Die Universität Heidelberg und die Firma Novartis haben heute, am 3. Mai 2013, einen Vertrag zur Fortsetzung einer seit 2007 bestehenden „private-public partnership“ unterzeichnet. Die unter dem Namen European Treatment and Outcome Study (EUTOS) vereinbarte Kooperation hat zum Ziel, Ursachen und Verlauf der chronischen myeloischen Leukämie (CML), einer bösartigen Erkrankung des Blutbildenden Systems, besser zu verstehen und die Therapiebedingungen der Patienten in Europa und weltweit zu verbessern. Novartis wird dafür weitere 6 Millionen Euro zur Verfügung stellen, über 18 Millionen Euro sind bereits in das Projekt geflossen.
Projektpartner in Heidelberg ist das European LeukemiaNet, ein europaweiter Zusammenschluss der führenden Expertengruppen im Bereich der Leukämien, der in der Mannheimer Klinik für Hämatologie durch die Arbeitsgruppe von Professor Dr. Rüdiger Hehlmann koordiniert wird. Derzeit arbeiten fast 200 Institutionen aus 39 Ländern im European LeukemiaNet zusammen.
Als zentrales Projekt wird ein Register gefördert, in dem Personen bezogene Daten, Behandlungsarten und -erfolge von 7000 europäischen CML-Patienten seit 2007 anonymisiert gesammelt werden. In den kommenden zwei Jahren werden diese Daten ausgewertet und auf dieser Grundlage die bisher gültigen Therapieempfehlungen weiterentwickelt. Professor Hehlmann ist sich sicher: "Die jüngste Forschung zeigt, dass die persönlichen Konstellationen des Patienten, wie beispielsweise Alter, Geschlecht, Lebensumfeld, ethnisch bedingte genetische Abweichungen, einen großen Einfluss auf den Behandlungserfolg haben. Eine individuell auf den Patienten zugeschnittene Therapie wird insbesondere Patienten, die auf die bisherigen Behandlungsverfahren nicht ansprechen, ein längeres Überleben ermöglichen und einer Heilung der CML näher bringen."
Der Nachweis der CML und damit einhergehender genetischer Abweichungen erfolgt durch hoch sensitive Untersuchungsverfahren. Auf Grundlage der Laborergebnisse wird die Therapieform und -intensität für den Patienten festgelegt. Daher ist die Überprüfung der Arbeitsqualität und Standardisierungen der Untersuchungsprozesse in den über den gesamten europäischen Raum verteilten Laboratorien auf hohem Niveau ein weiteres Ziel der Zusammenarbeit. Bislang wurden mehr als 60 europäische Labore, die die hohen Standards erfüllen, durch das European LeukemiaNet zertifiziert, weitere 30 sollen in den kommenden zwei Jahren folgen. Ziel ist es, mindestens ein Referenzlabor pro Land in Europa zu qualifizieren. Allein in Deutschland gibt es zwölf Labore, die sich um die Standardisierung bemühen.
Ein dritter Schwerpunkt der Kooperation ist die Weitergabe von Expertenwissen und der neuesten Forschungsergebnisse an die behandelnden Ärzte. Dazu zählen beispielsweise Veranstaltungen zur Ausbildung junger Hämatologen, Informations- und Weiterbildungsangebote via Internet, regelmäßige wissenschaftliche Newsletter sowie die Finanzierung von Expertentreffen.
"Das European LeukemiaNet und das EUTOS Projekt sind weltweit bekannt und anerkannt. Wir freuen uns, dass Novartis unser Ziel weiter unterstützt, jedem Patienten in Europa die bestmöglichste Therapie zu ermöglichen", erklärt Dr. Susanne Saußele, Leiterin der Netzwerkzentrale in Mannheim und Projektpartnerin im EUTOS-Programm.
Die Projektpartner
Das European LeukemiaNet wurde als sogenanntes „Excellenznetzwerk“ nach seiner Gründung im Jahr 2004 zunächst von der Europäischen Kommission gefördert. Es handelt sich um einen Zusammenschluss der führenden Expertengruppen Europas auf dem Gebiet der akuten und chronischen Leukämien. In dem Netzwerk sind 194 Zentren aus 39 Ländern mit mehr als 1.000 Ärzten und Wissenschaftlern organisiert, die rund 50.000 Leukämie-Patienten betreuen. Ziele sind bessere Forschungsergebnisse durch engere Zusammenarbeit sowie der Wissenstransfer aus der Forschung an die behandelnden Ärzte weltweit.
Die Firma Novartis ist eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich der Leukämietherapie. Vor elf Jahren wurde der Wirkstoff Imatinib unter dem Handelsnamen Glivec für die Leukämietherapie in Deutschland zugelassen. Während in der Prä-Imatinib-Ära die meisten Patienten drei bis vier Jahre nach der Diagnosestellung starben, leben heute unter Behandlung mit Imatinib und ähnlichen Wirkstoffen nach zehn Jahren noch 83 Prozent der CML-Patienten.
Chronische myeloische Leukämie
Bei der chronischen myeloischen Leukämie (CML) handelt es sich um eine Störung des Blutbildenden Systems, die sich im Anfangsstadium oftmals unbemerkt entwickelt. Symptome können Abgeschlagenheit, Müdigkeit oder Gliederschmerzen sein. Unbehandelt führt die CML binnen weniger Jahre zum Tod. Kennzeichnend für die Erkrankung ist die unkontrollierte Ausschwemmung nicht funktionsfähiger, unreifer weißer Blutkörperchen. In Europa erkranken jährlich etwa 5.000 bis 10.000 Menschen neu an CML.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsprojekte, Kooperationen
Deutsch
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