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15.08.2002 14:27

Wenn der Kinderwunsch versagt bleibt

Dr. Annette Tuffs Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

    Neue Sektion an der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg erforscht genetische Ursachen von Fruchtbarkeitsstörungen

    Welche genetischen Ursachen liegen einer Unfruchtbarkeit (Infertilität) bei Mann oder Frau zugrunde? Sehr viel häufiger als gemeinhin bekannt, sind es Veränderungen am Erbgut, die den Kinderwunsch vereiteln. Ihre Erforschung sowie die Beratung von betroffenen Paaren ist Aufgabe der neugegründeten Sektion "Molekulargenetik und Fertilitätsstörungen" an der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg. Sie gehört zur Abteilung "Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen", die von Prof. Dr. Thomas Strowitzki geleitet wird. "Damit wird die Behandlung von Fruchtbarkeitsstörungen an der Heidelberger Universitäts-Frauenklinik um eine wichtige Komponente bereichert", erklärt Prof. Strowitzki und weist darauf hin, dass die neue Forschungseinheit Vorreiter-Charakter in Deutschland hat.

    Die Ursachen für Unfruchtbarkeit sind vielfältig: von Problemen beim mechanischen Transport der Ei- oder Samenzellen, bis zu hormonellen Störungen oder Änderungen der Chromosomenzahl bzw. einzelner Gene. Immer mehr Paare sind betroffen: In Deutschland müssen bis zu 15 Prozent - dies sind etwa 2 Millionen Paare - damit rechnen, dass ihnen die Erfüllung ihres Kinderwunsches versagt bleibt. "Bei etwa 20 Prozent liegt es nur am Mann, bei 38 Prozent allein an der Frau", sagt Dr. Peter Vogt, Leiter der neuen Sektion. Bei den restlichen Paaren sind die Ursachen bei beiden Partnern zu finden, oder sie sind unbekannt. Wie häufig genetische Veränderungen zugrunde liegen, ist bislang nicht bekannt.

    Verminderte Spermienzahl durch überzählige Chromosomen und Gendefekte

    Dagegen weiß man, dass die sogenannte "Azoospermie", das vollständige Fehlen von Samenzellen in der Samenflüssigkeit, bei etwa 14 Prozent der Betroffenen durch Chromosomen-Störungen verursacht wird. Dies trifft auch für 5 Prozent der Männer zu, deren Spermienzahl vermindert ist. Am häufigsten ist das sogenannte "Klinefelter Syndrom", dessen Träger neben dem männlichen Y-Chromosom zwei X-Chromosomen (XXY) und deswegen verkleinerte Hoden mit verminderter Spermienproduktion haben.

    Die häufigste genetische Erkrankung, die bei männlichen Patienten zur Unfruchtbarkeit führt, ist die Mukoviszidose. Durch einen Gendefekt ist nicht nur das Sekret in der Lunge und der Bauchspeichelsdrüse verdickt, sondern auch kein Samenleiter angelegt.

    Injektion einzelner Spermien in die Eizelle / Schwangerschaft bei 40 Prozent

    Andere Genveränderungen, die beim Mann zur Unfruchtbarkeit führen, sind vor allem auf dem Y, dem männlichen Geschlechtschromosom, angesiedelt. "Wir haben festgestellt, dass in drei verschiedenen Bereichen des Y-Chromosoms Gene lokalisiert sind, deren Veränderungen zur Unfruchtbarkeit führen können", erklärt Dr. Vogt. Je nach dem, welche dieser "Azoospermie-Faktoren verändert ist, werden überhaupt keine, oder eine geringere Anzahl von Samenzellen produziert.

    Können Männer mit diesen Erbgutveränderungen Kinder zeugen? Wie kann den betroffenen Paaren geholfen werden? Ein künstliche Befruchtung im Reagenzglas kommt nicht in Frage, da die Spermien kaum in die Eizelle eindringen würden. Seit 1992 steht die sogenannte "Intracytoplasmatische Spermainjektion" (ICSI) zur Verfügung: Dabei wird unter dem Mikroskop ein einzelnes Spermium in die Eizelle injiziert, und die befruchtete Eizelle in die Gebärmutter eingebracht. Etwa 40 Prozent der Frauen werden heute mit Hilfe der ICSI schwanger.

    Gezielte genetische Analyse der Keimzellen deckt Ursache von Abort auf

    Bevor Paare mit ungeklärter Sterilitätsursache sich für eine ICSI entscheiden, werden sie von einem Humangenetiker beraten. Dabei wird das Risiko, veränderte Gene oder gar ganze Chromosomen an die Nachkommenschaft weiterzugeben, ausführlich mit dem betroffenen Paar erörtert. In der Regel wird zuerst eine Chromosomenanalyse mit Hilfe ihrer Blutzellen vorgenommen. In einem zweiten Schritt wird dem Paar je nach Verdachtsdiagnose eine molekulargenetische Analyse des Y Chromosoms und/oder des Mukoviszidose Gens vorgeschlagen.

    Eine wichtige Aufgabe der neu gegründeten Sektion wird es sein, gezielte genetische Analyse nicht nur an Blutzellen, sondern auch an den Keimzellen (Eizellen und Spermien) vorzunehmen. Dadurch soll insbesondere untersucht werden, ob Chromosomen-Anomalien die Ursache für spontane Aborte nach einer ICSI sind.

    Ansprechpartner:
    PD Dr. Peter Vogt
    Tel. 06221 / 56-7918
    E-Mail: Peter_Vogt@med.uni-heidelberg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte, Organisatorisches
    Deutsch


     

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