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19.09.2002 14:42

Wenn das Bild im Lauf der Zeit zum Zerrbild wird

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    SFB "Ereignis Weimar-Jena" veranstaltet am 20./21. September zum Thema "Rezeptionsrezeption" eine Tagung an der Universität Jena

    Jena (19.09.02) Jeder hat ein Bild seiner Zeit. Doch Jahre später wird gerade diese Periode vielleicht völlig anders gesehen. Das Bild verändert sich im Lauf der Zeit. So ist das heute weiter verbreitete Bild der Naturwissenschaften, die um 1800 in Jena im Umkreis der romantischen Naturphilosophie Friedrich Schellings entstanden, erst 40 Jahre später geprägt worden. Es spiegelt Auseinandersetzungen wider, die fast ein halbes Jahrhundert danach zwischen deutschen Naturwissenschaftlern stattfanden. Die "romantische Naturwissenschaft" - oder deren Zerrbild - diente hier als Folie dafür, wie Naturwissenschaft auf keinen Fall sein sollte: schwärmerisch, maßlos, unexakt, spekulativ. In Reaktion darauf wurde wiederum ein Gegenbild von der romantischen Naturwissenschaft als der "anderen", besseren Wissenschaft entwickelt. Sie sei im Gegensatz zum kalten Mechanismus der vorherrschenden Wissenschaften ganzheitlich, einfühlsam und ohne deren zerstörerische Wirkung gewesen - gleichermaßen ein Zerrbild.

    Ab morgen (20.09.) veranstaltet der Sonderforschungsbereich (SFB) "Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800" der Friedrich-Schiller-Universität im Jenaer Ernst-Haeckel-Haus eine zweitägige Tagung zu dieser Problematik. Unter dem Titel "Rezeptionsrezeption" wird über die Aufnahme oder Rezeption historischer Ereignisse und die Überlieferung dieser Rezeptionen diskutiert.

    "Jede Epoche neigt dazu, die vorausgegangenen historischen Ereignisse unter einer spezifischen Sichtweise zu betrachten", erklärt Dr. Gerhard Wiesenfeldt vom Ernst-Haeckel-Haus. "Häufig genug geschieht es dabei, dass diese Sichtweise das Bild des Ereignisses selbst überlagert. Spätere Generationen nehmen diese Sicht dann auf, ohne zu erkennen, dass sie nicht mehr das Ereignis selbst, sondern den im Nachhinein geschaffenen Blick auf das Ereignis aufnehmen", so der Wissenschaftshistoriker von der Uni Jena. Man spricht dann gerne von dem "eigentlichen" oder dem "wahren" Charakter des Ereignisses, bezieht sich aber doch auf eine bestimmte Sichtweise.

    Während der Tagung im Ernst-Haeckel-Haus sollen vor allem methodische Fragen erörtert werden, wie die unterschiedlichen Bilder historischer Ereignisse analysiert, verglichen und zueinander in Beziehung gesetzt werden können, und in welchem Verhältnis die Bilder zum jeweils ursprünglichen Ereignis stehen. Das Ziel der Tagung ist, ein besseres Verständnis für die verschiedenen Zugangsweisen zum historischen Ereignis Weimar-Jena zu erlangen.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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