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24.09.2002 12:06

Psychologie in Deutschland

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Presserklärung des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (Prof. Dr. Rainer K. Silbereisen, Friedrich-Schiller-Universität Jena) anlässlich des 43. Kongresses der Gesellschaft, Berlin 22.-26.09.2002

    Berlin/Jena (24.09.02) Die Psychologie gehört - schon an der studentischen Nachfrage gemessen - zu den erfolgreichen wissenschaftlichen Fächern. In diesem Jahr hat sie mit mehr als 14.000 Studienplatzbewerbern den höchsten Stand seit 30 Jahren (4 Bewerber je Platz) erreicht, und die bereits vergleichsweise niedrige Arbeitslosigkeit von Psychologinnen und Psychologen hat weiter abgenommen.

    Was die Forschung und Anwendung anbelangt, bietet die Psychologie eine Vielzahl neuer Erkenntnisse von großer praktischer Bedeutung für drängende Probleme unserer Zeit. Hierfür drei Beispiele: Erstens, angesichts der Globalisierung des Wirtschaftslebens und der Erhöhung der Lebenserwartung müssen Menschen bis ins hohe Alter selbstverantwortlich aktiv bleiben, bei der Arbeit wie im Privatleben. Dies verlangt eine bislang ungewohnte lebenslange Offenheit gegenüber Innovation im Denken und Handeln. Erkenntnisse der Psychologie sind die Voraussetzung für die Schaffung entsprechender Programme und Institutionen zur Förderung lebenslang flexibler Entwicklung.

    Zweitens, die Welt der Globalisierung hat zugleich eine Zunahme der Konflikte zwischen sozialen Gruppen gebracht, sei es in Arbeit und Freizeit oder im Miteinander der Völker. Die Psychologie hat Erkenntnisse, nach welchen Prinzipien solche Konflikte entstehen und wie man ihnen abhelfen kann. Der Anlass liegt nämlich oft in der Bevorzugung von Mitgliedern der eigenen Gruppe, weil durch die Gruppenidentität auch das Selbst an Ansehen gewinnt. Konflikte lassen sich entschärfen, wenn Identitäten so korrigiert werden, dass sie Gegensätze vereinen können (man ist nicht Ost- oder Westdeutscher, sondern Europäer).

    Drittens, die Psychologie hat Wege gefunden, wie man selbst Jahre nach einem schweren Schlaganfall die Beweglichkeit der betroffenen Körperregionen wiedergewinnen kann. Hierfür werden die traumatischen Veränderungen des Gehirns durch entsprechende Verhaltenstrainings teils rückgängig gemacht. Die hier genutzte Plastizität des Gehirns, auch jenseits von Kindheit und Jugend, ist darüber hinaus eine Erkenntnis von großer Tragweite. Neuanpassungen an geänderte gesellschaftliche Umstände können hier ansetzen.

    Solche und viele andere Erkenntnisse werden in internationaler Kooperation gewonnen. Hier müssen wir insgesamt in Deutschland und auch in der Psychologie noch besser werden. Wir erfahren nämlich gegenwärtig, dass uns der beste wissenschaftliche Nachwuchs ins Ausland verlässt, unter anderem wegen zu vieler Barrieren gegen rasche Karrieren und zu geringer Sachorientiertheit in der Förderung.

    Dies schreckt auch die Besten aus dem Ausland ab nach Deutschland zu kommen, und im Ergebnis haben wir ungeachtet der globalisierten Welt Institute ohne jede Beteiligung ausländischer Wissenschaftler. So aber kann man keine internationalen Studiengänge anbieten, dank derer auch die Mobilität der deutschen Studierenden erhöht würde.

    Um die internationale Forschungskooperation zu befördern bedarf es auch einer besseren Infrastruktur - um Bedingungen lebenslanger Handlungsflexibilität, Verfahren zur Lösung von Konflikten zwischen sozialen Gruppen oder Möglichkeiten der Rehabilitation nach Hirnschädigungen zu erforschen, werden interdisziplinäre Kompetenzzentren für die Planung groß angelegter Studien, Archive für Daten und Methoden mit wissenschaftlicher Betreuung sowie moderne Großgeräte zur Forschung über das Wechselspiel zwischen Gehirn und Verhalten benötigt, die es bis heute in der deutschen Psychologie nicht in hinreichender Zahl gibt. Wir benötigen die Unterstützung der Politik für den Ausbau der Infrastruktur, wollen wir nicht hinter Ländern wie den USA, aber auch den Niederlanden oder dem Vereinigten Königreich zurückfallen.

    Um die Internationalisierung voranzutreiben, sind weiterhin Qualitätskontrollen wichtig - wer besser als andere sein will, muss seine Konkurrenten kennen lernen und zwar weltweit. Die Psychologie ist hier, wie auch in der Planung ihrer Programme für Forschung und Ausbildung, auf einem guten Weg. In der Zukunft werden die über 40 Universitäts-Institute in Deutschland ihr Profil durch Schwerpunktbildung in Forschung und Anwendung stärken und damit ihre Angebote für alle Interessierten im In- und Ausland transparenter machen.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Psychologie
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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