idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
28.11.2012 09:46

Messel, Ida und die Welt des Eozäns - Sonderheft erschienen

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

    Frankfurt, den 28.11.2012. Wie sah die Welt vor 47 Millionen Jahren aus? Und woran ist „Ida“, der Star aus Messel wirklich gestorben? Gestern erschien das Sonderheft „Messel and the terrestrial Eocene - Proceedings of the 22nd Senckenberg Conference” der Senckenberg-Zeitschrift „Palaeobiodiversity and Palaeoenvironments“. In 16 Fachartikeln über Pflanzen, niedere Wirbeltiere und Säugetiere zeichnen internationale Paläontologen ein Bild des kontinentalen Lebens während des Eozäns von Amerika über Europa bis nach China.

    Zeitreisen in das Eozän sind nicht möglich – um die Tierwelt der Epoche zwischen etwa 56 und 34 Millionen Jahre vor heute zu erforschen, sind Wissenschaftler deshalb auf Vergleiche mit der heutigen Fauna angewiesen.

    So geht es auch den über 100 Paläontologen aus 14 Ländern, die im vergangenen Jahr die internationale Senckenberg-Tagung „The world at the Time of Messel“ besuchten. Aus ihren Diskussionen und Vorträgen ist nun das Sonderheft „Messel and the terrestrial Eocene“ der Senckenberg-Publikation „Palaeobiodiversity and Palaeoenvironments“ entstanden.

    „Mit spannenden Forschungsergebnissen“, findet Dr. Stephan Schaal, Gast-Herausgeber und Leiter der Abteilung Paläoanthropologie und Messelforschung am Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt. „So werden beispielsweise zwei verschiedene Sichtweisen zur möglichen Todesursache von Ida vorgestellt.“
    „Ida“ wird das fast vollständig erhaltene Skelett der ausgestorbenen Halbaffenart Darwinius masillae genannt, das zu den populärsten und einzigartigsten Messel-Funden zählt.

    Dr. Jens Lorenz Franzen, ehemaliger Leiter der Abteilung Paläoanthropologie und Quartärpaläontologie bei Senckenberg, vermutet in seinem Artikel, dass ein Knochenbruch in Idas Hand und die daraus folgende Behinderung tödliche Folgen für den Halbaffen hatten.

    „Die Paläontologen Michelle Sauther und Frank Cuozzo führen dagegen aus, dass eine solche Verletzung nicht notwendigerweise zum Tod von Ida geführt haben muss, da es zahlreiche Beispiele von rezenten Lemuren gibt, die schwere Knochenbrüche überlebt haben und auch nach den Unfällen klettern und in Bäumen leben konnten“, erläutert der Frankfurter Paläontologe Dr. Thomas Lehmann, ebenfalls Gast-Herausgeber der Publikation.

    In dem zugrundeliegenden Artikel haben Lehmanns US-amerikanische Kollegen heutige Lemuren in Madagaskar mit fossilen Halbaffen verglichen. Während 25 Jahren Feldarbeit ist so eine einzigartige Datenbank zu Fressgewohnheiten, Krankheiten und Morphologie der Baumbewohner entstanden.
    So konnten sie auch eine andere These widerlegen: „Die Analyse des Gebisses von über 300 heutigen Lemuren hat ergeben, dass Halbaffen des Eozäns – trotz starker Abnutzung ihrer Zähne durch den Verzehr harter Pflanzenreste – ein langes Leben führen konnten“, erklärt Lehmann. Bisher war man davon ausgegangen, dass eine starke Abnutzung des Gebisses einen frühen Tod bewirkt.

    Mit sechs Artikeln liegt der Schwerpunkt des Heftes auf der Primaten-Forschung. Neben Ida und einem Überblick über neue Entdeckungen früher Primaten in Amerika, Asien und Afrika, beinhaltet die Publikation aber auch Beiträge zu eozänen Pflanzen, einer fossilen Fisch-Fauna in China oder den Beziehungen zwischen Doppelschleichen und echten Eidechsen. Außerdem wird das Verbreitungsmuster von Schuppenkriechtieren während des Eozäns und die Ökologie und Verwandtschaft von Säugetieren aus Amerika, Messel und Asienpräsentiert sowie eine neue Kleinsäugetier-Fundstelle aus Frankreich vorgestellt.

    „Die Artikel zahlreicher führender Eozän-Forscher in diesem Sonderheft spiegelt das weltweite Interesse an dem UNESCO Welterbe Grube Messel wieder“, sagt Schaal. „Es zeigt auch, dass Messel nach wie vor einen Schwerpunkt in der Paläontologie bildet.“

    Kontakt
    Dr. Stephan Schaal
    Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt
    Tel. 069-7542 1250
    stephan.schaal@senckenberg.de

    Dr. Thomas Lehmann
    Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt
    Tel. 069-7542 1338
    thomas.lehmann@senckenberg.de

    Judith Jördens
    Pressestelle
    Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
    Tel. 069- 7542 1434
    judith.joerdens@senckenberg.de

    Publikation
    Sonderheft: Lehmann T, Schaal SFK (eds) Messel and the terrestrial Eocene - Proceedings of the 22nd Senckenberg Conference. Palaeobio Palaeoenv 92(4). Freier Zugang bis Ende des Jahres auf alle Artikel unter
    http://www.springer.com/palaeo

    Die Pressebilder können kostenfrei für redaktionelle Berichterstattung verwendet werden unter der Voraussetzung, dass das genannte Copyright mit veröffentlicht wird. Eine Weitergabe an Dritte ist nur im Rahmen der aktuellen Berichterstattung zulässig.
    Die kommerzielle Nutzung der Bilder ist nicht gestattet.

    Die Pressemitteilung und Bildmaterial finden Sie auch unter http://www.senckenberg.de/presse


    Bilder

    Idas Hände © Courtesy of Øyvind Hammer, Natural History Museum Oslo
    Idas Hände © Courtesy of Øyvind Hammer, Natural History Museum Oslo

    None

    Der ausgestorbene Fischfresse Palaeosinopa © Courtesy of Georg Oleschinski, Steinmann Institut, Universität Bonn
    Der ausgestorbene Fischfresse Palaeosinopa © Courtesy of Georg Oleschinski, Steinmann Institut, Univ ...

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Geowissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Idas Hände © Courtesy of Øyvind Hammer, Natural History Museum Oslo


    Zum Download

    x

    Der ausgestorbene Fischfresse Palaeosinopa © Courtesy of Georg Oleschinski, Steinmann Institut, Universität Bonn


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).