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02.09.2002 09:50

Orchem 2002: Organische Chemie - eine Wissenschaft für sich

Dr. Kurt Begitt Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

    Auf der Orchem 2002, einer Tagung der Liebig-Vereinigung der Gesellschaft Deutscher Chemiker, kommt die ungeheure Vielfalt und Komplexität der organischen Chemie zum Ausdruck.

    Auf der Orchem 2002, einer Tagung der Liebig-Vereinigung der Gesellschaft Deutscher Chemiker, kommt die ungeheure Vielfalt und Komplexität der organischen Chemie zum Ausdruck. Diese Teildisziplin der Chemie ist eine Wissenschaft für sich, jedoch mit zahlreichen interdisziplinären Ausprägungen wie der metallorganischen Chemie, der bioorganischen Chemie, der Photochemie oder der Katalyseforschung. Bad Nauheim ist Gastgeber der Tagung vom 12. bis 14. September.

    Organische Chemie ist die Chemie der Kohlenstoffverbindungen. Mit unzähligen Synthesewegen gelingt es, Millionen von unterschiedlichen chemischen Verbindungen zu synthetisieren, und die Forschung ist noch längst nicht am Ende angelangt. Weiterhin, doch mit immer ausgefeilteren Methoden, wird nach Stoffen mit neuen Eigenschaften gesucht oder wird die Naturstoffsynthese vorangebracht. Ganz entscheidende Fortschritte gibt es immer noch auf dem Gebiet der enantioselektiven Synthese, also der Chemie der spiegelbildlichen (chiralen) Verbindungen, die trotz ihrer Ähnlichkeiten ganz unterschiedlich reagieren und wirken. Letzteres ist entscheidend für die Arzneimittelentwicklung. Auch viele Katalysatoren müssen enantioselektiv reagieren. Ein schwieriges aber faszinierendes Gebiet für die forschenden Chemiker, die manchmal sogar aus fehlgeschlagenen Versuchen neue Erkenntnisse gewinnen, wie der dänische Wissenschaftler Karl Anker Jørgensen zu berichten weiß.

    Dass Katalysatoren in der organischen Chemie eine äußerst bedeutende Rolle spielen, wird in vielen Vorträgen deutlich. So berichtet John Hartwig aus New Haven (USA) von neuen Reaktionen mit Übergangsmetall-Katalysatoren oder Shu Kobayashi aus Tokio über neue Lewis-Säure-Katalysatoren, die auch in wässriger Lösung wirken. Neben solchen Forschungsarbeiten werden auf der Orchem auch neue Anwendungen von Katalysatoren in der Industrie vorgestellt. Die Bedeutung der Katalyse für die industrielle Feinchemie ist immens. Beispiele aus der Chemo- und Biokatalyse zur Gewinnung von Aminosäuren, Pharma- und Agrowirkstoffen stellt Karlheinz Drauz von der Degussa AG vor.

    Spannend ist das Gebiet der Naturstoffe, deren Eigenschaften, biologische Funktionen und Wirkungsweisen die Chemiker zu ergründen versuchen. Thomas Lindel aus München erforscht ein System mariner Naturstoffe, die Pyrrol-Imidazol-Alkaloide, die z.B. in Meeresschwämmen vorkommen. Andere Naturstoffe, von denen man sich auch positive pharmazeutische Wirkungen erhofft, die aber schwer zu isolieren sind, versuchen Chemiker naturidentisch zu synthetisieren, wie beispielsweise das antibiotisch wirkende Kendomycin, worüber Maria Manuel Marques aus Wien berichtet. Vom selben Lehrstuhl (Johann Mulzer) wird von neuen vielversprechenden Substanzen zur Behandlung von Alzheimer- und Parkinson-Erkrankungen berichtet. Wieder andere Naturstoffe haben ein beträchtliches Potential in der Krebstherapie, wie das Apoptolidin, dessen Synthese und Wirkungsweise Ulrich Koert aus Marburg untersucht.

    Organische Chemiker befassen sich aber beispielsweise auch mit neuen Gelbildnern, so die Arbeitsgruppe um Henning Hopf aus Braunschweig. Die Möglichkeit, organische Lösungsmittel in einen Gel-Zustand zu bringen, ist von vielerlei Interesse: Gelartige Substanzen und Mischungen begegnet man in so unterschiedlichen Bereichen wie der Farbenindustrie, der kosmetischen Industrie, der Pharmazie oder der Lebensmittelindustrie. Die Zahl der Stoffe und Systeme, die Gele bilden können, ist sehr groß, doch nur wenige Gelbildner sind chemische Spezies mit kleiner Molekülmasse. Sie sind bevorzugte Forschungsobjekte.

    Auf der Bad Nauheimer Tagung wird der Orchem-Preis an A. Stephan K. Hashmi von der Universität Stuttgart für dessen Beiträge zur homogenen Gold-Katalyse organischer Reaktionen und zur Chemie von Metallacycloalkanen sowie an Michael Müller vom Forschungszentrum Jülich für dessen Arbeiten zur Entwicklung enantioselektiver enzymatischer Synthesen verliehen.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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