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12.09.2002 15:44

Drei Jugendministerinnen diskutieren über die Zukunft der Kinder- und Jugendarbeit

Ole Lünnemann Referat Hochschulkommunikation
Universität Dortmund

    Für drei Tage steht die Universität Dortmund im Blickpunkt der deutschen Kinder- und Jugendarbeit. Unter dem Titel "Kinder- und Jugendarbeit - Wege in die Zukunft" findet hier vom 16. bis 18. September 2002 zum ersten Mal ein bundesweiter Fachkongress zur Lage und Entwicklung dieses Arbeitsfeldes statt. Vor mehr als 1000 Teilnehmern und Beteiligten werden sich auch drei Jugendministerinnen zu diesem Thema positionieren.

    Zum Thema "Jugend - ein vernachlässigtes Thema der Politik?" diskutieren im politischen Podium am Dienstag, 17. September, ab 17.00 Uhr folgende Politikerinnen und Politiker aller im Bundestag vertretenen Parteien: die Ministerin für Frauen, Arbeit und Soziales des Landes Niedersachsen, Dr. Gitta Trauernicht (SPD), die Sozialministerin des Landes Hessen, Silke Lauten-schläger (CDU), die Ministerin für Justiz, Frauen, Jugend und Fa-milie des Landes Schleswig-Holstein, Anne Lütkes (Bündnis 90 / Die Grünen), der Bundestagsabgeordnete Hildebrecht Braun (FDP) sowie der stellvertretende Parteivorsitzende Prof. Dr. Peter Porsch (PDS). Moderiert wird die Diskussion von Prof. Dr. Karin Böllert (Professorin für Pädagogik an der Universität Münster) und Mike Corsa (Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in der Bundesrepublik Deutschland).

    Unmittelbar vor der Bundestagswahl wird den Parteien die Möglichkeit gegeben, zu einem Thema Stellung zu nehmen, welches in der politischen Debatte - auch in den Fernsehduellen der Kanzlerkandidaten - bisher keine Rolle gespielt hat. Ein Fachpublikum aus ca. 1000 JugendarbeiterInnen, VertreterInnen der Verbände und der Jugendpolitik sowie der Fachwissenschaften werden mit Interesse verfolgen, welche Rolle dieses wichtige Zukunftsthema in den Programmen der Parteien spielt.

    Der Kongress findet unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Rauschbach, seit dem 01.08.2002 Direktor des Deutschen Jugendinstituts München, statt. Hier einige Programm-Hinweise:

    Pro- und Contra Debatten

    "Zukunftsprojekt Jugendarbeit - eine Antwort auf PISA". PISA und Erfurt haben in ganz unterschiedlicher und bedrückender Weise verdeutlicht, wo die Grenzen institutionalisierter Bildungsprozesse liegen. Ohne Jugendarbeit und andere vielfältige Formen und Gelegenheiten informellen Lernens und aktiver Weltaneignung können junge Menschen die komplexen Anforderungen an die Persönlichkeitsbildung sowie der Aneignung sozialer und reflexiver Kompetenzen oft kaum noch bewältigen. Auf diesem Hintergrund sollen Rolle und Anforderungen der Jugendarbeit mit Blick auf die vielschichtigen Herausforderungen zu Fragen der Bildung und Erziehung diskutiert werden.

    "Wer zu spät kommt, ..." Über den schwierigen Umgang mit Rechtsextremismus und Gewalt in der Jugendarbeit. Ausländerhass, Gewaltbereitschaft und Orientierung auf rechtsextreme Ideologien sind Phänomene, die sich in unterschiedlicher Ausprägung in allen Altersgruppen und in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen finden. Häufig stehen allerdings Jugendliche im Zentrum entsprechender (medienbeobachteter) Auseinandersetzungen; und es ist immer wieder die Jugendarbeit, die eine Antwort auf diese Probleme geben soll. In der Diskussion mit Kurt Möller soll es vor allem um die Handlungsspielräume gehen, die der Jugendarbeit verbleiben.

    Projektpräsentationen

    Praxisprojekte der Kinder- und Jugendarbeit stellen sich vor. Fast 50 Projekte aus den unterschiedlichsten Arbeitsfeldern der Kinder- und Jugendarbeit präsentieren ihre Arbeit. Themen sind unter anderem: Medien-, Computerarbeit, Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, Gewalt und Rassismus, Jugendkulturarbeit, Drogen, Mädchen- und Jungenarbeit, Ehrenamt / Freiwilligenarbeit, Projektmanagement, Jugendarbeit und Wirtschaft / Sponsoring, Jugendarbeit und Arbeitswelt, Internationale Jugendarbeit, Naturschutz. Weitere Projekte präsentieren sich im Big Tipi im Fredenbaumpark in der Nordstadt sowie in der Jugendfreizeitstätte "Das Zentrum" in Dortmund "Scharnhorst".

    Foren

    "Jugendcliquen, -kulturen, -szenen"; "Offene Ganztagesschule - eine Chance für die Jugendarbeit? Neue Perspektiven schulbezogener Kinder- und Jugendarbeit"; "Die Provinz lebt! Die heimlichen Hochburgen der Jugendarbeit?"; "Jugendarbeit und Wirtschaft - Chancen, Berührungsängste und Probleme" sowie "Medien und Gewalt".

    Vorträge

    "Wissensgesellschaft: Bildung und Qualifikation im Wandel". Auch wenn die Herausforderungen der Wissensgesellschaft häufig als "epochaler Bruch" beschworen werden: Die Moderne ist schon immer eine Wissensgesellschaft gewesen. Mit dem Übergang von der (standardisierten) Industrie- zur (flexibilisierten) Dienstleistungsgesellschaft verändern sich die Konzeptionen und Praktiken der Wissensproduktion gleichwohl erheblich. Genau dies wird das Thema des Vortrags sein, der sich mit der Frage beschäftigt, in welcher Hinsicht das Problem des Wissens unter den Bedingungen der Zweiten Moderne neu konzeptualisiert werden muss.

    "Mediengesellschaft: Vereinzelung oder neue Formen der Gemeinschaftsbildung?" Die seit längerem beobachtete Individualisierung setzt sich fort. Gesamtgesellschaftlich ist weiterhin eine Auflösung traditioneller Bindungen zu erkennen. Neu ist, dass sich gleichzeitig die harten Konturen eines kohärenten Selbst auflösen. In Zukunft wird man von einem multiplen Ich oder von Identitätsfragmenten ausgehen müssen, wobei die Individuen stärker gefordert sind, an der Selbstkonstitution mitzuwirken. Das Individuum spaltet sich fortwährend, nimmt neue Inhalte und Formen an und wird somit zum "Dividuum". Es tauscht sich aus, begibt sich in immer neue Vielheiten, agiert vergleichbar der Logik des Computerspiels und der Soap Operas in Hotspot-Strukturen. Erkannt bzw. geoutet wird nur der Teil der Persönlichkeit, der angeklickt (angesprochen) wird. Bei der Herausbildung dieser Identitätsmuster spielen die Erfahrungswelten der audiovisuellen Medien eine bedeutende Rolle.

    "Migration und Jugendarbeit - in der Fremde daheim?" Migration wird zur alltäglichen Erfahrung für alle Beteiligten. Das Thema des Aufwachsens in der Einwanderungsgesellschaft verschiebt sich von den Rändern in die Mitte unserer Gesellschaft. MigrantInnen stellen vor allem unter den Kindern und Jugendlichen eine wichtige und weiter wachsende Gruppe dar und können daher nicht länger als ein gesondertes Thema der Jugendarbeit betrachtet werden. Vielmehr hat sie die Aufgabe, Angebote für alle Heranwachsenden bereit zu stellen und dabei MigrantInnen einzubeziehen. Der Vortrag wird auf Probleme moderner Zuwanderungsgesellschaften eingehen und Konsequenzen für die Jugendarbeit aufzeigen.

    "Partizipation - Anspruch oder Wirklichkeit?" Wenn in der Kinder- und Jugendarbeit von "Beteiligung", "Partizipation" oder "Teilhabe" die Rede ist, sind damit in der Regel unterschiedliche Formen politisch /gesellschaftlicher Beteiligung und Interessenvertretung gemeint. Diese können einen realen oder auch einen symbolischen Charakter haben. Sie sollen Kinder und Jugendliche an der Gestaltung ihrer unmittelbaren Lebenszusammenhänge beteiligen, sie in den Stand versetzen, an demokratischen Willensbildungsprozessen zu partizipieren oder auch an Planungsverfahren teilzuhaben. Beteiligung in diesem Sinne bedeutet, die demokratischen Spielregeln kennen und anwenden zu lernen.

    Podiumsdiskussion

    "Wo geht's hin mit der Jugendarbeit?" Fachleute aus Fachpraxis, Wissenschaft und Politik diskutieren die Zukunft der Kinder- und Jugendarbeit.
    Am Ende des Kongresses sollen namhafte Expertinnen und Ex-perten aus Jugendarbeit, Wissenschaft und Politik in einem Abschlusspodium Bilanz ziehen und sich mit Perspektiven, Chancen und Gefahren der zukünftigen Entwicklung der Kinder- und Jugendarbeit auseinandersetzen. Dabei wird die Stellung und zukünftige Rolle der Jugendarbeit ebenso zu klären sein wie anstehende Herausforderungen mit Blick auf eine zukunftsfähige Kinder- und Jugendarbeit, die als Anstöße zu ihrer innovativen Weiterentwicklung am Ende des Kongresses wichtige Impulse geben können.

    Zum Thema "Jugendarbeit am Beginn des 21. Jahrhunderts - Herausforderungen und Perspektiven" hält Birgit Fischer, Ministerin für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit in NRW, einen Abschlussvortrag.

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    Weitere Informationen: Wiebken Düx, Erich Sass, Tel. 0231- 755-6554, E-Mail: duex@fb12.uni-dortmund.de


    Weitere Informationen:

    http://www.fachkongress-jugendarbeit.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Pädagogik / Bildung, Politik, Psychologie, Recht
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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