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10.06.1998 00:00

DFG bewilligte SFB "Ereignis Weimar-Jena"

Dr. Wolfgang Hirsch Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    5,2 Mio. Mark an die Uni Jena für größtes Thüringer Forschungsprojekt

    Jena. (10.06.98) Ihren vierten Sonderforschungsbereich (SFB) von der Deutschen Forschungsgemeinschaft erhält die Friedrich-Schiller-Universität zum 1. Juli: Unter dem Namen "Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800" werden Jenaer Forscher aus Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften transdisziplinär zusammenarbeiten, um die regionale Kulturverdichtung während dieses epochalen Einschnittes im europäischen Geistesleben zu untersuchen.

    Nachdem die Fachgutachten eines DFG-Expertengremiums und des deutschen Wissenschaftsrates für diesen neuen Sonderforschungsbereich 1627 überaus positiv ausgefallen waren, hat die Bonner Bund-Länder-Kommission heute (10.06.) vormittag auch die Finanzierung für das Großprojekt bewilligt. Damit steht für die erste dreijährige Projektphase bis 2001 ein Finanzvolumen von 5,2 Millionen Mark zur Verfügung; insgesamt ist der SFB 1627 mit seinen derzeit 15 Teilprojekten auf eine Laufzeit von 9-12 Jahren konzipiert. "Ereignis Weimar-Jena" wird damit das größte Forschungsvorhaben im Freistaat Thüringen sein.

    Der Germanist Prof. Dr. Klaus Manger als Initiator und künftiger Sprecher des neuen Sonderforschungsbereichs wertete diese Nachricht als mutigen und beispielgebenden Schritt in der deutschen Forschungspolitik. Erstmals werde ein kulturgeschichtlicher Paradigmenwechsel, wie er sich in der ernestinischen Doppelresidenz Weimar und Jena um 1800 widerspiegele, gemeinsam von Geistes-, Sozial- und von Naturwissenschaftlern untersucht. "Damit, daß die DFG unserem Antrag in vollem Umfang zugestimmt hat, honoriert sie die äußerst vielseitige Forschungskompetenz an unserer Universität."

    Das besondere, transdisziplinäre ,Forschungsklima' an der Jenaer Alma mater habe bei der Konzeption des Projekts eine entscheidende Rolle gespielt, so Manger weiter. Beteiligt sind nicht nur fast alle Bereiche der Geisteswissenschaften von der Literaturwissenschaft bis zur Kunstgeschichte, sondern auch Naturwissenschaften wie die Biologie oder die Geologie sowie die Wirtschaftswissenschaften. Zwei Teilprojekte bringen die Stiftung Weimarer Klassik und die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit ein.

    "Als Ereignis von dauerhaft weltbewegender Größe wurde ,Weimar-Jena' nicht gemacht, sondern es wurde", will Klaus Manger die wohl einzigartige Kulturverdichtung als Prozeß begreifen. Die wissenschaftliche Spezialisierung und die bisherige Terminologie - Deutsche oder Weimarer Klassik, Spätaufklärung, Deutscher Idealismus, Romantik - hätten stets nur Teilaspekte des überaus vielschichtigen Wissenschafts- und Kulturgefüges in den Blick geraten lassen. Zentrale Fragen oder Voraussetzungen bis hin zu wissenschaftlichen Wahrnehmungen und den daraus abgeleiteten Ordnungen seien bislang nur im Wirkungszusammenhang mit vorgegebenen Leitkategorien untersucht worden. "Die Gesamtkonstellation, die mit einem offenen Begriff als Ereignis verstanden wird, geriet darüber mehr und mehr in Vergessenheit", benennt der Germanist das Manko des aktuellen Forschungsstandes.

    "Kultur in diesem Sinne ist das Ganze, die Überlagerung von sozialem Wandel, ästhetischer Vielfalt in den Künsten und wissenschaftlichen Umbrüchen", beschreibt Manger den neuen, überaus offenen Erklärungsansatz; alle einengenden Betrachtungsweisen sollen mit dem Ereignisbegriff zurückgewiesen werden. Auf dem "Testfeld" Weimar-Jena sei der letzte in allen seinen Konturen zu greifende Versuch eines derartigen kulturellen Verständnisses von Wissenschaft und Ästhetik erfahrbar.

    Als kultur-, sozial- und wissenschaftshistorische "Grabungsstätte" dient das abgesteckte Claim für insgesamt 15 Teilprojekte; sie untersuchen, ob sich hier Traditionslinien nicht nur bündeln, sondern ob sie sich vielleicht auch so verdichten, daß sich im "Ereignis" ein neuer Horizont öffnet. Im Mittelpunkt des Interesses stehen die Kulmination der Aufklärung, der Umbruch von weltordnenden zu weltentwerfenden Vorstellungen und die Nahtstellen in der Entwicklung von der Naturgeschichte zu den Naturwissenschaften.

    Kontakt: Prof. Dr. Klaus Manger, Tel.: 03641/944200

    Friedrich-Schiller-Universität
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Wolfgang Hirsch
    Fürstengraben 1
    07743 Jena
    Tel.: 03641/931031
    Fax: 03641/931032
    e-mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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