An der Erforschung des antiken Olympia sind Archäologen der Universität Würzburg beteiligt. Dabei bewegt sich Prof. Dr. Ulrich Sinn, Inhaber des Lehrstuhls für Klassische Archäologie, als Leiter einer international besetzten Forschergruppe abseits der vertrauten Bahnen: Sein Interesse gilt nicht der "Blütezeit", sondern dem Ende des Kultplatzes Olympia.
Wenn die Mitarbeiter dieses Forschungsprojekts im Rahmen einer Tagung vom 24. bis 27. Juni in Würzburg ein Resümee ihrer bisherigen Arbeit ziehen, werden sie Olympia eine um viele Jahrhunderte längere Glanzzeit bescheinigen können als man bislang annahm. Das internationale Kolloquium "Olympia in der römischen Kaiserzeit und Spätantike" findet in den Räumlichkeiten im Südflügel der Residenz statt und wird von einer Sonderausstellung begleitet.
Das antike Griechenland geriet seit dem 2. Jahrhundert vor Christi Geburt unter den politischen Einfluß der Römer. Ging mit dem Verlust der politischen Eigenständigkeit ein kultureller Niedergang einher? In der Forschung galt eine solche Entwicklung laut Prof. Sinn als gesichert. Gerade auch Olympia schien vom negativen Einfluß durch die Römer geprägt gewesen zu sein.
Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesen letzten Jahrhunderten in der Geschichte Olympias habe aber bisher nicht stattgefunden. "Solche Untersuchungen schienen unergiebig - und wer beschäftigt sich schon gern mit Epochen der Dekadenz?", so der Würzburger Archäologe, der sich seit 1987 mit der Spätgeschichte Olympias befaßt. Neben Spezialisten aus zehn deutschen Universitäten und Forschungsinstitutionen wirken Gelehrte aus Griechenland, Italien, Österreich, Ungarn sowie den USA an dem interdisziplinären Projekt mit.
Zu dessen überraschendsten Ergebnissen, so Prof. Sinn, gehöre die Erkenntnis, daß sich der vormalige Kultplatz des Zeus nach der Schließung des Heiligtums im frühen 5. Jahrhundert nach Christi Geburt unverzüglich in eine Landgemeinde verwandelte, die mit einer Vielzahl von Handwerksbetrieben und dem Vertrieb landwirtschaftlicher Produkte eine Stätte pulsierenden Lebens blieb.
Mit seinen diesbezüglichen Untersuchungen habe der Würzburger Archäologe Dr. Thomas Völling Olympia in den Rang einer der am besten bekannten Orte des frühbyzantinischen Griechenland erhoben. Zu den umstrittenen Punkten, die bei der Tagung in der Residenz diskutiert werden, gehört die Frage, ob die Tradition der sportlichen Wettkämpfe auch in der christlich geprägten Landgemeinde fortgeführt wurde.
Das Würzburger Forschungsprojekt ist eingebettet in die Olympia-Grabung des Deutschen Archäologischen Instituts, das die gesamten Kosten trägt und auch das Kolloquium mitfinanziert. Daß sich in diesem Rahmen alle Mitarbeiter und eine zusätzlich eingeladene Expertengruppe treffen können, wurde auch durch die Unterstützung des Universitätsbundes möglich. Für die Archäologiestudenten bildet das Kolloquium einen zusätzlichen Bestandteil des Lehrangebots. Jeder Kolloquiumstag soll mit einem öffentlichen Vortrag im Toscanasaal enden.
Aus Anlaß des Kolloquiums haben Prof. Sinn und Dr. Völling mit Studierenden die Sonderausstellung "Aus der Welt der Römer. Zeugnisse aus der römischen Kaiserzeit und Spätantike im Martin-von-Wagner-Museum" vorbereitet. Die Ausstellung wird zeitgleich mit dem Kolloquium am Mittwoch, 24. Juni, um 18 Uhr im Toscanasaal der Residenz eröffnet und ist, bei freiem Eintritt, bis 3. Oktober zu sehen. Die Festrede zur Eröffnung hält der Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts, Prof. Dr. Helmut Kyrieleis. Er spricht über das Thema: "Zur frühesten Geschichte des Heiligtums von Olympia. Neue Ergebnisse der Ausgrabungen am Pelopion".
Kontakt: Prof. Dr. Ulrich Sinn, Telefon (0931) 31-2865, Fax (0931) 13037, E-Mail:
arch001@mail.uni-wuerzburg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Philosophie / Ethik, Religion
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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