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01.08.2002 11:29

Hilfe für 850 Risikofamilien

Dr. med. Eva M. Kalbheim Pressestelle
Deutsche Krebshilfe e. V.

    Verbundprojekt "Familiärer Darmkrebs" stellt Ergebnisse vor

    Bonn (ct) - Fünf bis zehn Prozent aller Darmkrebserkrankungen sind erblich bedingt. Werden diese Tumoren früh erkannt, sind die Heilungschancen der meist jungen Betroffenen groß. Die Deutsche Krebshilfe hat bereits 1999 das Verbundprojekt "Familiärer Darmkrebs" initiiert, an dem sechs universitäre Zentren in Bochum, Bonn, Dresden, Düsseldorf, Heidelberg und München/Regensburg beteiligt sind. In diesen Zentren sind seitdem Strukturen geschaffen worden, um Ratsuchende und Betroffene zu beraten, zu betreuen und zu versorgen. Über 850 Familien haben das Angebot bisher in Anspruch genommen. Mit dem Ziel, diese Strukturen zu optimieren, weitere Familien in das Programm aufzunehmen und die Erforschung erblicher Darmtumoren voranzutreiben, bewilligte die Deutsche Krebshilfe für die zweite Phase des Verbundprojektes rund 5 Millionen Euro.

    "Wenn in Ihrer Familie mehrere Krebskrankheiten aufgetreten sind und Sie Sorge tragen, dass es sich um erbliche Tumorerkrankungen handelt, dann empfehlen wir dringend, sich in einem der sechs Zentren beraten zu lassen", sagte Professor Dr. Peter Propping, Direktor des Instituts für Humangenetik der Universität Bonn und Sprecher des Verbundprojektes, auf einer Pressekonferenz am 1. August 2002 in Bonn. "Auch Menschen, die vor dem 45. Lebensjahr an Krebs erkranken, sollten zu uns kommen". In den Zentren des Verbundprojektes der Deutschen Krebshilfe arbeiten Internisten, Chirurgen, Humangenetiker, Pathologen und Psychoonkologen eng zusammen, um Ratsuchenden und betroffenen Familien zu helfen. Alle sechs Zentren betreuen die Patienten nach einem gemeinsam erarbeiteten interdisziplinären Konzept. In der Sprechstunde klären die Ärzte, ob Anhaltspunkte für eine erbliche Tumorerkrankung vorliegen und ob ein Gentest sinnvoll ist. Gegebenenfalls empfehlen sie jährliche Vorsorgemaßnahmen. Die Kosten für das Verbundprojekt trägt die Deutsche Krebshilfe.

    Mittlerweile wurden 1.245 Personen aus 852 Familien beraten. Davon waren 270 Personen zum Beratungszeitpunkt gesund. Bei 181 Familien konnte kein Anhalt für eine erbliche Vorbelastung gefunden werden. Rund 400 Familienmitglieder werden in den sechs Zentren engmaschig betreut. Die empfohlenen jährlichen Früherkennungsuntersuchungen bestehen unter anderem aus einer kompletten Darmspiegelung, einer Ultraschalluntersuchung des Bauches sowie bei Frauen einer gynäkologischen Untersuchung von Gebärmutter und Eierstöcken. "Sollte ein Tumor auftreten, dann wird er mit diesem Vorsorge-Programm so rechtzeitig erkannt, dass die Behandlungsmöglichkeiten gut sind", versicherte Professor Propping. Professor Dr. Wolff Schmiegel, Direktor der Medizinischen Universitätsklinik Knappschaftskrankenhaus Bochum, beschrieb die Ziele der nun beginnenden zweiten Förderperiode: "Wir wollen weitere Patienten in das Vorsorgeprogramm einbringen, die Öffentlichkeitsarbeit und Fortbildungstätigkeit des Verbundprojektes intensivieren und die Diagnose- und Behandlungsstrategien bei Darmkrebs weiterentwickeln. Dazu gehören auch Impfstudien."

    Mit ihren Verbundprojekten will die Deutsche Krebshilfe eine optimale Patientenversorgung mit innovativer Krebsforschung verbinden. "Von den Verbundprojekten zu familiär bedingten Krebserkrankungen erhoffen wir uns eine wesentliche Hilfe für krebskranke Menschen und deren Familien", sagte Professor Dr. Dr. h.c. Robert Fischer, Vorsitzender des Medizinischen Beirats der Deutschen Krebshilfe. "Zugleich erwartet die Deutsche Krebshilfe von diesem Projekt eine Signalwirkung für Forschergruppen, die sich mit den genetischen Grundlagen anderer Krebskrankheiten beschäftigen."

    Info-Kasten: Erblicher Darmkrebs
    Jährlich erkranken rund 57.000 Menschen in Deutschland neu an Darmkrebs. Fünf bis zehn Prozent der Krankheitsfälle sind erblich bedingt und umfassen mehrere unterschiedliche Krankheitsbilder. Im Vordergrund steht HNPCC (erbliches kolorektales Karzinom ohne Polyposis): Bei dieser Erkrankung ist auch das Risiko für Tumoren der Gebärmutter, des Nierenbeckens, der Harnleiter, des Magens und anderer Organe erhöht. Außerdem stellen die Erkrankungen FAP (Familiäre Adenomatöse Polyposis) sowie weitere, seltene Erkrankungen wie das Peutz-Jeghers-Syndrom und die Familiäre Juvenile Polyposis die Basis für erbliche Darmtumoren dar. Die Diagnose einer FAP kann bei einem Patienten in der Regel schon aufgrund der klinischen Befunde gestellt werden. Die Diagnose von HNPCC ist dagegen schwieriger zu stellen, da das Krankheitsbild nur durch eine Verbindung von ausführlicher Familienanamnese und Molekulargenetik erkannt werden kann.
    Projekt-Nummern: 70-2366, -2367, -2369, 2371, -2397, -2399, -2401

    Interviewpartner, Fotos, Adressen der Zentren und Broschüren zum Thema "Familiärer Darmkrebs" auf Anfrage!


    Weitere Informationen:

    http://www.krebshilfe.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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