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18.07.2002 00:00

Junge Leute sind grenzüberschreitend mobil - mit Unterstützung der Betriebe!

Dr. Ilona Zeuch-Wiese Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

    Junge Leute in Deutschland sehen in einem Auslandsaufenthalt eine gute Möglichkeit, ihre Sprachkompetenz, ihre fachlichen Qualifikationen und ihre beruflichen Aufstiegschancen zu verbessern: 59% der Auszubildenden und jungen Fachkräfte sind "stark" oder "sehr stark" an einem Auslandsaufenthalt interessiert und 20% haben bereits Erfahrungen im Ausland sammeln können. Betriebe fördern und unterstützen dieses Interesse und sind auch selbst bereit, junge Leute aus dem Ausland aufzunehmen: 46% der Ausbildungsbetriebe verfügen bereits über regelmäßige oder gelegentliche Erfahrungen im Austausch von (zukünftigem) Fachpersonal, nahezu jeder fünfte Betrieb entsendet junge Leute ins Ausland und nimmt zugleich Fachpersonal bzw. Praktikanten/innen aus anderen Ländern auf, und rund ein Viertel aller Beriebe ist bereit, ihre jungen Mitarbeiter/innen ins Ausland zu schicken. Die Ergebnisse dieses Engagements sprechen für sich: 92% der austauschenden Betriebe beurteilen ihre Erfahrungen mit der grenzüberschreitenden Mobilität ihrer Auszubildenden und jungen Fachkräfte ebenso wie die mit ihren "Gästen" rundherum positiv, und von den jungen Leuten, die bereits über Auslandserfahrungen verfügen, würden annähernd drei Viertel gerne erneut ins Ausland gehen.

    Dies sind Ergebnisse aus zwei Befragungen zum Thema "Grenzüberschreitender Austausch von Auszubildenden und jungen Fachkräften", die vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) bzw. von Infratest Sozialforschung München im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) durchgeführt wurden. Zielgruppe der BIBB-Befragung waren (Ausbildungs-)Betriebe: Ermittelt werden sollte u.a., wie viele (Ausbildungs-)Betriebe sich an Austauschmaßnahmen beteiligen, warum sie dies tun und worin sie die Vor- und Nachteile sehen. In der Anfang 2002 vom BIBB im Rahmen seines Referenz-Betriebs-Systems durchgeführten Befragung wurden 1.800 Betriebe angeschrieben. Bis März antworteten 42%, deren Fragebögen in die Auswertung einbezogen wurden. Die vom BIBB inhaltlich entwickelte und vom BMBF geförderte Infratest-Befragung erforschte die Erfahrungen und Motivationen von Auszubildenden und jungen Fachkräften im Alter von 18-24 Jahren: Hier interessierten die Gründe für oder gegen grenzüberschreitende Mobilität und die Unterscheidungsmerkmale zwischen der Gruppe auslandserfahrener junger Leute und denen, die noch keine interkulturellen Lern- und Arbeitserfahrungen in anderen Ländern sammeln konnten.
    Die Infratest-Befragung wurde als telefonische Mehrthemenbefragung von Februar bis April 2002 durchgeführt.

    Weitere ausgewählte Befragungsergebnisse:

    Junge Frauen mit Auslandserfahrungen sind gegenüber ihren männlichen Kollegen in der Minderheit: Obwohl sie hochmotiviert sind, beträgt ihr Anteil nur 12% (gegenüber 20% bei den jungen Männern). Ein Grund: Betriebe veranlassen erheblich häufiger junge Männer als junge Frauen, ins Ausland zu gehen - der Unterschied beträgt hier mehr als 20 Prozentpunkte. Die Betriebsbefragung bestätigt dies: Von den insgesamt 173 jungen Leuten, die von den befragten Betrieben ins Ausland geschickt wurden, waren in der Gruppe der Auszubildenden nur 35% Frauen (gegenüber 65% Männern), bei den jungen Fachkräften betrug der weibliche Anteil sogar nur 18% (gegenüber 82% bei den Männern).

    Junge Leute ohne Auslandserfahrungen nennen mehrere Gründe, die sie bisher von einem beruflichen Aufenthalt im Ausland abgehalten haben: Die Hälfte gibt die finanzielle Situation an sowie den Umstand, nicht so lange von zu Hause weg sein zu wollen; für ein Drittel sind mangelnde Sprachkenntnisse ebenso entscheidend wie fehlende Ansprechpartner, mit denen sie sich über dieses Thema beraten könnten. Vor allem für Hauptschüler sind "Geld", "Sprachkenntnisse" und "fehlender Ansprechpartner" die größten Hindernisse für einen möglichen Auslandsaufenthalt. Dies erklärt, warum nur 10% der jungen Leute mit niedrigen Schulabschlüssen über Auslandserfahrungen verfügen, hingegen jede(r) dritte Auslandserfahrene Abitur hat.

    Die Bereitschaft zu grenzüberschreitender Mobilität wird aus Sicht der jungen Leute von mehreren Faktoren bestimmt: Wichtig sind ihnen die Aussicht auf Verbesserung der Fremdsprachenkenntnisse, der fachlichen Qualifikationen und der beruflichen Aufstiegschancen. Aber auch ein verstärktes Engagement der Betriebe könnte die Motivation der jungen Leute steigern, berufliche Auslandserfahrungen zu sammeln: Hier wünschen sie sich z.B. die Erleichterung einer Freistellung, gezielte Vorbereitungsmaßnahmen oder auch die Vergabe von Karriere fördernden credit points.

    Für Betriebe sind die bei einem grenzüberschreitenden Austausch entstehenden finanziellen Belastungen ein wesentlicher Grund für geringe oder gar keine Austauschbereitschaft. Motivationsfördernd wären hier vor allem eine finanzielle Unterstützung, aber auch die Beratung und organisatorische Hilfe durch Kammern und Verbände.

    Die Befragungsergebnisse spiegeln sich auch in den Ergebnissen einer von Deutschland und den Niederlanden initiierten Fünf-Länder-Konferenz "Take your Chance in Europe - Mobilität in der beruflichen Bildung", die am 18./19. Juni 2002 in Aachen stattfand. Konkrete Maßnahmen zur weiteren Steigerung der Mobilität in der beruflichen Bildung, die auf der Konferenz von Regierungsvertretern, Sozialpartnern, Vertretern der Kammern, Ausbildungsleitern, Berufsschullehrern sowie Auszubildenden aus Belgien, Dänemark, Deutschland, den Niederlanden und Österreich ausgearbeitet wurden, werden in Kürze vom Bundesministerium für Bildung und Forschung veröffentlicht.

    Weitere Ergebnisse der RBS-Betriebsbefragung sind veröffentlicht in der Information Nr. 21 des Referenz-Betriebs-Systems (RBS), im Internet aufzurufen über untenstehenden Link.


    Weitere Informationen:

    http://www.bibb.de/forum/projekte/rbs/info21.pdf


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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