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19.12.2012 17:55

Ingenieure ohne Grenzen: Student beteiligt sich an Staudammprojekt in Mosambik

Anette Schober-Knitz Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Biberach

    Eine abenteuerliche Reise erwartet Eike Spieler (27) nach den Weihnachtsfeiertagen. Am 27. Dezember wird sich der Student des Bauingenieurwesens der Hochschule Biberach nach Afrika, Mosambik, aufmachen. Zusammen mit zwei Mitgliedern der Ulmer Regionalgruppe „Ingenieure ohne Grenzen“ und ganz speziellem Gepäck. Denn eine Urlaubsreise treten die drei nicht an. Vielmehr wollen sie einen gebrochenen Staudamm begutachten, der einer landwirtschaftlichen Berufsschule in Lichinga in der Provinz Niassa als Wasserspeicher für die Bewässerung der Lehrfelder dient.

    Schon vor einigen Jahren brach der Damm – die Lehrer und Schüler der Berufsschule haben seither in der Trockenzeit keine ausreichende Möglichkeit mehr, die Felder und Pflanzen zu bewässern. In der Folge fehlen die praktischen Übungen für die angehenden Landwirte – und die selbst angebauten Nahrungsmittel für die Region.
    Die Ulmer Regionalgruppe „Ingenieure ohne Grenzen“ – zum Team gehören die Maschinenbauingenieure Frank Holthaus und Simon Clark – haben den „Staudamm für eine Berufsschule in Mosambik“ zum Projekt erhoben. Zielsetzung ist die Realisierung der Sanierungsarbeiten am Staudamm im kommenden Jahr. Die Relevanz des Projekts liegt auf der Hand: Der Staudamm sichert Ausbildung wie Nahrungsmittel gleichermaßen. Auf dem Internetportal www.betterplace.org beschreibt Clark die Motivation der ehrenamtlichen Entwicklungshelfer so: „Gib einen Menschen einen Fisch und Du ernährst ihn für einen Tag. Lehre einem Menschen zu fischen und er ernährt sich sein ganzes Leben. Eine gute Ausbildung ist die beste Chance der Armut zu entfliehen. Das trifft auch auf Mosambik zu, eines der ärmsten Länder dieser Erde.“

    Der erste Schritt hin zum Wiederaufbau des Staudamms ist die anstehende, rund 14-tägige Erkundungsreise. Spieler steht am Ende seines Studiums; der junge Bauingenieur hat sich auf Geotechnik spezialisiert. Sein Auftrag ist die Bodenansprache, also die Bestimmung des Bodens hinsichtlich Zusammensetzung (Tone, Schluff, Sand...) und Beschaffenheit (Wasserdurchlässigkeit, Verdichtung, Scherfestigkeit...). Geprüft werden auch die Charakteristik der Wasserquellen sowie die Qualität der vorhandenen Infrastruktur (Pumpe, Tank, Leitungen). Die entscheidende Frage ist: Wie wurde der Damm ursprünglich gebaut und warum brach er zusammen? Prof. Dipl.-Ing. Rolf Schrodi ist Spielers betreuender Professor. Schrodi lehrt an der Hochschule Biberach Geotechnik und leitet das entsprechende Labor samt Prüfstelle. In Deutschland, so sagt er, wäre der Staudamm mit einem Speichervolumen von etwa 3000 m3 kein außergewöhnliches Projekt. „Hier haben wir alle Möglichkeiten einen Damm zu stabilisieren – mit speziellen Geokunststoffen oder auch Bindemittel“. In Mosambik stünden hierfür weder Geld noch Material zur Verfügung, so Schrodi. „Es geht darum, die Möglichkeiten vor Ort zu nutzen und Menschen vor Ort einzubinden. Damit sie langfristig in die Lage versetzt werden, den Staudamm selbst instand zu halten.“ Eike Spieler hat von seinem Professor zunächst einmal die Aufgabe erhalten, den Damm sowie die Umgebung zu erkunden. Auch traditionelle Arbeitsweisen sollte er im Vorfeld recherchieren. „In Ägypten beispielsweise wurde Boden durch den Anbau von Papyruspflanzen stabilisiert“, berichtet Schrodi. Und so wird es auch in Mosambik darum gehen herauszufinden, welches Baumaterial – und dazu gehören möglicherweise auch Pflanzen – vor Ort verfügbar sind und für den Wiederaufbau des Staudamms genutzt werden könnten.
    Auch die Ingenieurdisziplin des Wasserbauers spielt natürlich eine Rolle. Ursprünglich hätte für diesen Bereich ein Master-Student mit nach Afrika fliegen sollen; doch leider, so Prof. Dr.-Ing. Anton Nuding, reichten die bisher eingeworbenen Spendengelder für diesen weiteren Flug nicht. Prof. Nuding ist für den Bereich Wasserbau im Studiengang Bauingenieurwesen an der Hochschule Biberach verantwortlich; wie sein Kolleg leitet er auch das entsprechende Labor sowie die Prüfstelle. Da im ersten Schritt insbesondere die geotechnischen Erhebungen relevant sind, reist nun der Geotechniker; der Wasserbauer Stefan Göppel erhält später grundlegende Daten von Eike Spieler. Die Studenten haben entsprechende Pflichtenhefte, Messprogramme und Vordrucke für Tagesprotokolle vorbereitet.

    Spieler übrigens wird auf der Grundlage seiner Mosambik-Reise und den dort gemachten Untersuchen und Überlegungen seine Bachelor-Arbeit zum Abschluss seines Bauingenieur-Studiums erstellen. Für ihn wird das Projekt mit der Bachelor-Arbeit enden. Die Professoren Schrodi und Nuding wollen das Projekt weiter begleiten und weitere Studierende einbinden. Am Ende sollen Planung und Wiederaufbau des Staudamms durch Studierende der Hochschule betreut werden. „Die jungen Ingenieure interessieren sich für diese Art von Entwicklungsprojekten“. Dies will die Hochschule nutzen, um langfristig eine Regionalgruppe „Ingenieure ohne Grenzen“ in Biberach zu etablieren. „Das ist die Vision“, sagt Schrodi. „Wir haben hierfür viel Know-how, im Baubereich ebenso wie im Bereich der Energie“.

    Eine Reise ins Ungewisse also für Eike Spieler. Immerhin, Auslandserfahrungen in Afrika hat der junge Mann bereits sammeln können; innerhalb seines Praxissemesters war der angehende Bauingenieur für Julius Berger in Nigeria. „Das wird ein Abenteuer“, sagt Spieler knapp. Alles Weitere, so der Student, müsse man abwarten und vor Ort entscheiden.

    Die Hochschule Biberach wird zu Beginn des Sommersemesters innerhalb einer öffentlichen Veranstaltung über das Projekt berichten. Wer den „Staudamm für eine Berufsschule in Mosambik“ unterstützen möchte, hat dafür die Möglichkeit über das Internetportal „Better Place“ oder direkt über „Ingenieure ohne Grenzen“.


    Weitere Informationen:

    http://www.betterplace.org/de/projects/10998-staudamm-fur-eine-berufsschule-in-m...
    http://www.ingenieure-ohne-grenzen.org
    http://www.hochschule-biberach.de/web/bauingenieurwesen


    Bilder

    Prof. Nuding, Eike Spieler, Prof. Schrodi (von links), Hochschule Biberach
    Prof. Nuding, Eike Spieler, Prof. Schrodi (von links), Hochschule Biberach
    Foto: HBC
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    fachunabhängig
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Prof. Nuding, Eike Spieler, Prof. Schrodi (von links), Hochschule Biberach


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