Wie die Welt Leni Riefenstahl sah, und wie sich diese Sicht im letzten halben Jahrhundert verändert hat, präsentiert pünktlich zu Riefenstahls 100. Geburtstag eine Gruppe von RUB-Filmwissenschaftlern (Leitung: Dr. Eva Hohenberger und Prof. Dr. Wolfgang Beilenhoff) auf einer neuen Website.
Bochum, 14.08.2002
Nr. 225
Wie die Welt Leni Riefenstahl sah
Neue Website: Rezeption der umstrittenen Regisseurin nach 1945
RUB-Filmwissenschaftler präsentieren Texte, Filmausschnitte, Links
Wie die Welt Leni Riefenstahl sah, und wie sich diese Sicht im letzten halben Jahrhundert verändert hat, präsentiert pünktlich zu Riefenstahls 100. Geburtstag eine Gruppe von RUB-Filmwissenschaftlern (Leitung: Dr. Eva Hohenberger und Prof. Dr. Wolfgang Beilenhoff) auf einer neuen Website. Unter http://www.ruhr-uni-bochum.de/riefenstahl (s.u.) haben sie Filmzitate zusammengetragen, Zeitungsartikel aufgelistet und verglichen und die Präsenz Riefenstahls im Internet erforscht. Person und Werk der Filmemacherin waren seit 1945 stets umstritten: Die einen loben ihr künstlerisches Genie, die anderen verurteilen sie als Werbefilmerin Hitlers und kritisieren ihre faschistische Ästhetik.
Die Unbelehrbare und die Nazis
Ihre Filme kennt wohl jeder: Auch wer "Triumph des Willens" oder den Reichsparteitagsfilm nie bewusst und ganz gesehen hat, hat die Bilder sicher schon in einem der zahlreichen Dokumentationsfilme über Nazideutschland oder auf Postern und Postkarten gesehen. Wie nichts anderes sind sie zu Merk- und Markenbildern des Nationalsozialismus geworden. Mit den nationalsozialistischen Idealen will die Regisseurin Leni Riefenstahl allerdings nichts zu tun haben. "Ich habe niemals einen Massenmord gesehen, ich habe niemals ein Konzentrationslager gesehen, ich habe niemals von Eichmann gehört", beteuert sie nun seit über 50 Jahren, und sie habe "auch keine Propagandafilme für Goebbels gedreht", sagte sie der FAZ 1960. Diese und ähnliche Äußerungen machen bis heute ihr Image der "Unbelehrbaren" aus.
Filmausschnitte online sehen
Wie sie damit angekommen ist beim Publikum, was die Journalisten über sie dachten, wer sie zitierte und ihre Bilder für eigene Filme verwendete, zeigt die neue Website. Die Filmwissenschaftler spüren den Filmzitaten nach und interpretieren ihre Bedeutung. Einzelne Szenen aus Dokumentarfilmen können sich die Besucher online ansehen. Ausstellungen über Riefenstahl überprüften die Forscher unter anderem auf ihren Umgang mit der umstrittenen Person und ihrem Werk: Beziehen sie Stellung zu Riefenstahl? Kommentieren sie die Bilder oder lassen sie sie für sich sprechen? Durfte Leni Riefenstahl mitgestalten? Eine Zeitleiste zeigt übersichtlich, wie es um die öffentliche Präsenz Leni Riefenstahls bestellt war. In den 60er Jahren beschäftigte man sich noch wenig mit ihr, jedoch schon in den 70er Jahren nahm das Interesse stark zu. Erst in den 90ern erreichte ihre Präsenz einen Höhepunkt, obwohl sie fast nichts mehr veröffentlichte. Die Präsentation im Internet ist das Ergebnis jahrelanger Forschung der RUB-Filmwissenschaftler und entstand als "work-in-progress".
Weitere Informationen
Dr. Eva Hohenberger, Fakultät für Philologie der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-27812, Fax: 0234/32-14268, E-Mail: eva.hohenberger@ruhr-uni-bochum.de, Internet: http://www.ruhr-uni-bochum.de/riefenstahl (s.u.)
http://www.ruhr-uni-bochum.de/riefenstahl
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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