DGVS fordert Aufnahme von Lebertest in Gesundheits-Check
Ab 35. Lebensjahr regelmäßig die Leberwerte prüfen
Berlin – Mit einem einfachen und kostengünstigen Bluttest können Erkrankungen der Leber bereits im Frühstadium erkannt und wirksam behandelt werden. Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) fordert deshalb, die Bestimmung des Leberwerts ALT in den „Check-up 35 plus“ aufzunehmen, den die gesetzlichen Krankenversicherungen allen Mitgliedern ab einem Alter von 35 Jahren anbieten. Der Entstehung unheilbarer Lebererkrankungen wie der Leberzirrhose und dem Leberzellkrebs könnte so wirksam vorgebeugt werden, so die Experten.
„Viele Menschen in Deutschland haben erhöhte Leberwerte und tragen somit das Risiko, eine schwere Lebererkrankung zu entwickeln“, erklärt Professor Dr. med. Stefan Zeuzem, Vorstandsmitglied der DGVS aus Frankfurt. Doch leider werde das Problem oftmals zu spät erkannt. „Eine einfache Präventionsmaßnahme wie die Kontrolle des Leberwertes ALT könnte vielen Menschen das Schicksal ersparen, an unheilbaren Spätfolgen wie einer Leberzirrhose oder Leberzellkrebs zu erkranken“, ist Zeuzem überzeugt. Denn oftmals sind Lebererkrankungen im Frühstadium gut behandelbar.
Die Alanin-Aminotransferase, ALT, gehört zu den Enzymen, die in den Leberzellen Stoffwechselaufgaben erledigen. Bei einer Schädigung gelangen sie ins Blut. Sie sind dann in einer Blutprobe nachweisbar. „Unter den verschiedenen Leberwerten ist die ALT zur Früherkennung besonders gut geeignet, da sie frühzeitig im Blut nachweisbar ist“, erklärt Zeuzem, Direktor der Medizinischen Klinik 1 am Universitätsklinikum Frankfurt. Die ALT-Testung sei zudem einfach, in jedem Diagnostiklabor als Standard etabliert und extrem kostengünstig.
In einer gemeinsamen Stellungnahme der DGVS, der Deutschen Leberhilfe, der Deutschen Leberstiftung und eines Facharztes für Allgemeinmedizin fordern Professor Zeuzem und Kollegen nun die Aufnahme von ALT in den „Check-up 35 plus“. Die Experten sind überzeugt, dass die Aufnahme des Wertes in die Vorsorgeuntersuchung hohe Folgekosten vermeiden würde, die mit der Behandlung fortgeschrittener Lebererkrankungen einhergehen. Professor Zeuzem: „Außerdem würde verhindert, dass Patienten mit unerkannter Virushepatitis unwissentlich andere Menschen anstecken.“
Die häufigste Ursache für erhöhte Leberwerte ist eine Fettleber infolge von Übergewicht oder Alkoholkonsum. Aber auch die Viruserkrankungen Hepatitis B und C sind in Deutschland weit verbreitet. Ein erhebliches, bisher allgemein unterschätztes Gesundheitsproblem sind aus Sicht der DGVS Leberschäden durch Medikamente. „Bei stationären Patienten kann in mehr als einem Prozent eine medikamentös-toxische Leberschädigung diagnostiziert werden“, erklärt Experte Zeuzem.
Die DGVS hat in der Vergangenheit bereits mehrfach die Aufnahme des ALT-Tests in den „Check-up 35 plus“ gefordert. Das geplante Präventionsförderungsgesetz wäre ein guter Anlass, dies nachzuholen. „Die Menschen vertrauen darauf, dass sie durch den „Check-up 35 plus“ ein wirkungsvolles Präventionsangebot erhalten“, sagt Professor Zeuzem. Bislang werden dabei Cholesterin- und Zuckerwerte im Blut getestet.
Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.
http://www.dgvs.de
Literatur:
Gemeinsame Stellungnahme der DGVS, der Deutschen Leberhilfe, der Deutschen Leberstiftung und eines Facharztes für Allgemeinmedizin zur Aufnahme des ALT-Wertes in den „Check-up 35“ plus im Rahmen des Präventionsförderungsgesetzes
Zeitschrift für Gastroenterologie 2013; 51(3): 301–305
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