Konsequenzen für die Kinder- und Jugendpsychiatrie
Anfang 2010 erschütterte ein Missbrauchskandal bisher ungekannten Ausmaßes die Öffentlichkeit und Politik in Deutschland. Ein Runder Tisch sexueller Kindesmissbrauch wurde eingerichtet. Auf der 33. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Rostock, die vom 6. bis 9. März 2013 in Rostock stattfindet, ist es Zeit, fachlich Bilanz zu ziehen. Prof. Jörg M. Fegert wird in einem Symposium, welches sich auch mit Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche und mit Prävention von Missbrauch in Institutionen von Menschen mit geistiger Behinderung auseinandersetzt, einen Überblick über die Angaben der Betroffenen geben. Dabei wird ein Schwerpunkt auf den Forderungen der Betroffenen in Bezug auf Beratung, Therapie und Hilfe, auch aus dem medizinischen Bereich, liegen. Gleichzeitig werden auch Meldungen über Übergriffe in Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie und daraus abzuleitende Schutzmaßnahmen Thema sein. Ein soeben erschienenes Fachbuch „Sexueller Kindesmissbrauch – Zeugnisse, Botschaften, Konsequenzen“, Beltz Juventa, dokumentiert auf über 300 Seiten sämtliche Ergebnisse dieser weltweit umfangreichsten Zusammenfassung von Spontanmeldungen von Betroffenen im Rahmen der Aufarbeitung in Deutschland.
In einer State-of-the-Art Lecture wird Professor Fegert die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kongresses über die Neuerungen im Bundeskinderschutzgesetz informieren, die auch für die Praxis der Kinder- und Jugendpsychiatrie von hoher Relevanz sind, da sich Regelungen zum Umgang mit der Schweigepflicht bei Misshandlungs- und Missbrauchsverdacht geändert haben. Besonders erwähnenswert ist der neue Beratungsanspruch für Institutionen, auch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, durch die Landesjugendämter bezüglich eines besseren Beschwerdemanagements und anderer partizipativer Maßnahmen zum Schutz betreuter Kinder in Einrichtungen. Interdisziplinär werden diese und andere Neuerungen im Kinderschutz in verschiedenen anderen Symposien unter Beteiligung angesehener Wissenschaftler wie zum Beispiel Prof. Ludwig Salgo, Rechtswissenschaftler von der Universität Frankfurt, diskutiert.
Die Forschung zum Wohle von Kindern und Jugendlichen, die Opfer von sexueller Gewalt oder Kindesmisshandlung und/oder Vernachlässigung wurden, hat sich in Deutschland dank einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), nach den Debatten am Runden Tisch, stark intensiviert. Traumafolgenforschung, aber auch Präventionsforschung und Interventionsforschung werden sowohl im Bereich Gesundheitsforschung, im Bereich Versorgungsforschung wie im Bereich Bildungsforschung vom BMBF gefördert. Darüber hinaus wurde eine E-Learning Programm für Heilberufe und pädagogische Berufe vom BMBF initiiert, welches von der Arbeitsgruppe von Dr. Liebhardt an der Klinik in Ulm, unter der Leitung von Prof. Fegert, umgesetzt wird und ebenfalls auf dem Rostocker Kongress präsentiert wird.
„Die jüngsten Debatten um Widerstände bei der Aufarbeitung zurückliegender Missbrauchsfälle, um Nichteinhaltung politischer Zusagen am Runden Tisch bei der Umsetzung eines verstärkten Opferschutzes zum Beispiel im Strafverfahren, um etwa die Nichteinhaltung der Entschädigungszusagen zeigen, dass der Thematik aus fachlicher Sicht weiterhin breiter Raum gegeben werden muss und dass die Aufmerksamkeit der Presse für diese Thematik weiterhin essentiell ist“, sagt Prof. Frank Häßler, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universitätsmedizin Rostock.
Der Kongress betrachtet mit seinem Hauptthema Transitionen Übergänge von der Kindheit ins Erwachsenenalter und auch Übergänge zwischen Institutionen und professionellen Zuständigkeiten. „Am Beispiel des sexuellen Missbrauchs kann teilweise auf tragische Weise deutlich gemacht werden, wie sich Traumata aus Kindheit und Jugend lebenslang in weiteren Übergangsphasen im Erwachsenenalter auswirken“ sagt Häßler. Häufig wird deutlich, dass die Übergänge zwischen den einzelnen Unterstützungssystemen, zum Beispiel im Gesundheitswesen und in der Jugendhilfe, hoch problematisch sind und es noch an koordinierter Unterstützung für Kinder und Jugendliche fehlt.
An dem Runden Tisch Sexueller Kindesmissbrauch arbeiteten Professor Frank Häßler damals Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Professor Franz Resch, Lehrstuhlinhaber für Kinder- und Jugendpsychiatrie aus Heidelberg für die Liga für das Kind und Professor Jörg M. Fegert, Lehrstuhlinhaber für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universität Ulm und Leiter der Begleitforschung der Anlaufstelle der Unabhängigen Beauftragten zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs (Dr. Christine Bergmann) intensiv mit.
Prof. Häßler, Prof. Fegert und Prof. Salgo stehen während des Kongresses zum Thema Kindesmissbrauch für Fragen der Medien gern zur Verfügung.
Hier noch einmal die Termine, der an drei Kongresstagen angebotenen Presse-Roundtables in der Stadthalle Rostock, zu denen wir interessierte Medienvertreter sehr herzlich einladen:
Mittwoch, 06.03.13
Presse-Roundtable 1 – Thema: Geschichte
Zeit: 12.00 – 13.00 Uhr
Ort: Klubraum II
Gesprächspartner: Ekkehardt Kumbier, Frank Häßler (Universitätsmedizin Rostock, Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter)
Vorsitz: Frank Häßler
Donnerstag, 07.03.13
Presse-Roundtable 2 – Thema: Sucht
Zeit: 12.00 – 13.00 Uhr
Ort: Klubraum II
Gesprächspartner: Rainer Thomasius (Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters, DZSKJ, Hamburg), Olaf Reis (Universitätsmedizin Rostock, Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter)
Vorsitz: Ulrich Vetter (Universität Rostock)
Freitag, 08.03.13
Presse-Roundtable 3 – Thema: Psychopharmaka
Zeit: 12.00 – 13.00 Uhr
Ort: Klubraum II
Gesprächspartner: Tobias Banaschewski (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Mannheim), Andrea Ludolph (Universitätsklinikum Ulm, Kinder- und Jugendpsychiatrie)
Vorsitz: Ulrich Vetter (Universität Rostock)
Kontakt
Universitätsmedizin Rostock
Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
Prof. Dr. Frank Häßler
Fon: +49 (0)381 494 4600
Mail: frank.haessler@med.uni-rostock.de
Presse+Kommunikation
Dr. Ulrich Vetter
Fon: +49 (0)381 498 1013
Mail: ulrich.vetter@uni-rostock.de
Web: www.uni-rostock.de
Kongresspräsident Prof. Dr. Frank Häßler (li) und Dr. Olaf Reis, Wissenschaftlicher Sekretär
(Universität Rostock)
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
fachunabhängig
überregional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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