Ruft man sich Medienberichte der letzten Jahre über Gewalttaten von Jugendlichen ins Gedächtnis, könnte man meinen, dass Jugendgewalt in Deutschland zunimmt. Empirisch belegen lässt sich dieser Eindruck nicht. Im aktuellen Schwerpunktthema „Jugendgewalt – Mythen, Muster, Maßnahmen“ stellt DJI Online Daten und Fakten zur Entwicklung von Jugendgewalt der vergangenen Jahre, aufgeschlüsselt nach Altersgruppen, Delikten und Geschlecht, kompakt zusammen.
Prof. Dr. Theresa Höynck, Hochschullehrerin an der Universität Kassel und Vorsitzende der Deutschen Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen e.V. (DVJJ), bezieht in ihrem Gastkommentar Stellung zu jüngsten gesetzlichen Änderungen im Jugendstrafrecht und spricht dem sogenannten Warnschussarrest eine spezialpräventive Legitimation ab.
Nach Alternativen sucht die aktuelle DJI-Studie „Jugendliche Gewalttäter zwischen Jugendhilfe- und krimineller Karriere“, die Jana Meier von der DJI-Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention im Interview ausführlich vorstellt. Die Studie analysiert im Kontext von „Karrieren“ mehrfach auffälliger Jugendlicher das Zusammenwirken von Polizei, Justiz, Schule, Jugendhilfe und Eltern. Dafür sind 30 Jugendliche an vier Standorten im Bundesgebiet, in zwei Jugendstrafanstalten und zwei Jugendarrestanstalten, zu ihrem Werdegang befragt worden. Bei zehn dieser Fälle werden zusätzlich die Jugendhilfe- und Justizakten untersucht sowie Interviews mit den Erziehungsberechtigten und fallführenden Fachkräften der Jugendhilfe geführt. „Wir wollen von diesen besonders schwierigen Fällen lernen, wie die Jugendhilfe bei verfestigter Jugenddelinquenz effektiver handeln kann“, umreißt Jana Meier die Zielsetzung der Studie. Bereits beim Hearing mit Vertreterinnen und Vertretern von Polizei und Staatsanwaltschaft, Kinder- und Jugendhilfe, Schule, Jugendgefängnis, Kinder- und Jugendpsychiatrie sei deutlich geworden, dass die unterschiedlichen Kulturen und Dynamiken dieser Institutionen aufgrund fehlender oder ungenügender Vernetzung nicht nur zu Zeitverzögerungen und Lücken im Gesamtbild, sondern auch zu Unstimmigkeiten und Inkonsequenzen im Umgang mit den Jugendlichen führten. So müssten präventive Maßnahmen in jedem Fall früh einsetzen, denn im Jahr 2011 waren 22 Prozent der Tatverdächtigen noch nicht volljährig, 5 Prozent von ihnen unter 14 Jahren. In der DJI-Studie haben zwei Drittel der Befragten ihre ersten Erfahrungen mit der Polizei im Alter von zwölf Jahren und früher gemacht. Die Interviews zur Studie zeigen auch, dass sich die Jugendlichen eigentlich ein „ganz normales“ Leben wünschen – sie würden gern einen Schulabschluss und eine Ausbildung absolvieren, eine Familie gründen und ein ruhiges Leben ohne Drogen, Kriminalität und permanente Angst vor einer Strafverfolgung führen.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Recht
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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