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22.07.2002 13:18

Jenaer Persönlichkeitskonferenz: Wie Gene die Intelligenz steuern

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Von der 11. Europäischen Konferenz zur Persönlichkeit an der Universität Jena

    Jena (22.07.02) Dass wichtige menschliche Merkmale, darunter Persönlichkeit und Intelligenz, genetischen Einflüssen unterliegen, ist inzwischen unbestritten. So zeigen etwa Zwillings- und Adoptionsstudien in überzeugender Weise, dass insbesondere im Erwachsenenalter Unterschiede zwischen Menschen zu einem großen Teil auf ihren Erbanlagen beruhen. Diese Erkenntnis leugnet nicht den Einfluss von Umweltfaktoren für die Entwicklung dieser Merkmale. Sie macht jedoch deutlich, dass der Versuch, Unterschiede zwischen Menschen allein mit Umwelteinflüssen zu erklären, zu kurz greifen muss.

    Auf der 11. Europäischen Konferenz zur Persönlichkeitsforschung in Jena widmete sich das Symposium "Advances in Behavior Genetic Research" unter Leitung des Bielefelder Psychologen Dr. Frank Spinath und seines Erfurter Kollegen Prof. Dr. Ernst Hany neuen Entdeckungen zur Wirkung von Genen. Im Mittelpunkt standen hochaktuelle Forschungen zur Entwicklung geistiger Fähigkeiten sowie dem Verhältnis von geistigem Potenzial und schulischen Leistungen sowie der Lesefähigkeit. Dabei wurden Ergebnisse einer großen englischen Zwillingsstudie (TEDS) vorgetragen, in der Zwillingskinder aus mehr als 13.000 Familien ab dem 2. Lebensjahr wiederholt getestet wurden. An diesen Untersuchungen hat auch Spinath mitgewirkt. Die Studie wollte klären, welche Rolle die Gene, die Erziehungs- sowie die Umwelteinflüsse in der Entwicklung geistiger Fähigkeiten, des Sprachvermögens und von Verhaltensauffälligkeiten spielen. Eine weitere Besonderheit bestand darin, dass die Kinder der Studie mittlerweile das Schulalter erreicht haben, so dass zusätzlich erste Erkenntnisse aus ihrer frühen Schulzeit vorliegen.

    Ein überraschendes Ergebnis aus TEDS: In der frühesten Kindheit sind es insbesondere Einflüsse der Familie und nicht die Gene, die dafür sorgen, dass sich gemeinsam aufwachsende Kinder in ihren geistigen Fähigkeiten ähneln. "Mit zunehmendem Lebensalter steigt jedoch die Bedeutung genetischer Faktoren, während der Einfluss der Familienumwelt oder Erziehung immer mehr abnimmt", führte Spinath aus. Dieser Anstieg ist bereits im Vorschulalter messbar. Kein Hinweis fand sich darauf, dass besonders hohe Begabungen stärker mit Anlagefaktoren zusammenhängen als durchschnittliche Leistungen. Jedoch ergab sich, dass Leistungsschwächen eher auf genetische Faktoren zurückzuführen sind.

    Schließlich wurde in TEDS auch der Frage nach den Ursachen für den engen Zusammenhang zwischen allgemeiner Intelligenz und Schulleistung, etwa der Leseleistung, nachgegangen. Die Forscher konnten aufzeigen, dass dieser Zusammenhang in bedeutsamer Weise auf genetischen Einflüssen beruht, die sowohl Intelligenz als auch Schulleistungen beeinflussen. Mit anderen Worten: Es ist sehr wahrscheinlich, dass es Gene gibt, die verschiedene Merkmale (etwa allgemeine Intelligenz und Schulleistung) gleichermaßen beeinflussen. Auf der anderen Seite zeigten die Analysen, dass es auch Faktoren in der Familienumwelt gibt, die sowohl Intelligenz als auch Schulerfolg beeinflussten. Spinath sieht es als wichtige Aufgaben zukünftiger Forschungsarbeit an, diese Einflüsse genau zu identifizieren und zur Förderung von Kindern heranzuziehen.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Pädagogik / Bildung, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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