Die kulturhistorische Ausstellung "TIERGESUNDHEIT IM SPIEGEL DER GESCHICHTE" im Malakowturm, Institut für Geschichte der Medizin und Medizinhistorische Sammlung der RUB (Leitung: Prof. Dr. Irmgard Müller)wird am 12. Juni 1998 um 17.00 Uhr, Markstraße 258 a, 44799 Bochum, eröffnet. Die Medien und die Öffentlichkeit sind herzlich eingeladen.
Bochum, 09.06.1998
Nr. 119
Patient Hund, Patientin Katze
"Tiergesundheit im Spiegel der Geschichte"
Kulturhistorische Ausstellung im Malakowturm
Für die beliebtesten Haustiere steht heutzutage die modernste medizinische Technik bereit, um eine optimale Betreuung und Heilung von Hunden und Katzen zu ermöglichen. Daß dem nicht immer so war, zeigt die kulturhistorische Ausstellung "TIERGESUNDHEIT IM SPIEGEL DER GESCHICHTE" im Malakowturm, Institut für Geschichte der Medizin und Medizinhistorische Sammlung der RUB (Leitung: Prof. Dr. Irmgard Müller). Zur Eröffnung der Ausstellung am 12. Juni 1998 um 17.00 Uhr, Markstraße 258 a, 44799 Bochum, referiert PD Dr. Joris Peters von der Universität München über "Hund und Katze als Patienten. Ihre medizinische Behandlung von der Antike bis ins 19. Jahrhundert." Konzipiert und wissenschaftlich betreut wird die Ausstellung vom Institut für Palaeoanatomie, Domestikationsforschung und Geschichte der Tiermedizin der LMU München.
Der Hund: vom Nutztier zum ständigen Begleiter
Eine Symbiose auf Lebenszeit: Mensch und Hund. Schon sehr früh spielte der Hund eine zentrale Rolle in vielen Religionen, als Gott oder in Begleitung von Heilgöttern. So tauchen die ersten Hunderassen bereits in den frühen Hochkulturen auf, und bedeutende Schriftsteller der Antike wie Homer und Aesop heben die besonderen Eigenschaften des Tieres hervor; in seinen Fabeln gibt ihm Aesop sogar menschliche Züge. Vom Mittelalter bis in das frühe 19. Jahrhundert sah der Mensch den Hund fast ausschließlich als Nutztier, das vor allem für die Jagd gezüchtet und verwendet wurde. Ratschläge über Pflege, Ernährung und Heilung gab es folglich nur in Jagdbüchern. Tierärzte befaßten sich nur selten mit dem Patienten Hund - im Mittelpunkt ihres Interesses standen eher landwirtschaftliche Nutztiere. Dies änderte sich mit einem neuen Stellenwert, den der Hund seit Mitte des 19. Jahrhunderts für den Menschen einnimmt: Als Schoßhund, Freund und ständiger Begleiter des Menschen kam ihm eine fürsorgliche Behandlung zugute. Der Wunsch nach Heilung hat die Praxis des Einschläferns verdrängt, und seit den vierziger Jahren beugen Tierärzte durch umfangreiche Impfungen Krankheiten vor.
Die Katze: vom Dämon zum eigenwilligen Schmusetier
Noch deutlicher als beim Hund wandelte sich der Stellenwert der Katze und mit ihm die medizinische Betreuung: Geehrt und vergöttert gelangte die Katze unter den Ägyptern zu höchstem Ansehen und somit zu höchster Fürsorge, während im Mittelalter ein durchweg negatives Bild des Tieres vorherrschte. Etwas Unheimliches und Dämonisches wohnte nach allgemeinem (Aber-)Glauben der Katze inne. Es grenzte für die Menschen an Zauberei, daß eine Katze bei einem Sturz aus großer Höhe unverletzt bleibt oder Erdbeben weit vor dem Mensch bemerkt: Die Katze mußte mit dem Teufel im Bunde sein. Bis in die Neuzeit hinein blieb der Mensch eher distanziert, von einer medizinischen Versorgung der Katze konnte keine Rede sein. Erst seit den 50er Jahren dieses Jahrhunderts wenden Tierärzte die jeweils modernste medizinische Technik auch gezielt bei Katzen an, um Krankheiten der ehedem bloßen Mäuse- und Rattenvertilger zu heilen: Mit dem "Aufstieg" zum eigenwilligen Schmusetier entdeckte auch die Tiermedizin den Patienten Katze.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Irmgard Müller, Institut für Geschichte der Medizin und Medizinhistorische Sammlung der RUB, Malakowturm, Markstr. 258 a, 44799 Bochum, Tel.: 0234/700-3394
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
Deutsch
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