiger Meinung völlig ungeeignet und sogar gefährlich. Sinnvoll sei dagegen, feuchte, kühle Handtücher vorsichtig auf die verbannte Haut zu legen. „Aber auch hier nicht übertreiben – Kinder kühlen viel schneller als Erwachsene aus“, warnt der Experte.
Da thermische Verletzungen äußerst schmerzhaft sein können, rät der Kinderchirurg zur Gabe von Schmerzzäpfchen. Kleinere, oberflächliche Verletzungen ersten Grades äußern sich durch gerötete Haut, verursachen aber keine Blasen. Sie heilen in der Regel folgenlos innerhalb von drei bis zehn Tagen auch ohne ärztliche Hilfe ab. Alle anderen Brandverletzungen gehören umgehend in die Hand eines Arztes, betont die DGKCH. Dieser könne rasch die richtigen Schritte einleiten, um die Wunde je nach Größe angemessen zu versorgen und Narben und Infektionen zu vermeiden. Über Erste Hilfe und die Versorgung von brandverletzten Kindern informiert Dr. Suß, Mitglied der DGKCH auf einer Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) am Donnerstag, 6. Dezember 2012 von 12.30 bis 13.30 Uhr (Achtung: geänderte Uhrzeit) im Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin. Anlass ist der bundesweite Tag des brandverletzten Kindes am 7.12.2012, ausgerufen von Paulinchen - Initiative für brandverletzte Kinder e.V.
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Terminhinweis:
Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)
zum „Tag des brandverletzten Kindes“
Termin: Donnerstag, 6. Dezember 2012, 12.30 bis 13.30 Uhr
Ort: Langenbeck-Virchow-Haus, Raum Virchow
Anschrift: Luisenstraße 58–59, 10117 Berlin
Vorläufigen Themen und Referenten:
Schnell verbrannt – fürs Leben gezeichnet: Unterschätzte und neue Gefahren für Babys und Kinder
Professor Dr. med. Karin Rothe, Direktorin der Klinik für Kinderchirurgie, Charité, Universitätsmedizin Berlin
Erste Hilfe und Versorgung von brandverletzten Kindern – was im Notfall wichtig ist
Dr. med. Joachim Suß, Chefarzt der Abteilung für Kinderchirurgie, Wilhelmsstift – Katholisches Kinderkrankenhaus, Hamburg
Wenn Narben nicht mitwachsen – Die Folgen von Verbrennungen und Verbrühungen im Kindesalter
Dr. med. Verena Ellerkamp, Kinderchirurgie und Kinderurologie mit Poliklinik am
Universitätsklinikum Tübingen
Dünnere Haut, dickere Narben – Bei Kindern ist vieles anders. Warum ich für brandverletzte Kinder forsche
Dr. med. Martina Hüging, Oberärztin, Zentrum für brandverletzte Kinder,
Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Kinderspital, Zürich
Vom Labor zum Patienten: Hautersatz dank Tissue Engineering, Stammzellen & Co.
Privatdozent Dr. med. Clemens Schiestl, Leiter des Zentrums für brandverletzte Kinder,
Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Kinderspital, Zürich
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Pressekontakt für Journalisten:
Dr. Adelheid Liebendörfer/Juliane Pfeiffer
Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-173
Fax: 0711 8931-167
liebendoerfer@medizinkommunikation.org
http://www.dgkch.de
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