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10.09.2002 11:39

"Dresdner Notwehrerhebung" bringt überraschende Ergebnisse

Birgit Berg Pressestelle
Technische Universität Dresden

    Überraschendes erbrachte eine durch die TU Dresden durchgeführte Befragung der Bevölkerung über ihre Auffassungen zum Notwehrrecht. Die Befragung betraf einen Fall, in dem der Bundesgerichtshof einem Pistolenschützen, der einen ungezielten Schuss abgab, ein Notwehrrecht gegen einen Steinwerfer zubilligte. Der Steinwerfer erlitt durch den Schuss eine Querschnittslähmung. In der Befragung waren 92 % der interviewten Nichtjuristen anderer Auffassung als das oberste deutsche Strafgericht. Auffällig sind auch Unterschiede zwischen der Bewertung des Notwehrrechts durch Ost- und Westdeutsche. So stimmen 69 % der Ostdeutschen, aber nur 29 % der Westdeutschen dem Satz zu: "Wenn jeder, der dazu in der Lage ist, sich bei einem Überfall zur Wehr setzen würde, gäbe es weniger Verbrechen." Das widerspricht der verbreiteten Ansicht, in ehemals sozialistischen Staaten seien die Menschen weniger bereit, ihr Recht selbst in die Hand zu nehmen und zu verteidigen, wenn der Staat dazu nicht in der Lage ist. Unerwartet hoch sind auch die Erfahrungen mit der Notwehr: 42 % der Befragten gaben an, sie hätten sich schon einmal in einer solchen Notlage befunden. Wenn die Quote bei 1 bis 5 % gelegen hätte, so hätte dies die Wissenschaftler weniger überrascht.

    Das Projekt wird geleitet von den TU-Wissenschaftlern Professor Knut Amelung (Strafrecht) und Professor Michael Häder (Soziologie). Ziel ist zum einen, die Differenz zwischen den Vorstellungen der Bevölkerung und den Meinungen der Juristen auszuloten. Zum anderen soll ermittelt werden, welche psychologischen und soziologischen Faktoren die Ausübung des Notwehrrechts beeinflussen. Dazu wurden 3 500 in Deutschland lebende Personen durch die Berliner USUMA-GmbH in einem 25minütigen Telefoninterview nach ihren Ansichten zum Notwehrrecht und ihren Erfahrungen befragt.

    Die Telefonbefragung bildet das Kernstück eines interdisziplinären Forschungsprojekts, das von der VolkswagenStiftung gefördert wird. Das Thema "Recht und Verhalten" war in den letzten Jahren ein Förderschwerpunkt der Stiftung, die hier ein Defizit der deutschen rechts- und sozialwissenschaftlichen Forschung sieht. Die "Dresdner Notwehrerhebung" ist das erste empirische Projekt, das in Deutschland die Beurteilung allgemeiner Strafrechtsregeln durch die Bevölkerung untersucht.

    Weitere Informationen: Prof. Knut Amelung, Telefon (03 51) 4 63?3 73 30, Prof. Michael Häder, Telefon (03 51) 4 63?3 73 77


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Politik, Recht
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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