Rund 430 Teilnehmer nahmen an der aktuellen HIS-Nutzertagung zu den Software-Lösungen HISinOne, HISconnect, SOS und ZUL in Potsdam am Templiner See teil. Die Nutzertagung der HIS GmbH bot in der langen Tradition von HIS-Nutzertagungen den Hochschulvertreter(inne)n eine gute Gelegenheit, sich mit Vertreter(inne)n anderer Hochschulen sowie den HIS-Expert(inn)en auszutauschen. Die Nutzertagung stand unter dem Schwerpunktthema „Standardisierung – Segen oder Fluch?“
Dabei eröffneten HIS-Geschäftsführer Wolfgang Körner und der stellvertretende Leiter der HIS-Hochschul-IT, Dr. Sven Gutow die Tagung mit dem Vergleich der „Verabschiedung vom Maßanzug“. Standardisierung sei ein Segen für den Austausch der Hochschulen untereinander sowie ein Segen für HIS, da sie das Ziel, die Software wartbarer zu machen, in greifbare Nähe rückt.
Den Reigen von 72 Veranstaltungen leitete eine von Dr. Edith Braun, Wissenschaftliche Leiterin des HIS-Instituts für Hochschulforschung, moderierte Podiumsdiskussion zum Thema „Management von Studierenden heute – Unbequeme Wahrheiten“ ein. Auf dem Podium vertreten waren Dr. Martin Winter, Ministerialdirigent Carsten Mühlenmeier, Dr. Jörn Alphei, Ludwig Ciesielski und Dr. Susanne Meyer. Dabei eröffnete Frau Braun mit drei Thesen das Podiumsgespräch (eine ausführlichere Zusammenfassung der Podiumsdiskussion ist unter http://www.hisinone.de/aktuelles/nutzertagung abrufbar):
1) Mit der Namensänderung der Studienabschlüsse auf Bachelor und Master ist es den deutschen Hochschulen gelungen, nichts am Hochschulsystem zu verändern, die tiefgreifende Reform ist ausgeblieben. Frau Braun zitierte dabei Dr. Martin Winter vom Institut für Hochschulforschung Wittenberg, u. a. Erstautor der Studie „Entwicklungen im deutschen Studiensystem“. Dieser These hielt Ministerialdirigent Carsten Mühlenmeier vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur entgegen, Bologna habe viel mehr erreicht als lediglich eine Namensänderung, u. a. habe die Reform die Lehre ins Zentrum des Augenmerks von Hochschulen und Gesellschaft gerückt sowie mit der Maßnahme, das Studium ein Stück weit zu verschulen, klare Linien ins Studium gebracht, wo diese bis dato fehlten.
2) Sind Vorabzulassungen möglicherweise ein legitimes Vorgehen der Hochschulen, um im Wettbewerb bestehen zu können? Dr. Susanne Meyer, stellvertretende Leiterin des Arbeitsbereichs Campusmanagement Service Süd-West, argumentierte, dass Gleichbehandlung und Chancengleichheit nicht unbedingt gewährleistet sind, wenn die „guten“ Studierenden gleich die Vorabzulassung annehmen und dann beispielsweise die Pole Position bei der Suche nach preiswertem Wohnraum belegen. Die Frage, ob die Vorabzulassung denn Erfolg versprechend sei, beantwortete sie mit der Prognose: Bewerber mit einer lokalen Präferenz werden bis zum Ende pokern, sich zunächst mit einer Vorabzulassung einschreiben, am nicht präferierten Ort aber dennoch letztendlich nicht unbedingt bleiben. Ludwig Ciesielski, Leiter des Sachgebiets Einschreib- und Prüfungswesen an der Universität Duisbug-Essen, stellte dar, dass die Vorabzulassung dort im letzten Wintersemester aus der Not heraus geboren wurde; teilweise wurden Studiengänge stark überbucht. Letztendlich hat das Nordrhein-Westfälische Wissenschaftsministerium diese Methode für alle NRW-Hochschulen legalisiert. Als Vorteile führte Herr Ciesielski an, den Studienbewerbern wie den Fakultäten auf diese Weise möglichst früh Planungssicherheit zu ermöglichen und plädierte dafür, dass Vorabzulassung legitim sei, aber nicht unbedingt etwas damit zu tun habe, im Wettbewerb bestehen zu können. Carsten Mühlenmeier nahm hierzu eine diametral entgegen gesetzte Position ein: Aus seiner Sicht ist die Vorabzulassung nicht zulässig, da die Chancengleichheit für alle gefährdet sei. Es handele sich bei der Vorabzulassung um falsch verstandene Hochschul-Autonomie – die Rahmenbedingungen an den Hochschulen müssten auf alle Bewerber, nicht nur auf die Allerbesten eingehen. Dr. Jörn Alphei, Leiter Studium der Abteilung Studium und Lehre an der Universität Göttingen, verwies – abgesehen von der rechtlichen Problematik – auf das Risiko, die Zulassungen nach Erteilung nicht wieder zurückziehen zu können. Gründe, solche Lösungen überhaupt in Erwägung zu ziehen, seien am ehesten in der spezifischen Situation einer Hochschule zu suchen. Er stellte in Frage, ob sich durch Vorabzulassung an der Studienortsentscheidung und dem Annahmeverhalten der Bewerberinnen und Bewerber tatsächlich etwas verändert und verwies auf die Gefahr, bei den Bewerberinnen und Bewerbern eher Verwirrung zu stiften.
3) „Ist es unter Umständen so, dass im Zuge der Bologna-Reform der Bachelor den neuen FH-Abschluss darstellt und der Master der neue Uni-Abschluss ist? Wird eine alte Trennung neu zementiert?“ Carsten Mühlenmeier beantwortete die These mit einem dezidierten Nein, und brachte die so genannten Eignungsabklärungen ins Gespräch ein; noch gebe es allerdings kein Problem beim Übergang vom Bachelor zum Master. Bei teils gängigen Mechanismen der Grenzziehung zwischen FH und Universität helfe es nur, diese Grenzen aufzulösen – etwa durch Programme zur verstärkten Zusammenarbeit. Dr. Jörn Alphei wies auf bestehende Kooperationen am Standort Göttingen hin und hob hervor, dass eine zeitgemäße Differenzierung der Hochschulen eher kooperativ als hierarchisch sein sollte. Auch Ludwig Ciesielski betonte, es bleibe noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, die Hochschulen insgesamt befänden sich jedoch auf einem guten Weg. Dr. Susanne Meyer rekurrierte auf HIS-Absolventenuntersuchungen, die ergaben, dass erheblich mehr Bachelor-Absolventen von Universitäten den Master anstreben, während der Trend zum Einstieg ins Berufsleben bei Fachhochschul-Bachelors ausgeprägter sei.
In ihrem Schlusswort zeigte sich Frau Dr. Braun zuversichtlich, dass auch in naher und fernerer Zukunft die HIS-IT ebenso wie die empirisch fundierte Forschung des HIS-Instituts für Hochschulforschung (HIS-HF) ebenso geschätzt wie gebraucht werden, um weiterhin auch unbequeme Wahrheiten abzubilden und Probleme zu lösen.
Wolfgang Körner, Geschäftsführer der HIS GmbH, und Dr. Uwe Hübner, Leiter der Hochschul-IT zeichneten in klaren Worten für die Zuhörer die angestrebten Perspektiven für HIS und die HIS-Hochschul-IT vor. Es ist vorgesehen, die Hochschul-IT als Genossenschaft weiterzuführen, von der die bisherigen Abteilungen für Hochschulforschung, Hochschulbau und -entwicklung in einem weiteren Schritt abgespalten werden und als Institut für Hochschulforschung und -entwicklung auf einen eigenen Rechtsträger übergehen. Dies setzt voraus, dass die Gemeinsame Wissenschafts-Konferenz die Zukunft von HIS auf politischer Ebene behandelt und Grundsatzentscheidungen trifft, deren operative Umsetzung dann Gegenstand einer gemeinsamen Sitzung der HIS-Gremien Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung sein soll. Hauptziel der Umwandlung der IT in eine Genossenschaft ist, eine angemessene Mitsprache der Hochschulen bei der Geschäftspolitik und strategischen Steuerung der HIS-IT sicherzustellen. Bislang sind die Hochschulen nur randständig an der Governance von HIS beteiligt – ein strukturelles Defizit, welches das Konzept einer gemeinnützigen Genossenschaft beseitigen soll.
HIS-Nutzertagung vom 8. bis 10. April 2013 in Potsdam
None
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
fachunabhängig
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).