Bochum, 22.08.1996 Nr. 151
Jedes Teilchen hat ein Gegenstueck
200 Experten aus aller Welt diskutieren ueber Antimaterie
Bochumer Physiker laden ein zur LEAP 96 in Dinkelsbuehl
Auf dem Gebiet der Antimaterie-Forschung sind noch echte Raetsel zu loesen. Auch Bochumer Forscher beteiligen sich an wichtigen Experimenten dazu. In Dinkelsbuehl treffen sich fuehrende Experten aus aller Welt zum vierten Mal zur Conference on Low-Energy Antiproton Physics (LEAP 96 - 27. bis 31. August 1996). Die alle zwei Jahre stattfindende Konferenz wird in diesem Jahr vom Institut fuer Experimentalphysik der RUB organisiert. Prof. Helmut Koch uebernimmt den Vorsitz, zum Organisationskomitee gehoeren Dr. Klaus Peters, Thomas Degener und Dr. Marcel Kunze.
Eigens zur Konferenz ist eine Home-Page im Internet eingerichtet worden, von der alle notwendigen Informationen abgerufen werden koennen: http://www.ep1.ruhr-uni-bochum.de/7~leap96.
20 Milliardstel Sekunden
Die Nichtigkeit von 20 milliardstel Sekunden hielt im vergangenen Jahr die Welt in Atem, als Priv.-Doz. Dr. Walter Oelert (RUB, Fakultaet fuer Physik und Astronomie) mit seinem Team erstmals der Nachweis von Antiwasserstoff-Atomen gelang, was weltweit eine Euphorie in Sachen Antimaterie ausloeste. Die Frage ist nun, ob sich dieses Antiwasserstoff-Atom genauso verhaelt wie ein normales Wasserstoff-Atom.
Auf die Protonen kommt es an
Von besonderer Bedeutung fuer die Experimentalphysiker sind die Antiprotonen, die sich seit ca. 15 Jahren in eigens dafuer gebauten Beschleunigeranlagen in groesseren Mengen (einige Millionen pro sec.) erzeugen lassen. Sie sind ebenso wie die Protonen stabile Teilchen. Treffen aber Protonen und Antiprotonen aufeinander, verschwinden beide Teilchen (Annihilation) und es bildet sich ein ,Energieblitz", aus dem dann andere Teilchen entstehen. Bei diesem Vorgang werden grosse Energiemengen freigesetzt.
Bochumer an CERN-Experimenten beteiligt
Das Europaeische Grossforschungszentrum CERN in Genf ist eines der wenigen Laboratorien auf der Welt, in denen Antiprotonen in groesseren Mengen erzeugt werden koennen. Den ,Low Energy Antiproton Ring" (LEAR) teilen sich ca. 400 Wissenschaftler aus Europa, Japan, USA und den GUS-Staaten. Deutsche Physiker werden dort in ihrer Arbeit durch das Bundesministerium fuer Bildung und Forschung finanziell unterstuetzt - an der Durchfuehrung der Experimente und Auswertung der Forschungsergebnisse ist auch das Institut fuer Experimentalphysik in Bochum massgeblich beteiligt.
Materie hat noch UEbergewicht
Nach der Theorie muessten genauso viele Antimaterieteilchen existieren wie Materie selbst, aber bisher kann man im Weltall nur ein drastisches UEbergewicht von Materie im Verhaeltnis zu Antimaterie feststellen.
Wie wirkt die Schwerkraft?
Die neuen Erkenntnisse ueber das Verhaeltnis von Materie und Antimaterie sollen durch ein neues Grossprojekt bei CERN unter Einsatz modernster High Tech-Methoden vertieft werden. Man will unter anderem herausfinden, ob die Schwerkraft in gleicher Weise auf Antimaterie und Materie wirkt. Fuer die Experimente werden sogenannte elektromagnetische Teilchenfallen eingesetzt, fuer deren Entwicklung auch ein deutscher Physiker (Prof. Wolgang Paul) vor einigen Jahren mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.
Prioritaet Grundlagenforschung
Zunaechst bleiben die Experimente - bei denen hochqualifizierte Nachwuchswissenschaftler ausgebildet werden - im Bereich der Grundlagenforschung, die Bedeutung spaeterer Anwendungsmoeglichkeiten kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorhergesagt werden.
Sponsoren der Tagung
Die Tagung wird unterstuetzt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), dem Freistaat Bayern, der Stadt Dinkelsbuehl, der International Science Foundation sowie den Firmen IBM und Dr. Struck.
Weitere Informationen
Dr. Klaus Peters, Ruhr-Universitaet Bochum, Institut fuer Experimentalphysik, Lehrstuhl I, D-44780 Bochum, Tel.: (49-234) 700-3561/32, Fax.: (49-234) 709-4170, Email: leap96@ep1.ruhr-uni-bochum.de.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Mathematik, Physik / Astronomie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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