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30.04.1998 00:00

DFG richtet 15 neue Schwerpunktprogramme ein

Dr. Andreas Archut Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

    15 neue Schwerpunktprogramme wird die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
    Anfang 1999 einrichten. Das hat jetzt der Senat der DFG beschlossen. Die Projekte mit
    einem Gesamtvolumen von 65,7 Millionen Mark wurden aus ursprünglich 69
    Anträgen ausgewählt. Anfang 1999 werden von der DFG somit 116
    Schwerpunktprogramme unterstützt. Ziel des Förderverfahrens ist die zumeist auf
    sechs Jahre befristete, überregionale Zusammenarbeit von Wissenschaftlern aus
    verschiedenen Forschungseinrichtungen und -disziplinen mit einem gemeinsamen
    Oberthema.

    Die neuen Programme im einzelnen:

    Geisteswissenschaften

    Als Akkulturation bezeichnet man den Prozeß der Übernahme einer fremden Kultur
    durch eine Gesellschaft. Diesen Vorgang näher zu beleuchten, ist das Ziel des
    Schwerpunktprogramms Formen und Wege der Akkulturation im östlichen
    Mittelmeerraum und Schwarzmeergebiet in der Antike. Beobachtet werden die
    Geschichte von Siedlungen und Städten und der Wandel von Verhaltensmustern, der
    sich beispielsweise im politischen und gesellschaftlichen Leben und in der bildenden
    Kunst, Architektur und Literatur zeigt.

    Umstrittene Zentren: Konstruktion und Wandel sozio-kultureller Identitäten in der
    indischen Region Orissa - Das neue Schwerpunktprogramm dieses Namens wird
    Regionalstudien am Beispiel des indischen Bundesstaates Orissa anstellen und sich
    mit einer der großen regionalen Kulturen Indiens beschäftigen. Dabei sollen
    Indologen, Historiker, Ethnologen, Kulturgeographen und Politikwissenschaftler
    interdisziplinär zusammenarbeiten.

    Medizin/Biowissenschaften

    Forschungsansätze, die sich mit dem als Angiogenese bezeichneten Wachstum von
    Blutgefäßen beschäftigen, wird ein gleichnamiges Schwerpunktprogramm bündeln.
    Dabei soll aufgeklärt werden, wie das Gefäßwachstum gesteuert wird. Das hier
    gewonnene Wissen soll in der Medizin beispielsweise bei der Behandlung nicht
    heilender Wunden und ischämischer Erkrankungen Anwendung finden. Zudem
    werden neue Erkenntnisse für die Tumorforschung erwartet.

    Daß Lebensprozesse in Pflanzen wesentlich von sogenannten Phytohormonen
    gesteuert werden, ist seit langem bekannt. Weitgehend ungeklärt sind dagegen die
    zugrundeliegenden Kontrollmechanismen. Aufgabe des Programms Molekulare
    Analyse der Phytohormonwirkung wird es sein, der Wirkungsweise pflanzlicher
    Hormone mit modernen Untersuchungsmethoden auf die Spur zu kommen.

    Zwei Nobelpreise für Medizin (1990 und 1997) haben bereits Forschungsarbeiten auf
    dem Gebiet der energiewandelnden Enzymkomplexe gewürdigt. Bisher konnte aber
    nur die Struktur dieser für die Erzeugung und den Verbrauch von Energie
    verantwortlichen Biomoleküle aufgeklärt werden. Wie diese zellulären
    Energiewandler funktionieren, ist noch immer ungeklärt und soll nun in einem
    Schwerpunktprogramm Strukturelle Grundlagen der Energiewandlung durch
    mikrobielle Enzyme untersucht werden.

    Um Enzyme, also Biomoleküle, die chemische Reaktionen beschleunigen, geht es in
    dem Projekt Radikale in der enzymatischen Katalyse. Das Projekt zielt auf solche
    Enzyme ab, in denen als sogenannte Radikale bekannte reaktive Zwischenstufen
    auftreten. In interdisziplinärer Zusammenarbeit sollen die grundlegenden
    Mechanismen der katalytischen Prozesse mit diesen Biomolekülen gefunden werden.
    Dazu ist die Einbeziehung vielfältiger Methoden und Fachdisziplinen notwendig.

    Sie bewegen Organellen und Vesikel durch die Zelle und wirken bei der Zellteilung mit
    - molekulare Motoren, angetrieben durch ATP, sind die Eisenbahnen der Zellen. Eine
    Reihe solcher Biomoleküle sind bereits bekannt und untersucht worden. Das
    Programm Molekulare Motoren will weitere Vertreter dieser Klasse identifizieren und
    ihre Funktionsweise erforschen.

    Naturwissenschaften

    Nanopartikel mit molekularen Anordnungen von wenigen milliardstel Metern
    (Nanometern) werden üblicherweise mit physikalischen Methoden erzeugt, die vom
    Großen zum Kleinen führen. Im Schwerpunktprogramm Halbleiter- und
    Metallcluster als Bausteine für organisierte Strukturen soll durch die chemische
    Synthese unter Nutzung einzelner Atome und Moleküle der umgekehrte Weg
    beschritten werden. In Zusammenarbeit mit Physikern und Materialwissenschaftlern
    sollen die besonderen Eigenschaften der so erzeugten Cluster untersucht werden, die
    nicht mehr den Gesetzen der klassischen Physik, sondern den Regeln der
    Quantenmechanik gehorchen.

    Im Gebiet der Festkörperphysik ist das Schwerpunktprogramm Kollektive
    Quantenzustände in elektronisch eindimensionalen Übergangsmetallverbindungen
    angesiedelt. Experimentell und theoretisch sollen hier die physikalischen
    Eigenschaften von solchen Übergangsmetallverbindungen, die in ihrer elektronischen
    Struktur eindimensional sind, untersucht werden. Im wissenschaftlichen Austausch
    wollen Festkörperchemiker mit theoretischen Physikern und Experimentalphysikern
    zu einem umfassenden Verständnis dieser neuen, ungewöhnlichen Materialien
    gelangen.

    Im Schwerpunktprogramm Quanten-Informationsverarbeitung sollen neue
    Erkenntnisse über sogenannte verschränkte Quantenzustände gewonnen werden.
    Diese Disziplin der Quantenphysik verspricht zukünftige Anwendungen in der
    abhörsicheren Informationsübertragung, in der Schaltungstechnik und für die
    Entwicklung extrem schneller "Quantencomputer".

    Ingenieurwissenschaften

    Der Entwicklung immer schnellerer Computerchips setzt weniger die
    Miniaturisierung als die Wärmeentwicklung in elektronischen Bauteilen Grenzen.
    Mögliche Lösungen dieses vielschichtigen Problems durch neue Konzepte der
    Chiparchitektur und Schaltungstechnik will darum das Schwerpunktprogramm
    Grundlagen und Verfahren verlustarmer Informationsverarbeitung erarbeiten.
    Angestrebt wird die Zusammenarbeit unterschiedlichster
    ingenieurwissenschaftlicher Disziplinen von der Algorithmentechnik bis hin zur
    Systemtheorie.

    Die voranschreitende weltweite Vernetzung von Computersystemen erzeugt einen
    immer größeren Bedarf, Daten vor dem Einblick von Unbefugten zu schützen und
    Hackern den Griff in fremde elektronische Brieftaschen zu verwehren. Hier will das
    Schwerpunktprogramm Sicherheit in der Informations- und
    Kommunikationstechnik ansetzen und Methoden für sichere Endgeräte und
    Infrastrukturen entwickeln.

    Die Umformtechnik zählt heute zu den wichtigsten Produktionstechniken für
    Produkte des täglichen Lebens - von mehrere hundert Tonnen schweren
    Turbinenläufern bis zu medizinischen Mikroteilen. Das Schwerpunktprogramm
    Erweiterung der Formgebungsgrenzen bei Umformprozessen soll die Grundlagen für
    schnellere, billigere und umweltfreundlichere Produktionsprozesse schaffen. Es
    beschäftigt sich vor allem mit der Entwicklung neuer Umformungsprinzipien und
    neuen Meß- und Prüfverfahren, um die Grenzen des bislang Möglichen zu erweitern.

    Leichte Materialien mit einem hochporösen, schaumartigen Inneren sind
    interessante Werkstoffe zum Beispiel für den Flugzeug- und Automobilbau. Weil sie
    Energie hervorragend absorbieren, sind sie auch als Seitenaufprallträger in
    Kraftfahrzeugen geeignet. Solche zellulären Strukturen aus Metallen herzustellen, ist
    erst seit wenigen Jahren möglich. Mit der Herstellung, den Eigenschaften und der
    Verarbeitung zellulärer metallischer Werkstoffe zu Formteilen beschäftigt sich das
    gleichnamige Schwerpunktprogramm.

    Ähnlich wie in der Bionik biologische Körperfunktionen als Vorbild für neue
    Techniken dienen, beschäftigt sich die Sozionik mit dem Transfer sozialen,
    menschlichen Verhaltens auf technische Systeme. Computerprogramme, die
    menschliches Sozialverhalten imitieren, wurden bereits entwickelt. Im
    Schwerpunktprogramm Sozionik: Erforschung und Modellierung künstlicher
    Sozialität werden Informatiker gemeinsam mit Soziologen solche Programme
    untersuchen. Sie wollen dabei herausfinden, wie reale soziale Systeme auf künstliche
    Systeme übertragen werden und ob die künstlichen Systeme als Modelle für die
    Überprüfung soziologischer Theorien dienen können.


    Weitere Informationen:

    http://www.dfg.de/aktuell/pressemitteilungen/presse_1998_12.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geowissenschaften, Informationstechnik, Maschinenbau, Mathematik, Medizin, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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