Was haben Heinrich Julius, Herzog von Braunschweig-Lüneburg, Giordano Bruno, Otto von Guericke und der spätere pädagogische Schriftsteller und Verleger Joachim Heinrich Campe gemeinsam? Sie alle waren als Studenten an der Universität in Helmstedt eingeschrieben. Zu überprüfen ist das in den Matrikeln, dem Mitgliederverzeichnis der Academia Julia.
Im Rahmen des an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel angesiedelten Forschungsprojekts „Wissensproduktion an der Universität Helmstedt – Die Entwicklung der philosophischen Fakultät 1576-1810“ wurden alle Studenten und Universitätsangehörigen aus dem Zeitraum 1574 bis 1810 in eine Datenbank eingegeben. Seit Januar sind nun die ungefähr 45.000 Studenten auf dem Internetportal http://uni-helmstedt.hab.de online unter den Kategorien Name, Herkunft sowie Semester durchsuchbar. Damit wird wichtiges und umfangreiches Material für universitätsgeschichtliche und genealogische Forschungen zur Verfügung gestellt. Neben der Datenbankabfrage kann auch in den Digitalisaten der gedruckten Matrikeledition recherchiert werden.
Basierend auf dem neu erschlossenen Datenmaterial können neue Fragestellungen zu gelehrten Netzwerken der Frühen Neuzeit entwickelt werden. Die Entstehung von neuen Ideen, ihre Urheber und ihre Wirksamkeit kann anhand der Matrikel und auch weiterer im Projekt bereitgestellter Daten, wie den Dissertationen aus den vier Fakultäten: Theologie, Jura, Medizin und Philosophie sowie den Vorlesungsverzeichnissen, untersucht werden.
Die Universität Helmstedt (Academia Julia) gehörte in den knapp 250 Jahren ihres Bestehens lange Zeit zu den überaus profilierten und meist frequentierten Hochschulen des Alten Reichs. Das allgemeine Grundlagenstudium begannen die Studenten in der Philosophischen Fakultät, um mit einem Abschluss beispielsweise eine Stelle im Landesdienst zu erhalten oder in eine der höheren Fakultäten, die Theologie, die Juristische Fakultät oder die Medizin, aufzusteigen. Der direkte Einstieg in die angesehenen höheren Fakultäten wurde erst im Laufe des 18. Jahrhundert möglich, was einen Bruch mit dem mittelalterlichen System bedeutete. Das Grundlagenstudium war notwendig, um den Studenten die Kompetenzen zu vermitteln, die unser heutiges Schulsystem mit der Allgemeinen Hochschulreife vergibt. Der Einstieg ins Studium konnte jungen Herren im 17. Jahrhundert schon mit 16 Jahren gelingen. Frauen waren nicht zugelassen. Voraussetzung waren die richtigen Beziehungen, die Finanzierung durch die Familie oder ein Stipendium sowie Empfehlungen, bzw. persönliche Bekanntschaften mit den Professoren. Waren diese Hürden, oft auch eine individuelle Eingangsprüfung, genommen, konnte das Grundstudium beginnen und nach öffentlichen wie privaten Lehrveranstaltungen nach rund zwei Jahren beendet werden. 10 bis 15 Prozent der Helmstedter Studenten schlossen mit einer Promotion ab. Es war ein Teil der Ausbildung, die Lehrstätten zu wechseln und so hatte auch Helmstedt einen großen, fast internationalen Einzugskreis. Die Studenten sowie ihre Professoren kamen aus ganz Norddeutschland, aus Dänemark, Schweden und Schottland. Erst ab Mitte des 18. Jahrhunderts mit der Gründung weiterer Universitäten wie in Göttingen verlor Helmstedt diesen Rang und wurde zu einer eher regional bedeutsamen Ausbildungsstätte für das Landespersonal.
Das nun Online zugängige Datenmaterial ist eine wichtige Quelle für die Wissenschaftsgeschichte, aber auch für Genealogen und Heimatforscher. Außer dem Rostocker „Matrikelportal“ gibt es wenige vergleichbare Datensammlungen anderer Universitäten.
http://uni-helmstedt.hab.de - Online Portal Universität Helmstedt
Ausschnitt aus einem Diptychon mit dem Einzug des Herzogs Ludwig Rudolph zu Braunschweig-Lüneburg an ...
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
Ausschnitt aus einem Diptychon mit dem Einzug des Herzogs Ludwig Rudolph zu Braunschweig-Lüneburg an ...
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