idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
13.03.2013 08:02

Des einen Leid, des anderen Freud auf dem Baumwollfeld

Kommunikation Abteilung Kommunikation
Schweizerischer Nationalfonds SNF

    Indirekte Nebenwirkungen des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen

    Gentechnisch veränderte Bt-Baumwollpflanzen enthalten ein Gift, das sie vor ihren wichtigsten Frassfeinden schützt. Von ihrem eigenen Abwehrsystem machen diese Pflanzen deshalb weniger Gebrauch. Dadurch profitieren andere Schädlinge wie etwa Blattläuse. Zu diesen Einsichten kommt eine vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützte Studie.

    Noch vor zehn Jahren wuchs gentechnisch veränderte Baumwolle auf 12 Prozent der Felder – heute wächst sie auf über 80 Prozent aller Baumwollfelder der Welt. Die Bt-Baumwolle enthält ein Gen des Bodenbakteriums Bacillus thuringiensis (Bt). Damit produziert sie ein Gift, das für die wichtigsten Baumwollschädlinge – gefrässige Raupen von Schadschmetterlingen – tödlich ist. Dafür breiten sich etwa in chinesischen Baumwollfeldern bestimmte Wanzenarten und andere Schädlinge aus. Das liegt vielleicht nicht nur am starken Rückgang des Gebrauchs von chemischen Pflanzenschutzmitteln.

    Den Appetit verderben
    Denn nun weisen Wissenschaftler um Jörg Romeis von der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon einen biologischen Mechanismus nach (*), der eine zusätzliche Erklärung für das verstärkte Aufkommen neuer Schädlinge in Bt-Baumwollfeldern liefern könnte. Baumwollpflanzen verfügen über ein ausgefeiltes Verteidigungssystem. Wenn sie von Schmetterlingsraupen angefressen werden, beginnen sie Abwehrsubstanzen, so genannte Terpenoide, zu bilden. Dadurch verderben sie nicht nur den Raupen den Appetit, sondern auch vielen anderen Frassfeinden.

    Mit ihren Versuchen haben Romeis und seine Kollegen gezeigt, dass das Gift der Bt-Baumwolle die Schmetterlingsraupen tötet, bevor sie den Pflanzen so viel Schaden zufügen, dass diese ihr Verteidigungssystem hochfahren. Auf diesen Pflanzen konnten sich dadurch Blattläuse – denen das Bt-Toxin nichts ausmacht – stärker vermehren als auf konventionellen Baumwollpflanzen, die sich mit ihren Terpenoiden gegen die Schmetterlingsraupen gewehrt hatten.

    Effekt auch bei Wanzen?
    Baumwollblattläuse richten gewöhnlich keine grossen landwirtschaftlichen Schäden an, weil sie im Freien ihren natürlichen Feinden zum Frass fallen. Für den Ackerbau seien seine Resultate deshalb nicht sehr relevant, sagt Romeis. Erstmals jedoch hat er mit seinem Team einen indirekten Effekt der Bt-Baumwolle aufgedeckt: Die Bekämpfung der Schmetterlingsraupen beeinflusst wegen dem inaktiv bleibenden Abwehrsystem der Pflanzen auch andere pflanzenfressende Insekten. Ob dieser Effekt nicht nur bei Blattläusen zum Tragen kommt, sondern etwa auch bei den Wanzen, die den Baumwollbauern in China und anderen Anbauregionen Sorgen bereiten, möchte Romeis als Nächstes untersuchen.

    (*) Steffen Hagenbucher, Felix Wäckers, Felix Wettstein, Dawn Olson, John Ruberson and Jörg Romeis (2013). Pest tradeoffs in technology: Reduced damage by caterpillars in Bt cotton benefits aphids. Proceedings of the Royal Society B online. doi: 10.1098/rspb.2013.0042
    (PDF beim SNF erhältlich; E-Mail: com@snf.ch)

    Kontakt
    Dr. Jörg Romeis
    Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART
    Reckenholzstrasse 191
    CH-8046 Zürich
    Tel.: +41 44 377 72 99
    E-Mail: joerg.romeis@art.admin.ch

    Der Text dieser Medienmitteilung und das hochaufgelöste Bild stehen auf der Website des Schweizerischen Nationalfonds zur Verfügung: www.snf.ch > Medien > Medienmitteilungen


    Weitere Informationen:

    http://www.snf.ch


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).