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25.01.2013 13:51

Wenn der Druck zu groß wird: Sportpsychiatrische Sprechstunde am UKJ für Profisportler

Stefan Dreising Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Jena

    Hilfe bei psychischen Erkrankungen im Leistungssport

    Jena (ukj/ me). Konkurrenzdenken, Erfolgserwartungen, das Streben nach Perfektionismus: Leistungssportler haben ein eingetaktetes Leben nach Trainingseinheiten und sind dabei dem Druck von verschiedenen Seiten ausgesetzt. Am UKJ gibt es nun eine Anlaufstelle für Hilfesuchende. Psychische Erkrankungen im Leistungssport gerieten vor allem nach dem Tod von Robert Enke in den Fokus der Öffentlichkeit.

    Auch wenn seitdem offener darüber gesprochen wird und die Beachtung stärker ist, seien Depressionen und andere Erkrankungen nach wie vor ein Tabu-Thema im Sport, weiß Prof. Dr. Karl-Jürgen Bär, stellvertretender Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Jena (UKJ). Er leitet seit Herbst 2012 die Sportpsychiatrische Spezialsprechstunde der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, als Angebot für Sportlerinnen und Sportler, die Hilfe suchen. „Im ersten Schritt können Sportler anonym telefonisch Kontakt zu uns aufnehmen. In der Sprechstunde überlegen wir dann gemeinsam, was bei der Therapie möglich ist und was nicht.“

    Psychische Erkrankungen bei Profisportlern werden oft mit Fußball in Verbindung gebracht, sind jedoch in allen Sportarten zu finden, wobei sie nicht selten sportartspezifisch sind, erklärt Prof. Bär. „Depressionen, Angsterkrankungen und Essstörungen treten häufig auf. Anorexia athletica, eine Störung des Essverhaltens, kommt sehr häufig in der Rhythmischen Sportgymnastik vor. Laut amerikanischen Wissenschaftlern sind es im Turnen rund 60 %, die die Kriterien einer Sport-Anorexie erfüllen. Die Denkweise „Je dünner ich bin, desto besser ist meine Leistung“ ist ein Merkmal dieser hohen Quote.“ Auch in anderen Sportarten ist man auf das Gewicht fixiert, aber auf das andere Extrem: Im Fall von Adipositas atheletica, Fettleibigkeit bei Sportlern, wird die Gewichtszunahme zum gefährlichen Ziel, beispielsweise im Sumoringen. „Bisher gibt es allerdings viel zu wenig empirisches Wissen über psychische Erkrankungen im Leistungssport“, sagt Prof. Bär.

    Bei der therapeutischen Behandlung von Spitzensportlern müssen Besonderheiten beachtet werden. Prof. Bär: „Die Sportlerkarriere hat eine andere Dynamik, als das Leben der Normalbevölkerung. Bereits im jungen Alter stehen die Sportler stark im Mittelpunkt und werden durch die Leistungshierarchie geprägt.“ „In der Therapie behandeln wir den Sportler als Patient und nicht als Prominenten. Zudem ist die Wahrung der Anonymität für den Erfolg der Therapie von großer Bedeutung.“

    Doch damit sich Sportler rechtzeitig Hilfe suchen, muss noch viel verändert werden, erklärt Prof. Bär: „Nach wie vor muss Sensibilisierung für dieses Thema geleistet werden. Entstigmatisierung spielt eine wichtige Rolle, denn Sportler haben Angst vor den Konsequenzen für ihre Karriere, wenn ihre Erkrankung öffentlich wird.“

    Neben Jena gibt es sieben weitere universitäre Anlaufstellen, die von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde, kurz DGPPN, ins Leben gerufen wurde. Dabei besteht eine enge Kooperation mit der Robert-Enke-Stiftung.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Psychologie, Sportwissenschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Organisatorisches
    Deutsch


     

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