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30.11.2012 15:14

Neue iFQ-Studie beleuchtet Situation von Doktoranden in Deutschland

Dr. André Lottmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung

    Wie viele Menschen an deutschen Universitäten promovieren und wie Promotionen in der Regel verlaufen, kann seit Jahren nur sehr bedingt beantwortet werden. Vor diesem Hintergrund hat das Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (iFQ) sein ProFile-Promovierendenpanel ins Leben gerufen und in den letzten drei Jahren zahlreiche Daten über die Situation und die Karrieren von Promovierenden erhoben und ausgewertet. Die Ergebnisse sind seit dieser Woche erstmalig in einer umfassenden Studie mit dem Titel „Promovierende im Profil“ frei zugänglich.

    „Wir schließen damit die seit Jahren immer wieder zurecht beklagte Informationslücke zur Lage der Promovierenden in Deutschland“, fasst Professor Stefan Hornbostel, Leiter des iFQ, den Nutzen der Studie zusammen. Die Studie basiert auf Befragungen von rund 28.000 Doktoranden unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Promotionsmodelle und Fachkulturen.

    Zu den wichtigsten Ergebnissen des ProFile-Promovierendenpanels gehören die folgenden Punkte:

    ** Mit der Einführung der sogenannten strukturierten Promotion in Form von Graduiertenzentren, schulen, kollegs oder anderen Programmen hat sich die Promotionslandschaft in den letzten Jahren stark verändert. Mit Blick auf die ProFile-Daten des iFQ lässt sich festhalten: In der Biologie, der Mathematik und der Physik promoviert inzwischen jeder zweite Doktorand in einem strukturierten Programm; am geringsten ist der Anteil hingegen in den Erziehungswissenschaften, den Rechtswissenschaften und der Philosophie.

    ** Das iFQ hat eine genaue Definition der aktuellen Promotionsformen vorgenommen. Dabei wird deutlich, dass knapp 40 Prozent der Doktoranden in den neuen, sogenannten ‚strukturierten‘ Programmen unter ähnlich unstrukturierten Bedingungen promovieren, wie diese für die traditionelle Promotion im Meister-Schüler-Verhältnis galten. Lediglich gut 60 Prozent der Promovierenden der in den letzten Jahren entstandenen Promotionsprogramme verfügen über tatsächliche Merkmale einer Strukturierung wie die Betreuung des Doktoranden durch mehrere Hochschullehrer oder einen intensiven Austausch auf der Basis von schriftlich abgeschlossenen Promotionsvereinbarungen.

    ** Die finanzielle Lage von Promovierenden ist im Allgemeinen nicht so prekär, wie häufig angenommen. Die wichtigsten Finanzierungsquellen sind Stellen als wissenschaftliche Mitarbeiter (34 %) und Stipendien (28 %). Es existieren jedoch größere Unterschiede zwischen den Fächern. In den Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie den Wirtschafts- und Erziehungswissenschaften sind Stellen besonders häufig. In den Geistes- und Sozialwissenschaften wird die Finanzierung häufiger über Stipendien sichergestellt. In diesen Fächern kommt es aber auch gelegentlich zu Phasen ohne eine feste Finanzierung. In der Summe lässt sich ein Einkommen nahe der Schwelle zur Armutsgefährdung für jeden neunten Doktoranden erkennen.

    ** Mit Blick auf die spätere Berufstätigkeit zahlt sich die Promotion im Allgemeinen aus. Im Durchschnitt stehen Promovierten gut 600 Euro mehr im Monat zur Verfügung als Akademikern ohne Doktortitel.

    ** Über eine Vollzeitstelle verfügt nur jeder Fünfte, davon besonders viele im Bereich der Informatik und Elektrotechnik. Nicht zuletzt für die Teilzeitbeschäftigten liegt die tatsächliche Arbeitszeit allerdings deutlich über dem, was vertraglich vereinbart wurde. Unbezahlte Mehrarbeit prägt daher die Berufsrealität von Promovierenden. Allerdings wird diese Mehrarbeit nicht selten auch für die Dissertation genutzt. Im Schnitt kommt mehr als die Hälfte der tatsächlichen Arbeitszeit der Promotion an sich zugute.

    ** Hinsichtlich der sozialen Herkunft zeigen die ProFile-Daten, dass
    Promovierende nochmals häufiger aus akademischen Elternhäusern kommen, als dies bereits für Studierende der Fall ist. Auch der Frauenanteil unter den Promovierenden ist über alle Fächer hinweg geringer als dies für die Studierenden der Fall ist; hier sind aber deutliche Fächerunterschiede zu berücksichtigen.

    ** In Hinsicht auf die Internationalisierung der Doktorandenausbildung geben ProFile-Daten Hinweis darauf, dass sich Bildungsmigranten mit großen administrativen (Aufenthaltsgenehmigungen) und hochschulbezogenen Hindernissen (Erbringung eines Sprachnachweises und Finden eines Betreuers) konfrontiert sehen.

    Am 30. Dezember 2012 hat sich das iFQ in Berlin mit einer Konferenz dem Thema „Wer promoviert in Deutschland? Doktorandenerfassung und Qualitätssicherung von Promotionen“ zugewandt. „Die Promotionswege haben sich in den letzten Jahren deutlich vervielfältigt“, resümierte Hornbostel in Berlin und führte dazu weiter aus: „Eine solide Informationsbasis, wie sie das ProFile-Promovierendenpanel des iFQ bereitstellt, ist unverzichtbar, um diese Entwicklungen auf Dauer beurteilen, Promotionsmodelle an einzelnen Universitäten und in bestimmten Fächern vergleichen sowie Stärken und Schwächen des deutschen Promotionswesens insgesamt erkennen zu können.“

    Das iFQ hat außerdem jüngst eine Machbarkeitsstudie zur Doktorandenerfassung in Deutschland sowie sein „Informationssystem Promotionsnoten“, das Aufschluss über die Benotungspraxis von Doktorarbeiten in Deutschland gibt, veröffentlicht.

    Im Einzelnen sind die folgenden Studien des iFQ neu erschienen:

    >> Kalle Hauss, Marc Kaulisch, Manuela Zinnbauer, Jakob Tesch, Anna Fräßdorf, Sybille Hinze, Stefan Hornbostel: Promovierende im Profil: Wege, Strukturen und Rahmenbedingungen von Promotionen in Deutschland. Ergebnisse aus dem ProFile-Promovierendenpanel. iFQ-Working Paper No. 13. Berlin 2012.
    Im Internet: http://www.forschungsinfo.de/Publikationen/Download/working_paper_13_2012.pdf

    >> Stefan Hornbostel (Hg.): Wer promoviert in Deutschland? Machbarkeitsstudie zur Doktorandenerfassung und Qualitätssicherung von Promotionen an deutschen Hochschulen. iFQ-Working Paper No. 14. Berlin 2012.
    Im Internet: http://www.forschungsinfo.de/Publikationen/Download/working_paper_14_2012.pdf

    >> Nathalie Huber, Anna Schelling, Stefan Hornbostel (Hg.): Der Doktortitel zwischen Status und Qualifikation. iFQ-Working Paper No. 12. Berlin 2012.
    Im Internet: http://www.forschungsinfo.de/Publikationen/Download/working_paper_12_2012.pdf

    >> Außerdem hat das iFQ sein Informationssystem Promotionsnoten in Deutschland veröffentlicht, mit dem sich interessante Vergleiche der Benotungspraxis für Promotionen an deutschen Universitäten vornehmen lassen.
    Im Internet: http://www.forschungsinfo.de/promotionsnoten

    Ansprechpartner für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
    Dr. André Lottmann
    Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (iFQ)
    Schützenstraße 6a
    10117 Berlin
    Telefon: +49 (0)30 / 2064 177-43
    Telefax: +49 (0)30 / 2064 177-99
    E-Mail: presse@forschungsinfo.de
    Internet: http://www.forschungsinfo.de

    Allgemeines zum iFQ:
    Das Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (iFQ) ist eine Einrichtung der Wissenschaftsforschung mit Sitz in Berlin. Das iFQ informiert über das deutsche und europäische Forschungs- und Wissenschaftssystem, analysiert Stärken und Schwächen der Forschungsförderung und Wissenschaftspolitik und berät verschiedene Akteure aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen, Verwaltung und Politik. Die Verzahnung von Forschungs- und Serviceaufgaben gehört zu den besonderen Merkmalen des iFQ. Schwerpunkte der aktuellen Arbeit bilden die vier Themenbereiche „Evaluation und Begutachtungswesen“, „Indikatorik und Methoden“, „Analysen des Wissenschaftssystems“ und „Nachwuchs und Karrieren“.


    Weitere Informationen:

    http://www.forschungsinfo.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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